Meine Lieben,
ich hab eine Menge Bücher zuhause, die meisten auch gelesen; die stehen dann in der großen Bibliothek (ein schönes Regal, das wir mal in Zürich gekauft haben).
Viele andere sind in anderen Regalen untergebracht, sortiert unter den Rubriken, ‚Nicht-so-wichtig’ und ‚Noch-zu-lesen‘.
Für Urlaubsreisen bediene ich mich dann meist aus diesen beiden Regalen. Meist nehme ich nur Taschenbücher mit und es geht mir hier wie mit Hemden, Hosen, Pullis, T-Shirts, meist viel zu viel dabei!
Die Klamotten braucht man meist nicht alle und das, was man bräuchte, hat man nicht dabei! Das ersteht man dann für teueres Geld in der Hotel-Boutique.
Mit den mitgenommen Büchern ist es ähnlich, das halb Gelesene, Spannende vergißt man vor lauter Aufregung beim Aussteigen im Flieger; für die anderen hat man nur sporadisch Zeit. Entweder man befindet sich unter Wasser, auf steilen Wanderpfaden, in Museen oder ist einfach zu müde von all diesen Unternehmungen und speziell nach dem guten Abendessen, dem Rotwein und dem „Absacker“ an der Bar einfach zu erledigt, um die Gehirnwindungen zu strapazieren.
Kürzlich habe ich ein Buch angefangen aus der ersten Kategorie, fand das ganz ok, nicht besonders, aber ok.
Ich war mir sicher, daß ich es noch nie in der Hand hatte.
Irgendwann in der Mitte des Buches fand ich dann, einen Absatz gehighlighted, (was für ein Ungetüm, ich meinte angestrichen) von mir in vergangenen Zeiten.
Hatte total vergessen, daß ich mich schon mal durch die Sätze gelesen habe. Da sieht man mal wieder, wie Unwichtiges doch vielleicht verschwindet und warum das Büchlein in der ersten Kategorie Nicht-so-wichtig stand.
Genau aus dieser hatte ich aber auch ein anders in der Hand, schlug es auf. Eine Widmung sprang mich an. „Herrn Hofsäß, mit Dank und allen guten Wünschen, Wolfgang Jacobi 12.3.95“
Das war der Geschäftsführer eines Pharmaunternehmens bei dem ich meine erste eigenverantwortliche Führungsposition für den Personalbereich hatte.
Zu diesem Zeitpunkt war er schon nicht mehr Geschäftsführer.
Er war auch nicht derjenige der mich einstellte, das war sein Nachfolger. Er war schon auf dem Altenteil und kam in der Anfangszeit mal ab und zu vorbei.
Apropos Altenteil, so alt war er nicht, aber wie das so ist in Niederlassungen von großen Konzernen, er war dann irgendwann entsorgt worden, eben aufs Altenteil, man nennt das dort auch gerne „garden leave“.
Meist ist das ja so, daß diese Unternehmertypen, die Niederlassung aufgebaut haben, selbstredend erfolgreich waren, aber das Unternehmen dann später führten wie ein Königreich.
Man konnte sich gut stellen mit dem König, dann war alles in Ordnung Wenn das nicht klappte, hatte man schlechte Karten und mußte früher oder später das Handtuch werfen.
Es kommt dann eine neue Führungskraft und irgendwie geht es dann ähnlich weiter – als Mitarbeiter bildet man sich immer ein, ein Unternehmen wäre eine Demokratie, ist es aber nicht, auf jeden Falls nicht so ganz.
In der Politik ist es ja ein bißchen besser, da kann man alle vier Jahre an- oder abwählen; während der vier Jahre ist es dann meist ähnlich wie im Unternehmen; wer liest schon vorher die ganzen Programme, um zu wissen auf was er sich einlässt.
Auf jeden Fall habe ich dann doch mal das Büchlein von Herrn Jacobi gelesen, war gar nicht schlecht.
Es war die Geschichte eines Hotels auf Mallorca (jetzt mußte ich doch tatsächlich nachdenken, wie man das schreibt; Malle kam mir als erstes in den Sinn), in dem er mit seiner Ehefrau mehrere Jahre hintereinander den Urlaub verbrachte, immer wieder dieselben Menschen traf, sich mit Ihnen anfreundete oder sie einfach auch nur beobachtete und darüber berichtete.
Es ist irgendwie anders, wenn man den Schreiber kennt.
Man hat dann eine genaue Vorstellung, wie er jetzt in vielleicht kurzer Hose und Hawai-Hemd im Korbstuhl auf der Terrasse sitzt, in den Abendhimmel schaut, sich entspannt, wenn die Sonne im Meer zu Bett geht.
Vorsichtig sein Glas mit dem Sangria zum Mund führt und mit einem zufriedenen Seufzen zurück sinkt.
Vielleicht nimmt er auch die Hand seiner Ehefrau, die in weißem Kleid, besser angezogen als er, neben ihm sitzt und ebenfalls aufs Wasser in die Unendlichkeit blickt.
Vielleicht sagt er ihr dann auch, daß er sie liebt, sie tätschelt liebevoll seinen Oberschenkel.
So ist das, wenn man den Schreiber kennt, dann weiß man, wie das alles so ist!Peter and Gordon – A World Without Love (HD) 1964 Stereoyoutu.be
Ich wünsche euch einen liebevollen Sonntag. Paßt auf euch auf, macht keinen Sch….., streitet nicht und haltet zusammen!
Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard/Papa/Opa
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