Meine Lieben,
Sonntag nach Aschermittwoch.
Habt ihr euch auch etwas vorgenommen? Einschränkungen?
Keine Schokolade bis Ostern, keinen Schluck Alkohol, kein Fleisch, (für V-Menschen zählt dieser Verzicht nicht), sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten, umweltbewusster, toleranter und großzügiger sein; also auf Vorschriften und Wutausbrüche verzichten, es gibt vieles, was uns zu sogenannten besseren Menschen machen kann.
All diese guten Vorsätze hatten wir uns so oder so ähnlich an Silvester schon einmal vorgenommen.
Aber da redet man ja immer von einem ganzen Jahr; jetzt ist es nur die Fastenzeit bis Ostern, da klappt doch bestimmt einiges.
Und dann hat man sich vielleicht daran an gewöhnt und behält es bei.
Naja, ob wir uns und die Welt sich wirklich ändert?
Vieles wird älter, wie auch wir und verschwindet irgendwann und Neues kommt nach, wenn das manchmal auch wieder Altes ist.
Viele Alten, so wie ich, suchen ja immer neue Aufgaben, um ja nicht älter zu werden; das ist schon eine richtige Sucht.
Man behauptet 100 wäre das neue 90 und 70 das neue 60 und so weiter und so weiter.
Ich glaube das ja nicht; ich glaube auch nie, wenn mir jemand sagt, früher wären die Leute mit 60 schon älter gewesen. Die waren genau so alt wie man mit 60 eben ist, nur weil sie anders angezogen waren, weil sie früher gestorben sind und wir heute aufgrund der Medizin immer älter werden, das Sterben hinauszögern, nein nein nein, das sind keine so riesigen Unterscheide zu früher.
Mit dem Älter-Werden tauchen manchmal plötzlich neue Aufgaben auf, keine, die ich mir ausgesucht habe, die fallen mir einfach so zu.
Sieben Enkel zwischen 14 und zwei Jahren. Die älteren haben logischerweise eigene Handys, beginnen plötzlich von alleine anzurufen, was die Söhne seltener tun. Da muss ich schon eine ganze Zeit warten, bis sie wissen wollen, ob es mich noch gibt. Aber das ist nicht schlimm, ist normal, sie stehen mitten im Leben und sind hauptsächlich mit sich selbst und eben diesem Leben beschäftigt.
Bei diesen Anrufen bekomme ich dann Berichte von Tennis- und Fußballspielen oder es wird mir ein gebrauchtes Headset zu einem „guten, vorteilhaften“ Preis angeboten. Fragen zur Schule kommen eher von mir, außer ich muss irgendwie, nur manchmal, erklärend eingreifen, was dann auch nicht so leicht für mich ist, aber ich mach das dann mit alten Veteranen-Tricks passend.
Dafür erklärt man mir, wie man bei WhatsApp das Profilbild ändert, egal ob ich das jetzt will oder nicht, irgendwelche Video Games, die ich unbedingt spielen müsste, meist aber nicht kapiere.
Also, ich brauche keine Aufgaben zu suchen, ich muss nur meinen Enkeln Vertrauen schenken, zuhören und dann kommen sie von ganz alleine, erfreuen mich und ich grabe mich hoffentlich in ihre Erinnerung ein, als naja….., das überlass ich dann denen.
Manchmal fällt es mir zur Zeit recht schwer, zu schreiben und das ganze Unglück der Welt auszublenden.
Es gibt aber Zeiten, da ist einem das näher.
Diese Woche war der 23.Februar, da läuten in meiner Heimatstadt um 17.00 alle Kirchenglocken. 18.000 Menschen kamen in einem 20 minütigen Bombenangriff, morale Bombing hieß das, ums Leben. Der Stadtkern wurde mehr oder weniger vollkommen zerstört und das ganze knapp drei Monate vor Kriegsende.
Meine Mutter hat dieses Inferno überlebt und uns Schlimmes berichtet; sie war 22 Jahre alt.
Da wird mir wieder mal bewusst, dass ich nur sechs Jahre nach Kriegende geboren bin und bis heute ein unglaubliches Glück hatte, in Frieden leben zu dürfen.
Mit diesen Gedanken im Herzen sind die Ukraine, Palästina, Syrien, die Türkei, Afghanistan und das Leiden und die Unterdrückung von Menschen in vielen anderen Staaten dann auch mehr als nur Nachrichten im Tivi.
Schrecklich!!!
Man fühlt sich so hilflos, wütend und irgendwie verzweifelt, man weiß auch, dass die, die leiden und sterben, nicht die sind, die das zu verantworten haben.
Es ist einfach schlimm und ich hoffe inständig, dass sich doch einmal alle auf das besinnen, was wirklich wichtig ist und allen bewusst wird, dass die Zeit hier auf dieser Welt einfach zu kurz ist, um sich das Leben, dieses einzigartige, das jeder von uns hat, gegenseitig schwer zu machen.
Ich wünsche euch trotz allem einen bewussten, friedvollen Sonntag.
Gebt auf euch und andere acht,
streitet nicht und haltet zusammen.
Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard P/O