Meine Lieben,
verrückt, in meinem Telefon habe ich 755 Kontakte gespeichert; es sagt mir zwar, daß da drei Duplikate dabei sind, aber dann sind es ja immer noch 752.
Das ist doch eine ganze Menge.
Jetzt könnte ich ja einige löschen, die, die ich schon seit Jahren nicht mehr gedrückt habe. Vielleicht stimmen die auch schon gar nicht mehr, entweder weil der Besitzer dieser Nummernreihe sie gelöscht, eine neue beantragt oder sich einfach in ein anderes Leben verabschiedet hat.
Also warum nicht?
Jeder Namen ist eine kleine Erinnerung, mag es geschäftlich oder persönlich sein; es ist ein Teil meines Lebens. Übrigens ist geschäftlich ja eigentlich auch persönlich; man hatte sich ja etwas zu sagen, war über einen gewissen Zeitraum in mehr oder weniger intensivem Kontakt.
Nicht, daß ich jetzt diese Liste andauernd durchschaue, aber manchmal bleibe ich doch zufällig irgendwo hängen und dann fällt mir dies und das ein.
Yves – er lebt jetzt wieder in Frankreich. Ich glaube im Süden, falls er noch unter uns weilt, denn irgendwann hatte ich erfahren, er wäre sehr krank.
Das war aber schon vor einer ganzen Weile. Yves war jetzt so ein geschäftlicher Kontakt, der dann nach einiger Zeit ein persönlicher war. Der Business-Teil hatte mit EDV zu tun, ich glaube heute sagt man nur noch IT, der persönliche eine zeitlich begrenzte Freundschaft.
Von ihm habe ich immer noch eine Flasche Rotwein – logischerweise französischen – im Keller.
Wir machten mal eine Sammelbestellung und ich nahm ihm zwölf Flaschen ab, und wie gesagt, eine ist immer noch da.
Für die Kenner unter euch: Es ist ein Grand Listrac aus dem Jahre 1997.
Wahrscheinlich ist der schon hinüber und nicht mehr trinkbar.
Lawrence – wer war jetzt denn Lawrence? Keine Ahnung, soll ich ihn löschen?
Ach was, ich lass den da mal ausruhen; vielleicht kommt mir beim nächsten Treffen in den Sinn, wer er war oder ist.
„Ah, den kenne ich“ und auch bei ihr weiß ich auch wer sie ist.
„Oh“ und diese könnte ich mal wieder anrufen. Habe ich dann auch gemacht, wir haben uns beide gefreut und fast eine Stunde miteinander gesprochen.
Viel zu selten tut man das, zögert es zu lange hinaus, die Zeit vergeht wie im Fluge und wenn man Pech hat, ist es irgendwann zu spät.
Laßt uns die Gegenwart nutzen! Die Vergangenheit wird immer größer und im gleichem Verhältnis wird die Zukunft kleiner.
Darüber mache ich mir jetzt aber keine Sorgen, ich lebe das Jetzt und trotzdem macht es auch unglaublich Spaß in Vergangenes einzutauchen und nochmal zu erleben, wie das war.
Meine Eltern haben mich vom Urlaub abgeholt.
Dem Vati wollte ich unbedingt zeigen, wie gut ich jetzt schwimmen gelernt hatte. Auf der Heimfahrt hielten wir spontan am Ortsausgang beim Freibad, er und ich lösten ein Karte, die Mutti blieb im Auto zurück, sie war jetzt nicht eine ausgesprochene Wasserratte.
Er schwamm neben mir her und ich war unglaublich stolz, dass es so hervorragend klappte. Er hat sich auch sehr für mich gefreut. Ich spüre heute noch diesen Stolz und die unglaubliche Befriedigung.
Mit nassen Haaren stiegen wir ins Auto und ab ging’s nach Hause.
Ob der Hassan noch immer in Saudi arbeitet? Er wollte immer nach Dubai versetzt werden, leider war zu meiner Zeit nie eine Position frei.
Kennengelernt habe ich ihn in Ägypten, später war er im Libanon; da wird er jetzt hoffentlich nicht wieder sein. Wie gesagt, dann doch lieber im Moment in Saudi.
Hoffentlich durchschlägt irgendwann jemand diesen gordischen Knoten, damit alle, alle dort unten aufatmen und in ein friedliches Leben eintauchen können.
Wir sind doch alle nur Menschen, mit ähnlichen Wünschen, es kann doch nicht so schwer sein, sich zu verstehen und großzügig miteinander umzugehen.
Den habt ihr bestimmt schon jahrelang nicht mehr gehört, wenn überhaupt – passender Song aus den 60ern/70ern
Ich wünsche euch einen friedvollen Sonntag.
Streitet nicht, haltet zusammen und paßt auf euch und alle anderen auf.
Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard/Papa/Opa
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