Zum Inhalt springen

Schall und Rauch

Meine Lieben,

ich war letzte Woche bei einem alten Freund, der einen halbrunden Geburtstag feierte und ganz glücklich ist, dass er jetzt das erste Mal Opa wird.
Logischerweise hat er mir gleich eine Ultraschallaufnahme gezeigt.
Ich habe mich für ihn sehr gefreut.

Für mich ist das kein soooo riesiges Ereignis mehr, obwohl es natürlich immer ein Wunder ist und die Freude bei der Geburt aller Enkeln/innen immer überwältigend war, so wie auch jetzt bei der Nummer acht; Theo hat die Bubenschar auf fünf aufgestockt.

In dem Zusammenhang haben wir beide, also ich der erfahrene und er der zukünftige Großvater, über Namensgebungen gesprochen.
Mein Freund meinte, die Eltern geben einem einen Namen und damit muss man dann des Rest des Lebens ‘rumlaufen, Einfluss hat man keinen.

„Gefällt dir dein Name?“, fragte er mich?
„Eigentlich hat mir mein Name noch nie so richtig gefallen und ursprünglich sollte ich auch ganz anders heißen.“

„Ja, wie denn?“ „Jochen!“

„Na, das passt ja jetzt überhaupt nicht zu dir, da ist Eckhard ist doch viel besser.“

Und warum Jochen?

Keine Ahnung, der Name, war schon beim Standesamt eingetragen, da hat sich meine Mutter, gemeinsam mit ihrer Mutter anders entschieden.
Meine Mutter war aufgrund einer Lungenentzündung – sie nicht ich – mit mir mehr als acht Wochen im Krankenhaus, deswegen ist dann meine Oma zum Standesamt gegangen und hat gegen eine Gebühr den ‚Jochen‘ in ‚Eckhard‘ umgetauscht.

„Und wie hättest du gerne geheißen?“
So genau weiß ich das heute auch nicht mehr, aber mein 2. Vorname, Michael, hätte mir besser gefallen, aber in 72 Jahren habe ich mich jetzt an den Eckhard gewöhnt und so schlecht finde ich den jetzt auch nicht mehr.

Übrigens mein Freund, der zukünftige Großvater, hätte gerne Hans oder Peter geheißen; da könnt ihr mal schon daran erkennen, aus welcher Zeit er stammt.

Wenn man international arbeitet, ist Eckhard natürlich kein sehr praktischer Name.
In USA habe ich im Lokal meist als Jeff oder Mike reserviert, das war einfacher als am Telefon ‚Eckhard‘ zu buchstabieren.

Das geht aber alles noch. Mit meinem Nachnamen ist das noch viel schwieriger; da habe ich sogar in Deutschland Probleme, zumindest wenn ich weiter als 50 Km von meiner Heimatregion entfernt bin.
Und erst in den USA!
In Reno holte die Security erst mal den OberSecurityChef (war übrigens eine Chefin), denn im Reisepass ist das Ende unseres Namens ein
scharfes ‚ß‘, auf dem Flugticket aber ein ‚ss‘.
Da das aber bei allen drei Pässen und Flugtickets so war, hat die besagte Chefin sich auf unsere Kosten bei ihren Mitarbeitern (Oder muss ich jetzt mit Partizip arbeiten und ‚Mitarbeitenden‘ sagen? Egal, ihr wisst ja, wie ich das meine.) profiliert und gezeigt, dass sie sehr weltfraulich ist und ließ uns mit einer großzügigen Handbewegung passieren.

Im Lokal reservieren wir meist auf den Mädchennamen meiner Frau; der ist zwar polnisch wird aber in Deutschland besser verstanden als meiner.

Eckhard hat sowieso nur meine Mutter, mein Bruder oder meine Großeltern zu mir gesagt.
Meine Freunde nannten mich sowieso nur Eggi, meine Schweizer Freunde und die Martina sagen auch heute noch Ecki zu mir

Ich hatte immer gehofft, dass eines meiner Enkelkinder zumindest als 2. Namen meinen 1. Namen trägt, dem war aber nicht so. Ich versteh’ das sogar, aber auch als Nummer drei wäre ich noch zufrieden gewesen, aber drei Namen hat jetzt keiner.

Naja, summa summarum habe ich mich doch wohlwollend damit abgefunden. Ist ja übrigens auch nicht so ein wahnsinnig häufiger Name und hat im Gegensatz zu Hans oder Peter mindestens drei bis vier verschiedene Schreibweisen.
Obwohl, aus dem Hans Peter kann man ja einen HaPe oder einen JeanPiere machen.

Apropos, die Eltern bestimmen und man muss dann ein ganzes Leben damit rumlaufen; da kann ich doch froh sein, dass keiner bei mir auf die Idee kam, mich Milan zu nennen. (Das gibt es heute wirklich).
Ich will doch nicht heißen wie eine italienische Stadt, ein Vogel oder eine Panzerabwehrwaffe.

Also bitte, dann doch lieber Eckhard, der Schwertstarke.

Übrigens wisst ihr ja bestimmt, wie Faust auf Gretchens Frage antwortet:

„Nenn es dann, wie du willst,
Nenn’s Glück!Herz!Liebe!Gott!
Ich habe keinen Namen
Dafür!Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch.“

Na dann!

Ich wünsche euch einen unaussprechlich schönen Sonntag,
passt auf euch auf, haltet zusammen, streitet nicht.

All you need is Love!

Lieben Gruß vom See
Euer Papa/Eckhard/Opa

Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.

Abonniere die Sonntagsgedanken

Die letzten Beiträge

Archiv