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Wohlgefühl

Meine Lieben,

auf der Westseite des Hauses steht eine Bank, auch auf der Südseite, hier mit Blick zum See.
Beide Bänke habe ich von meiner ehemaligen Nachbarin übernommen und kürzlich total überholen lassen. Neue Hölzer in altem Gußeisen.
Sieht gut aus, finde ich.
Etwas stabiler als vorher, man kann jetzt sitzen, ohne Angst zu haben, daß man durchbricht. War nämlich der Fall, die Hölzer waren doch sehr dünn, jetzt ist das stabil.

Stabilität ist nämlich wichtig, bei allem!

Mit einer Tasse Tee auf der Bank, die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht, Brunello genießt neben mir die Morgensonne. Wenn man befreit durchatmen kann, dann stellt sich doch eine große Zufriedenheit ein.

Wahrscheinlich ist doch alles irgendwie richtig gelaufen.
Habe ich mir vor 50 Jahren nicht so vorgestellt.
Überhaupt, auch wenn das heute vielleicht so aussieht, habe ich nie strukturierte Pläne gehabt und wenn, hätte ich mich bestimmt nicht daran gehalten.
Pläne habe ich viele gemacht, aber es blieben eben Pläne, ich bin zwar ein großer Planer aber ein schlechter Realisateur. (Gibt’s das Wort überhaupt?)

Zu Beginn meiner Berufskarriere, also nach der Banklehre und nach dem Studium bin ich in Vieles einfach so hineingeschlittert, so wie man auf einer gefrorenen Pfütze auf der Straße eben schlittert. Am Schluß stolpert man vielleicht oder man geht eben mit einem eleganten Satz weiter.

Heute, im Rückblick sehe ich, daß bei aller Arbeit und Einsatz auch vieles Zufall, Glück und Eingebung war, zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Ok, zwei oder dreimal war ich auch mal zur falschen Zeit am falschen Ort, aber es hat mich dann immer wieder auf den richtigen Pfad gebracht.
Ich schreibe bewußt Pfad und nicht Weg. Pfade sind verschlungen, Wege gerade.
Und das Leben ist eben manchmal ein bißchen verschlungen.
Vielleicht ist das bei jedem so, aber im Nachhinein rationalisieren das dann die meisten und es sieht aus, als hätten sie alles geplant und richtig gemacht; aber das stimmt meistens nicht.

Als Computer noch relativ neu im Leben des normal Arbeitenden waren, konnte man sich selbst einen Screen Saver basteln. Irgendwann später hat das dann die EDV verboten, warum auch immer.

Ich habe meistens irgendwelche Liedtexte genommen, die für mich wichtig waren, die liefen dann in der Dauerschleife auf dem Bildschirm.

An schlechten Tagen, wenn Frustration mich übermannte, zeigte mir der Bildschirm oft den letzten Satz aus Hotel California von den Eagles:

„You can check out anytime you want but you can never leave“

In meinem Geldbeutel habe ich immer einige Gedichte, darunter auch ein Zettelchen, was ich damals vor vielen, vielen Jahren aufgeschrieben habe.

„Träume die entglitten, Jahre die vergingen,
Hoffnungen, die sich nicht erfüllten.
Man verlor sich in der Mittelmäßigkeit,
in gebügelten Hemden
und aufgeräumten Büros.“

An solchen Tagen, bei solchen Gedanken waren dann Screen Saver, wie zum Beispiel:

„Catch your dreams before they slip away“ aus Ruby Tuesday von den Rolling Stones
oder von den Beatles aus Strawberry Fields
„Nothing is real and nothing to get hung about“ sehr hilfreich.

Und alles war dann wieder gut und gut ist es eigentlich (das ist keine Einschränkung) geblieben, bis heute, wenn ich hier auf der Bank gemeinsam mit Brunello die Morgensonne genieße.
Habe ich alle Träume gefangen, bestimmt nicht, aber wie gesagt „Nothing is real“…

Und im vierten Streich von Max und Moritz sagt der Lehrer Lämpel „Ach!“, spricht er, „die größte Freud’, ist doch die Zufriedenheit.“

So ist das!

Ich wünsche euch einen erfüllten Sonntag.
Paßt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen.

Lieben Gruß vom See

Euer Eckhard/Papa/Opa

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