Meine Lieben,
Sommerzeit am See ist Besucherzeit!
Nicht nur fremde Touristen oder Part-Time-See-Bewohner wie die Stuttgarter, die gerne ins Badische fahren, auch die Familie beginnt den See zu genießen; ist ja auch anders als zum Beispiel in London, Mainz oder Hemer. Mit Florida können wir jetzt nicht so mithalten, ok, die Temperaturen sind hier erträglicher.
So genießen alle gerne für einige Wochen das Seeleben.
Für uns ist es auch schön, Gäste zu haben; man freut sich immer mehrmals.
Die Gemeinde schickt den Hilfssheriff auf Tour und hat gute Einnahmen durch die Falschparker.
Sollten jetzt alle irgendwann korrekt parken, dann schlage ich vor, neue Parkverbotsschilder aufzustellen, weil der Sheriff muß sich ja irgendwie refinanzieren.
Seit ein paar Tagen habe ich Gott sei Dank eine neue Spülmaschine mit einer riesigen Kapazität, mit der ich das tägliche Chaos bewältigen kann.
Mit vielen Menschen im Haus wird das vorhandene Geschirr natürlich schneller aufgebraucht und im Nu sind nur noch ein, zwei, drei Teller übrig. Beim Aus- bzw Einräumen der Teller denke ich immer, ich muß das doch mal wechseln.
Die armen Kerls, die ganz zuunterst im Stapel sind, kommen ja, bei Normalzustand – d.h. wenn ich alleine bzw. maximal zu zweit bin – nie ans Tageslicht; immer werden sie von den Oberen unterdrückt.
Ja, das gibt es auch bei Tellern!
Ich räume also die unteren aus, stelle sie auf die Platte, jetzt die anderen in die Schublade und die auf der Platte dann nach ganz oben. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Jungs jetzt strahlen.
Ich hatte schon immer die Vorstellung, daß alles irgendwie lebt.
Vielleicht war ich deswegen schon immer unbewußt von allem Japanischen angetan und seit ich jetzt endlich mal im Land der aufgehenden Sonne war und mich auch mehr mit Shintoismus beschäftigt habe, ist mir das klar.
Die grundlegende These im Shintoismus ist, daß jedem Lebewesen und Gegenstand eine Seele zugesprochen wird. Die Geister dieser Seelen, das sind die Kami, müssen unbedingt respektiert werden.
Also wenn ich dem folge, ist das gar nicht so falsch die unteren Teller mal ans Tageslicht zu befördern und sie so von der Unterdrückung zu befreien.
Überhaupt ist das mit der Seele so eine Sache. Man kann sie nicht fassen, aber trotzdem ist sie da, manchmal – sehr selten – trifft man auf jemanden, mit dem man auf einer Wellenlänge liegt, Seelenverwandtschaft; das ist dann ein besonders großes Glück.
Für Platon war die Seele unsterblich, vergleichbar mit Ideen, die unvergänglich sind. Sie stammte aus dem Bereich des Göttlichen.
Und auch bei Descartes ist es das, was das Wesen eines Menschen ausmacht, unabhängig vom Körper.
„Angst essen Seele“ heißt ein Film von Rainer Werner Fassbender. Ist inzwischen ein geflügeltes Wort, um die zerstörerische Macht der Angst auszudrücken.
Es lohnt sich wirklich, den Film mal wieder anzusehen!
Zurück zum profanen, Alltäglichem; die Seelen, die es hier im Süden gibt und die ich gerne zum Frühstück esse, haben nichts mit den vorher beschriebenen Seelen zu tun.
Hmmm, muß mal überlegen, vielleicht doch?
In diesen alten, längst vergangen Zeiten legte man am Allerseelentag Brot und Wein auf die Gräber als Totenspeisung.
Da ist es wieder, sie ist wahrscheinlich doch unvergänglich!
Atman, der Lebenshauch (in der indischen Philosophie ), das absolute Selbst, die unzerstörbare ewige Essenz des Geistes.
Ich wünsche euch einen beständigen, friedlichen Sonntag.
Seid nett zu einander, paßt auf euch und die anderen auf,
streitet nicht und haltet zusammen.
Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard/Papa/Opa
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