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Umhängen

Meine Lieben,

jetzt bin ich dieses Jahr schon mehrmals verreist, ich meine jetzt nicht nur so ein paar Tage und auch nicht nur eine 4-stündige Autofahrt.
Nein, irgendwie richtig.
Nach Japan, nach Madeira, im Oktober besuche ich in Florida mit meinem ältesten Sohn meinen Sohn und fliege dann weiter an meine ehemalige Wirkungsstätte nach Chicago.
Ach so, mit den Buben (Enkeln) war ich beim Fußball in Madrid und natürlich auch im Februar in London zur Hochzeit meiner Tochter!

Habe ich ein schlechtes Gewissen wegen diesen Fußabdrücken? Ehrlich gesagt, nein.
Ich reihe mich ein in die ansteigende Menge der Flugpassagiere und verlasse mich wie die auf die wenigen, die die Verantwortung für die Welt übernehmen und bin sicher, dass die das schon machen werden, wofür ich dankbar bin.

Das wollte ich jetzt aber nicht erzählen.

Erzählen wollte ich von diesen Taschen, diesen Umhängetaschen. (Der einzige, den ich persönlich kenne, der immer – schon in den 60er Jahren – so eine Tasche hatte, war mein Freund Thommy.)
ICH wollte so etwas nie. Auch wenn man mir seit einiger Zeit dauernd erzählt, wie praktisch das wäre, habe ich das alles immer lieber im Konjunktiv belassen.

Aber wie ein Bergbach die Kieselsteine, so schleift die Erziehung und das Leben dir die Ecken ab, um besser ins Räderwerk zu passen.

Irgendwann habe ich dann meinen Widerstand aufgegeben.

Ich hab mir für den Japanurlaub eine solche Tasche zugelegt. Emil hat mir geholfen, sie auszusuchen. Wir haben darauf geachtet, dass sie nicht zu groß ist, nicht zu teuer und was sonst noch nicht zu…. war.
Die Tasche war aus dunklem Stoff, eigentlich war sie ein wenig zu klein aber ok; sie war da, baumelte am Riemen über meiner linken Schulter, kurz über meiner Hüfte.
Ich habe sie nur auf dem Flug benutzt, also jetzt nicht in der Kabine sondern auf dem Weg zum……..

In Japan habe ich sie fast nicht gebraucht. Meist konnte sie sich von dem Schultergebaumel im Hotelzimmer ausruhen.

Notwendige Dinge wie Händi und Geldbeutel hat meine bessere Hälfte in ihre Tasche gesteckt. Wobei Händi war ja meist am Mann; es war also nur das Portemonnaie (was für ein schönes Wort, so schön wie Trottoir)
Jetzt freut sich meine Französischlehrerin und logischerweise auch mein französischer Bekannter, dass ich solch’ schöne Worte in unsere deutsche Sprache einfließen lasse.
Wo ich herkomme, gibt’s noch mehr davon, wie Plafond, Polisseuse, Basleda ( pour passer le temps), Zeitvertreib ( so hat das meine Tante Elsa gesagt)und Ortschaften wie z.Bsp. Pinache.

Jetzt bin ich mal wieder abgeschweift
Aber das ist ja nicht so schlimm, am Sonntag solltet ihr ja Zeit haben, außer ihr habt eure Freizeit ähnlich wie die Arbeitszeit organisiert, dann wird das schwierig mit der „Frei“ Zeit.

Zurück zur Umhängetasche…
Jetzt vor dem Madeira Urlaub war ich wirklich knapp mit Platz, langer Flug, Holzklasse.
Kein Platz für meine Aktentasche, die ich – seit ich sie in Florenz vor vielen, vielen vielen, so viel „vielen“ kann ich gar nicht sagen, Jahren gekauft habe – ansonsten mit mir herumtrage.
Übrigens gehört sie zu mir, wie meine rote Brille und der Alfred (s. Sonntagsgedanken „ Beste Freunde“ vom 29.März 2020)

Was tun, die Japan-Umhängetasche hatte ich im Haus am See vergessen.

Der Flug in Frankfurt war in ein paar Stunden, die Not war groß!

Der mitreisende Sohn rannte mit mir kurz vor Ladenschluss – anständige Läden schließen um 18.30 – in ein Lederwarengeschäft in Hofheim.

„Haben Sie, äh, solche, äh, Umhängetaschen?“

„Klar, welche Farbe, welche Größe?“

„ Nee, nicht so riesig, die ist jetzt zu klein, gibts das alles nur in Leder.“( War teurer als Stoff…)

„Die wäre nicht schlecht, aber so schwarz!“

Der Inhaber versprach, im Lager nochmals nachzuschauen, ob er unter Umständen das gleiche Modell noch in braun hätte.
Er hatte, sah sogar etwas wie „stonewashed“ aus.

„Die nehme ich!“

So, jetzt war es passiert, ich hatte eine Umhängetasche!
Auf dem Nachhauseweg fiel mir ein, dass ich schon einmal eine Umhängetasche gehabt hatte, vor vielen, vielen……. – das kennt ihr ja schon – Jahren.
Um es etwas genauer zu machen, so etwa vor 68 Jahren.

Ich war in der Kinderschule, damals sagte man Kinderschule und nicht Kindergarten oder Kita ( die Kita war übrigens der Hort) und die Tasche war eine braune Kinderschultasche, groß genug für ein Butterbrot und einen kleinen Apfel.

Ich freue mich inzwischen sogar an der Tasche. Sie hat die richtige Farbe, genügend Platz; ich habe sie in Madeira benutzt, war sozusagen autark.

Uneins waren wir über die Länge des Tragriemens. Meine Frau wollte lang, ich eher etwas kürzer, auch war ein Diskussionspunkt, ob ich die Tasche über der linken Schulter trage oder wie früher die Kinderschultasche vor dem Bauch.
Dieser Punkt ist noch nicht endgültig entschieden.

Ich wünsche euch einen schwungvollen Sonntag, vielleicht erkennen sich manche auf der nachfolgenden Tanzfläche wieder: https://youtu.be/iNLXxDMxe18
Und da das Leben nicht nur Spaß ist, noch etwas zum Nachdenken von Wilhelm Busch:

„ Wer auf den rechten Weg will, muss durchaus durch sich selbst hindurch.“

Passt auf euch und die anderen auf,
streitet nicht und haltet zusammen!

Lieben Gruß vom See

Euer Eckhard/Papa/Opa

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