Meine Lieben,
eigentlich wollte ich bis zum neuen Jahr eine kleine Pause machen, aber dann, dann hat mich eine Freundin gefragt, wie das eigentlich für mich ist, dieses Weihnachten?
Wie das früher für mich war, was ich dabei empfinde und und und….
Also hab’ ich nachgedacht,
Ganz spontan sehe ich mich als kleinen Buben, Weihnachten zu Hause.
Natürlich denke ich auch an all die anderen Weihnachten, es sind ja jetzt schon eine ganze Menge und auch an das Weihnachtsfest, wie wir es heute in unserer Multikulti-Familie feiern und irgendwie ist alles schön.
Aber, wie gesagt, spontan denke ich an Weihnachten zu Hause in der Hohenzollernstraße; das kommt mir als Erstes in den Sinn.
Und nicht Geschenke, das weiß ich alles nicht mehr oder muss mich konzentrieren, was mich besonders freute.
Ja, große Dinge wie eine Ritterburg vom Christkind (mit Opas Hilfe) aus solidem Holz gemacht, eine Eisenbahn (auch hier hat der Opa und ich glaube auch Onkel Pit (der eigentlich Heinz hieß) die entsprechenden Tipps dem Christkind gegeben.
Ein großer Kranz mit vier dicken, roten Kerzen hing ab dem 1. Advent im Erker des Wohnzimmers; die Kerzen wurden nie angezündet, man hätte ja jedes Mal eine Leiter holen müssen.
Den Tannenbaum sahen wir erst nachdem das Christkind mit dem Glöckchen geläutet hatte. Vorher war das Wohnzimmer ab dem Vormittag am 24. eine Tabuzone.
Man sah zwar Schatten durch die Milchglasscheiben und hörte Geräusche, aber wir hätten uns nie getraut auch nur durchs Schlüsselloch zu spiekeln oder an der Tür zu lauschen.
Auch später als ich älter – in der Pubertät – war, habe ich mich immer an das Ritual gehalten, den Christbaum nicht vorher zu sehen, bevor man das Glöckchen hörte!
Man könnte jetzt sagen, aus Bequemlichkeit, weil in diesem Alter versucht man ja jegliche Arbeit für die Familie zu vermeiden.
Nein!
Ich wollte den Moment, wenn die Tür geöffnet wurde, meine Mutter Klavier und mein Vater Geige spielte, genießen!
Natürlich waren wir alle zu diesem Anlass entsprechend angezogen, der Vati im dunklen Anzug mit Krawatte, die Mutti im schwarzen Kleid, wir Kinder mit Fliege. Auch Oma/Opa und Tante Elsa hatten sich in Schale geworfen. (Meine Mutter hätte jetzt gesagt „alicante“.)
Das warme Licht der Wachskerzen, die am Baum brannten, der Geruch des frischen Tannenbaumes.
Mein Vater, der eine Rede hielt, nachdem wir alle Platz genommen hatten. Weihnachtslieder, die wir dann zum Klavierspiel meiner Mutter sangen, die ganze Stimmung, all das genoß ich aus vollem Herzen.
Der ganze Tag war voll freudiger Erregung und Spannung, die dann in diesem wunderbaren Moment, beim Eintreten ins Zimmer ihren Höhepunkt erreichte.
Zufriedenheit, innere Ruhe, das Gefühl dazuzugehören, sprichwörtlich im Schoß der Familie, so wie ein Kind, das auf dem Schoß der Mutter die Welt betrachtet und unbewusst weiß, dass alles in Ordnung ist und ihm nicht passieren kann.
So ein Gefühl war das!!
Einmalig!
Für unsere Eltern muss das ein unglaublicher Stress gewesen sein, alles so perfekt hinzubekommen, dass wir uns genauso fühlten. Aber ich glaube, alle, alle im Raum haben sich in diesem Moment so gefühlt, so wie ich versuche, es zu beschreiben.
Heutzutage wo ich zum Teil damit betraut bin, das Fest vorzubereiten, stellt sich dieses Kindheitsgefühl nicht mehr ein, dafür ist zu viel zu tun, die Zeit vor Weihnachten zu hektisch und es ist eher stressig .
Aber wenn ich alleine bin, in die Nacht schaue, die Sterne beobachte, die Wellen vom See höre, dann habe ich dieses, mein Weihnachtsgefühl und ich bin dankbar, dass meine Eltern mir etwas mitgegeben habe, das immer bei mir ist und nie verlorenen gehen kann.
Ich hoffe, ihr findet in euch, nach diesen Zeilen ein wenig dieses Gefühl von Glück, Zufrieden – und Ausgeglichenheit, Großzügigkeit gegenüber euch selbst und anderen.
Dieses Weihnachtsgefühl!
Aus London wünsche ich euch fröhliche Weihnachten, bis bald im Neuen Jahr.
Euer Eckhard/Papa/Opa
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