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Kontrastprogramm

Meine Lieben,

zurück von fernen Gestaden (was für ein schönes altes Wort). Die jüngeren Leser müssen das Wort wahrscheinlich nachschlagen.
Also, um euch Zeit zu sparen, ich bin wieder da, vom Kurztrip in die USA.

Eigentlich sollte das ja ein Männertrip werden, wie zu meinem 60sten.
Da waren wir auf Safari in Afrika: Nilpferde, die des Nachts ums Zelt schnaufen, Hyänen mit blutverschmierten Kopf im Bauch eines Büffels und und und…..
Dieses Mal ein halber Männerausflug, der Älteste besuchte mit mir den Jüngsten in Florida und dann noch drei Tage in Chicago.

Kontrastprogramm!

Von Alligatoren und Seekühen bei einer Paddeltour zur Kunst von einmaligen Hochhäusern in Chicago.
Nicht nur, dass man viel erlebt; wenn man dann nach einer Woche zurückkommt, denkt man, war das alles wirklich?

Bei solchen Reisen ergeben sich auch gute Gespräche irgendwie von ganz alleine und das braucht man ja von Zeit zu Zeit, dass
man weiß wo man steht und wo man hingehört.

Auch ganz Profanes – Jetlag war für mich während meiner internationalen Tätigkeit immer ein Fremdwort. Hab’ gedacht, was stellen die sich so an.
Heute nach 10-jähriger Arbeitsabstinenz muss ich sagen, ich könnte das heute nicht mehr.
Soviel zu: Man muss herausfinden, wo man steht, nicht nur geistig sondern auch körperlich.

Noch etwas, zu wo man steht: Wir, mein Sohn und ich standen vor dem Immigration Officer, bei Florian ging alles schnell, bei mir zögerte er.
„I have to call my supervisor.“
„Ok“, meinte ich.
Der Supervisor kam, schaute kurz auf meinen Pass, unterhielt sich mit dem Officer am Schalter.
„Just a moment please“.
Er ging wieder weg und kam zurück mit einem bewaffneten Beamten.
„Just come with me.“
Ich wusste immer noch nicht, was das Problem war und ich kann euch sagen, da rutscht einem doch das Herz in die Hose.
Ich folgte ihm in einen separaten Raum.
Ein Tresen, etwas erhöht, dahinter vier Beamte der Einwanderungsbehörde.

Nachdem eine Dame das ESTA Formular und meinen Pass genau unter die Lupe genommen hatte, klärte sie mich auf, dass hier in der Nummer anstatt eines Z eine 2 ausgefüllt war.

Sie begann dann am Computer zu schreiben, forderte mich aber auf, nicht vor ihr am Tresen zu stehen, sondern mich auf einen Stuhl etwa drei Meter weg von ihr zu setzen. Und wies mich logischerweise darauf hin, dass telefonieren nicht erlaubt sei.

Heimlich, während sie hinter dem riesigen Bildschirm verschwand, schrieb ich meinem jüngsten Sohn, was Sache ist.
Die Nachricht, die ich von ihm zurückbekam war nicht sehr vielversprechend „Wirst du deportiert?“

Die Dame hinter dem Tresen unterhielt sich jetzt mit ihrem Kollegen ganz rechts außen auf spanisch, er schien ihr ein paar Anweisungen zu geben.
Inzwischen läutete ihr Telefon, sie begann ein langes Gespräch, das nach einiger Zeit mit einem kleinen Lied endete. Mein ältester Sohn, der bei mir war, meinte, dass das ein Gute-Nacht-Lied sei.

Vielleicht hat sie ihrem Kind „Gute Nacht“ gesagt und noch ein kleines „Schlaf Kindlein schlaf“ auf Spanisch gesungen.

Inzwischen war über eine Stunde vergangen.
Jetzt erklärte sie mir, dass ich einen „Waiver“ bekäme, aber sofort morgen das Esta-Formular nochmals online ausfüllen müsse.
Ich nickte untergeben; in einem fremden Land sind solche Verfahren höchst unangenehm und man wird auch eher als Bittsteller behandelt.

Ich kann mich erinnern, dass vor unglaublich vielen Jahren – ich war Anfang 20 bei einem Unfall, den ich nicht verschuldet hatte – mir die Guardia Civil meinen Pass und Führerschein abnahm und ich ihn auch erst nach längerer Wartezeit wieder zurückbekam; das war auch eine sehr unangenehme Situation.

Am Ende war dann alles gut, Sohn und Schwiegertochter mussten 1,5 Stunden länger warten und wir hatten auf der zwei-stündigen Fahrt nach Hause viel zu erzählen als die ganze Anspannung von uns uns abfiel.

Die Woche in Florida und Chicago war toll. Meinen ehemaligen Chef habe ich auch getroffen; es geht ihm leider nicht mehr so gut, um nicht zu sagen schlecht, und wenn ich denke, dass er nur fünf Jahre älter ist als ich, dann macht mich das doch nachdenklich und ich nehme mir vor, wieder etwas bewusster und großzügiger zu leben.

Als ich jetzt in den USA war, habe ich wieder gemerkt, wie sehr mir doch auch Country Music gefällt, also here you go:

Ich hoffe, ihr habt einen angenehmen Sonntag,
haltet zusammen, streitet nicht und passt wie immer auf euch
und die anderen auf.

Lieben Gruß aus Hofheim

Euer Eckhard/Papa/Opa

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