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Kastanien – Hexen – und – ?

Meine Lieben,

Im Eingangsbereich meines Hauses hängt ein Bild, das Foto einer Kastanie. Jetzt im Herbst kann ich an keinem Kastanienbaum vorbeigehen ohne ein, zwei Kastanien aufzuheben. Meistens nehme ich vier oder fünf, schaue sie mir genau an und behalte die schönsten, in der Regel drei. Diese Drei trage ich dann das ganze Jahr mit mir herum, bis zum nächsten Herbst.

Früher, als ich noch viel mit dem Flieger unterwegs war wurde ich oft gestoppt, musste vorzeigen was dies in meiner rechten Hosentasche ist. Die Sicherheitsbeamten haben sich mit einem kurzen Blick von der Harmlosigkeit der Kastanien überzeugt.

Lässt man sie immer wieder durch die Hand gleiten werden die drei Kastanien über die Zeit recht blank und glänzend. Sollte eine im Laufe des Jahres zu Schaden kommen, also die Schale abspringen, tausche ich sie auch mal aus. Aber wirklich nur wenn der Schaden größer ist und der nächste Herbst noch weit.

Eine Zeitlang habe ich auch je Enkel eine Kastanie gesammelt und in die Hosentasche gesteckt. Aber neun Kastanien plus ein Taschentuch war dann doch ein bisschen zu viel. Jetzt bleibe ich bei den dreien, stellvertretend für alle und logischerweise das Taschentuch, mit meinen Initialen. 

Aller guten Dinge sind schließlich drei, sagt man!
Dreimal im Jahr wurde bei den Germanen das Thing (norddeutsch) Ding (süddeutsch)(Volks-und Gerichtsversammlung) abgehalten. Bevor man, in Abwesenheit, verurteilt werden konnte musste der Angeklagte dreimal vorgeladen werden. Die drei war im germanischen Rechtswesen eine sehr wichtige Zahl.

Das war jetzt der Exkurs für nicht so essentielles Wissen, das man aber braucht, um einen Intellektuellen zu beeindrucken (die Gebildetsten wissen meist diese unwichtigen Dinge nicht). Auf der einen Seite sind sie dann beeindruckt andererseits frustriert, dass ich jetzt auch mal was weiß was sie nicht wissen. Zumeist sagen sie dann, „ja, ja ich weiß“, aber eigentlich haben sie es nicht gewusst. Das wollte ich jetzt aber nicht erzählen.

Gegenüber vom Haus meiner Oma in der Bayernstraße, waren einige mächtige Kastanienbäume. Gemeinsam sammelten die Oma und ich diese braunen Früchte. Wenn wir mehr als wir verbauen konnten gesammelt hatten, brachten wir diese in den Wildpark – man bekam eine Mark für eine bestimmte Menge.

Heute ist dort eine Schule und am Rande des Schulhofs stehen immer noch diese großen Kastanienbäume. Naja, sind ja auch noch keine 300 Jahre vorbei, so alt kann nämlich so eine Rosskastanie werden. 

Ich denke Kinder sammeln auch heute noch Kastanien, bohren Löcher in sie, haben Streichhölzer parat und bauen dann Männchen/Frauchen, Pferde, Schweinchen. – Das mit den Frauchen habe ich jetzt wegen der Gendergerechtigkeit geschrieben, obwohl man den biologischen Unterschied bei runden Kastanien schwer darstellen kann und als Kind denkt man ja auch nicht gendermäßig. Man weiß eben, dass man ein Kind ist und das genügt einem.

Für mich sind diese Kastanien und besonders die drei sehr wichtig. Manchmal ist mir in irgendeinem Hotelzimmer, egal ob in Moskau, Paris oder Dubai, eine beim Umziehen abhanden gekommen. Panisch (wie bei Asterix habe ich gedacht, jetzt fällt mir der Himmel auf den Kopf) und verzweifelt habe ich den ganzen Boden abgesucht bis ich sie wiedergefunden hatte. 

