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Wildnis

Meine Lieben,

da hängt es nun; ich nenne es das unendlich Auge, vielleicht auch das ewige Auge.

Es ist ein ovales Stück Metall, aus lauter kleinen, aneinander gesetzten, feinen, glänzenden, in sich gedrehten Drähten. Es balanciert im Wind vor dem Fenster und man hat immer wieder das Gefühl es blickt einen an, blickt in die Zukunft und wieder zurück.

Unendliche, ewige, fortdauernde Bewegung.
Ich hatte es aufgehängt, nachdem sich im Frühsommer der eine oder andere Jungvogel bei Flugübungen am Fenster den Hals gebrochen hat.
Dieses schimmernde Auge war die Warnung, daß man hier bitte vorsichtig fliegen sollte.
Hat auch funktioniert.

Jetzt im November sind die Flugübungen abgeschlossen; also habe ich es über den Winter abgehängt, nicht, daß es rostet. Zudem schlägt es bei stärkerem Wind immer an die Scheibe; das hat diese auch nicht gerne.

Ich hatte dieses Auge im Keller wiederentdeckt, wie man so oft in Kellern etwas entdeckt, daß man fast schon vergessen hatte. Es hing schon vor über 50 Jahren an einem dünnen Nylonfaden in meinem Zimmer.
Das Zimmer war unter dem Dach mit schrägen Fenstern, die man aufstellen konnte. Bei Regen hatte ich das Gefühl ich schlafe in einer Hütte in der Wildnis, weil der Regen recht heftig auf die Fenster trommelte.

Das war immer herrlich, so alleine in der Wildnis, unter einem schützendem Dach, es war aus dicken Palmenblättern, man mußte aufpassen, daß man sie richtig übereinander legte, weil es sonst passieren konnte, daß der Regen einem in die Schlafstätte, tropfte.

Die in der Dunkelheit leuchtenden Augen der wilden Tiere, welche die offene Palmhütte umstrichen, machten mir keine Angst, denn das kleine Feuer in der Mitte hielt sie davon ab, näher zu kommen.
Aber irgendwie ein bißchen unheimlich war es schon.

Mit angezogenen Beinen kuschelte ich mich tiefer unter meine Bettdecke, versteckte mich bis über den Kopf unter ihr, lauschte dem prasselten Regen und war froh, daß die ganz Welt draußen blieb.

Das Herz bleibt ein Kind ( Theodor Fontane).

Und ich denke, das ist gut so! Auf diese Weise muß man sich nicht ändern und verbiegen; es ist manchmal schon schwer genug sich selbst zu sein!

Ich wünsche euch einen wunderbaren Tag, mit Zeit, die nur euch gehört und genießt die Rolling Stones! #

Ach so und ganz gleich wie die Wahlen über dem großen Teich ausgingen, denkt an einen ehemaligen Fußballtrainer der Eintracht, der sagte nämlich:
„Lebbe geht weiter!“

Paßt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen.

Lieben Gruß aus London.

Euer Eckhard/Papa/Opa

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