Meine Lieben,
das war eine lange Zeit ohne Sonntagsgedanken. Warum?
Wäre ich ein richtiger Profi, ein Künstler, ein Kreativer könnte ich sagen, ich hatte eine „Schreibblockade“. Irgendwie war das auch etwas Ähnliches, aber es war auch dem geschuldet, daß im Sommer von unserer achtköpfigen Enkelschar immer einer da ist, die Großen ohne Eltern, die Kleinen mit. Da könnt ihr euch vorstellen, daß für Ruhe, Ideen finden oder einfach mal nur still warten, welcher Gedanke einen anspringt, nicht viel Zeit blieb. Und ein ganz kleines bißchen müde bin ich nach diesen Tagen tatsächlich, darf ich ja auch sein, oder?
Der Sommer war sehr groß … Halt, das ist von Rilke und für dieses Gedicht wäre ich jetzt etwas zu früh dran. Also muß ich sagen, es war ein guter Sommer, machmal eher durchwachsen, mal viel Regen, mal viel Sonne. Aber wir nehmen es eben, wie es kommt, und haben immer noch die Illusion, wenn wir Klimawandel sagen, daß sich dann irgendwas ändern würde.
Die meisten Bundesländer haben die Ferien bereits beendet, nur die Badener, Bayern und Württemberger sind noch in der Sommerfrische, was bei den anderen Bundesländern, angeheizt durch die Presse (Sommerloch), regelmäßig zu Klagen führt. „Warum nehmen diese Südländer nicht am rollierenden System teil, das mit der Ernte stimmt doch gar nicht mehr.“ Als Badener und Rentner, da ist einem das sowieso egal, ich kann nur mit den Achseln zucken, mit den Augen rollen und nach oben sehen, Gott gegeben!
Jetzt fangen die Nordländer auch noch an mit den Strompreisen, wie ungerecht es sei, daß sie denselben Strompreis zahlen wie die Südländer, was können wir dafür, daß bei uns nicht so viel Wind gemacht wird! Übrigens beklagen wir uns ja auch nicht, daß wir für den Länderfinanzausgleich immer … aber das führt jetzt zu weit.
Als Ausgleich für die nördlichen Länder gibt es doch für die Schüler, logischerweise auch für die Lehrer, manchmal hitzefrei, speziell wenn es so warm ist wie in den letzten 30 Tagen. Als Schüler blieb mir immer verborgen, welche Kriterien für „hitzefrei“ zugrunde gelegt wurden.
Es gab unter uns Gerüchte, daß im Zimmer des Direktors, in der Nähe des Fensters, ein Thermometer hängt, das bei einer bestimmten Temperatur, ich glaube, wir meinten 25 Grad, die Schulsprechanlage automatisch in Gang setzen würde. Es ertönte der Gong und die sonore Stimme des Rektors verkündete dann, daß ab 11.15 Uhr heute hitzefrei sei. Hattest du an diesem Tag sowieso um 11.15 Uhr aus, war das eben Pech, die anderen konnten sich freuen, die Ansage wurde bei jüngeren, noch nicht so coolen Schülern mit lautem Jubelgeschrei quittiert.
Wenn ich ganz ehrlich bin, mir war eigentlich nie zu heiß, und so konnte ich mich immer über hitzefrei freuen, auch wenn ich nicht genau wußte, warum man da nicht mehr arbeiten konnte, war eben eine angenehme Freistunde.
Hausaufgaben gab es dann meist auch weniger (bei verständnisvollen Lehrkräften), so war der Nachmittag im Freibad angesagt und das bissl konnte man auch am nächsten Morgen noch schnell erledigen. Da ich schon immer früh aufgestanden bin, habe ich meine Hausaufgaben oft, wenn ich nicht durch Musiksendungen abgelenkt wurde, zwischen halb sechs und halb sieben in der Früh erledigt, den Rest, den ich vor dem Frühstück nicht mehr schaffte, habe ich in einer kleinen Pause eben abgeschrieben.
Wenn ich heute darüber nachdenke, habe ich mir das Leben unnötig schwerer gemacht, weil ich doch früher oder später alles nachholen mußte, aber wer denkt als Teenager schon so weit! Es gilt das Heute und sonst fast nichts, oft verstrickt man sich in unerhebliche, unwichtige Reibereien mit den Lehrern, man vergisst einfach, daß nur das Ende zählt.
Das ist übrigens auch im Leben so.
Aber, wie gesagt, irgendwie wird man eben vernünftiger, aber auch nur, weil man diese Erfahrungen des schwereren Weges hat. Hätte ich deswegen etwas anders zwischen 15 und 20 Jahren gemacht? Ja, wenn ich nur 50 Prozent mehr mitgearbeitet hätte, das hätte wahrscheinlich gereicht, dann wäre es einfacher geworden. Aber naja, es ist trotzdem etwas geworden und so richtig bereuen tue ich nichts, das sagt sich natürlich leicht, wenn man irgendwann dann doch noch die Kurve gekriegt hat.
Jetzt kurz etwas anderes.
Ich habe mir ja selbst auferlegt, in meinem Blog keine tagespolitischen oder politischen Aussagen zu machen, und in der Regel halte ich mich daran. Der Blog soll unterhalten, vielleicht zum Nachdenken und ein bißchen zum „In-sich-Gehen“ anregen. Manchmal gibt es aber Situationen auf dieser, unserer gemeinsamen Welt, in denen wir alle die Pflicht haben, nicht die Augen zu verschließen. Dies gilt für jede gewalttätige Auseinandersetzung, für alle Kriege auf unserem Planeten, unter denen Menschen leiden, für alles Leid, das meist Unbeteiligte ertragen müssen.
Es kann doch nicht sein, daß man bewußt Menschen verhungern läßt, darunter Tausende von Kindern, und wir alle die Augen verschließen!
Kinder!
Was können Kinder dafür, was Erwachsene dieser Welt antun?
Nichts!
Wie gesagt, das ist kein politisches Statement, das hat einfach nur mit Menschlichkeit zu tun.
Ich wünsche euch einen nachdenklichen, bewußten Sonntag.
Seid nett und großzügig, streitet nicht, haltet zusammen
und paßt auf euch auf.
Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard/Papa/Opa
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