Ich kann jetzt wirklich nicht sagen woher bei mir diese Gläubigkeit an die Kastanie als Glücksbringer kommt. Ich gebe auch einmal im Jahr meinen Kindern eine Kastanie und sogar meinen größeren Enkeln. Rein so zum Schutz. Man weiß ja nie was kommt und dann ist es gut, dass man etwas bei sich hat, das hilft.

Ich hab‘ jetzt mal ein bisschen im Internetz gestöbert und einiges herausgefunden:
Magische Zuordnung.
Geschlecht: männlich (das mit dem Geschlecht kann man hier akzeptieren, ich habe diese Info vom Hexenladen in Hamburg, und die müssen das ja wissen)
Planet: Jupiter:
Element: Feuer
Kräfte: Glück, Gesundheit, Wohlstand, Schutz vor Unfällen, Stärke im Unglück, Liebe (gilt nur bei den Maronen)

Übrigens könnt ihr das alles in diesem Hexenladen in Hamburg nachlesen, die haben sogar einen E-mailservice. Auf jeden Fall fliegen die Besen umweltschonend, mit guter Ökobilanz, wenn man den Holzstiel und das Reisig vernachlässigt.

Durch meine Recherchen stellte ich fest, dass ich seit Jahrzehnten unbewusst etwas richtig gemacht habe. Vielleicht bin ich doch eine männliche Hexe oder ist das dann ein Zauberer?
Hab’s für euch nachgeschaut. Heißt Hexer oder Zauberer oder auch Malefikant. Übrigens wurden zu Beginn der Hexenverfolgung hauptsächlich Männer verurteilt/verbrannt, das muss ja mal erwähnt werden. Wir waren nicht immer die Bevorteilten auf dieser Welt, wie man heute gerne sagt. Kreuzzüge, Kriege, Gefangenschaft, Mammuts erschlagen, das alles war nicht so einfach. Muss doch mal jetzt eine Lanze für die Männer brechen auch wenn mein Schweizer Freund jetzt wieder mit mir schimpft. Ich denke eben, dass jeder nur ein Mensch ist, egal ob Frau oder Mann, schwarz, weiß, gelb, rot oder grün. (Halt! Die letzten sind vom Mars, außer es ist einem schlecht, dann sind die weißen auch mal grün bei den anderen weiß ich das nicht.) Übrigens bin ich sowieso fest davon überzeugt, dass Männer immer tun was Frauen wollen, die sitzen am längeren Hebel!

Zurück zur Kastanie. Sie ist wirklich wichtig und ihr findet im Internetz oder im Hexenladen bestimmt noch viel interessantes.

Euch allen wünsche ich jetzt einen zauberhaften Sonntag an dem sich bestimmt einige eurer Wünsche erfüllen. 
Als Musik habe ich heute, zu Ehren von Juliette Gréco, eines meiner Lieblingslieder ausgesucht  https://youtu.be/1sUkTIsWI2c

Lieben Gruß von unterwegs (zurück zum See)

Papa/Eckhard

2 Kommentare

  1. Gabriele Kranz

    Hallo Eckhard,
    wir wollen uns endlich auch mal für deine ganz besonderen Sonntagsgedanken bedanken.
    Sie versüssen uns seit Monaten unser sonntägliches Frühstück, wir warten geradezu darauf. Einfach klasse!
    Liebe Grüße
    Gaby und Lothar

  2. Florian

    Schönen guten Morgen,
    die Kastanie habe ich auch…immer in der linken Hosentasche zusammen mit den Glückssteinen von Frieda und Oskar.
    Die Kastanie muss aber vom Pforzheimer Friedhof sein, sonst gilt sie bei mir nicht.
    Den Schrecken wenn plötzlich ein Teil fehlt, das panische Suchen, kann ich sehr gut nachvollziehen.
    Und den Blick der Beamten am Flughafen kenne ich auch aus der Ein oder Anderen Situation.
    Interessant, wie sich alles wiederholt, man Gewohnheiten annimmt, vererbt bekommt.
    Oder ist das nun Zauberrei? Wäre möglich.
    Mit einem Malefikant als Vater 🙂
    Ich wünsche allerseits einen schönen Sonntag.
    Liebe Grüße
    Florian

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