Meine Lieben,
wie ihr wißt, lese ich neben Büchern auch mehrere Zeitungen und Magazine. Manche habe ich abonniert, andere flattern täglich elektronisch ins Haus, zum Beispiel die SZ und die FAZ. Ich bin zwar nicht immer ganz einverstanden, was da so drin steht, und oft schon habe ich daran gedacht – um ehrlich zu sein, hauptsächlich bei der SZ, denn bei der FAZ lese ich hauptsächlich den Wirtschaftsteil –, das Abo zu kündigen, aber davon habe ich bis jetzt immer wieder Abstand genommen.
Warum?
Na, man kann doch nicht nur das lesen, was einem gerade paßt. Zeitungen kann man zwar tatsächlich abbestellen und dieses Geld sparen, aber erstens kann ich mir das Abo leisten und zweitens ist es wichtig, sich auch mit anderen, manchmal gegensätzlichen Meinungen und Gedanken zu beschäftigen.
Beim Öffentlich-Rechtlichen ist das anders, da kann man zwar entscheiden, den nicht zu hören, aber abbestellen und nicht mehr bezahlen kann man nicht. Da gibt es diese persönliche Freiheit nicht.
Hier mal ein Beispiel, auch wenn ich dieses Thema neben anderen „Hofberichtmeldungen“ nicht für sehr wichtig erachte: Wenn angeblich 60 Prozent der Bundesbürger gegen Gendern sind, dann kann es nicht sein, daß im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der ja zwangsweise von diesen 60 Prozent mitfinanziert wird, gegendert wird. Ich finde das nicht korrekt. Im Bayrischen heißt das: „Wer zahlt, schafft an“, bedeutet, wer bezahlt, der bestimmt auch.
Wie komme ich jetzt auf dieses Thema?
Angestoßen durch die Süddeutsche, im Lokalteil habe ich heute Morgen, so gegen 5 Uhr, als ich schon ausgeschlafen hatte, gelesen, daß der Gasteig jetzt Fat Cat heißt (warum eigentlich nicht Fette Katze) und eine wunderbare Heimstadt mit unsäglich vielen Räumen für alle möglichen Veranstaltungen, Ateliers, Proberäumen für Nachwuchsbands, verschiedene Künstler und so weiter ist, das finde ich prima.
Apropos Künstler, wieso sagt man eigentlich Künstliche Intelligenz, das hat doch mit Kunst nichts zu tun, ist doch eher gefälschte oder unechte Intelligenz, naja, man sagt ja auch Soziale Netzwerke, wobei die doch auch eher unsozial sind. Jetzt habe ich mich mal wieder total verrannt, eigentlich wollte ich erzählen, welche Erinnerungen der Artikel über den Gasteig hervorgeholt hat.
1981, einen Tag nach meinem Geburtstag, brach ich auf in die (für mich) große weite Welt … nach München. Zunächst wohnte ich in Neuperlach, in dieser Trabantenstadt hatte eine Kollegin eine Wohnung, die ich mietete, zunächst für die ersten sechs Monate der Probezeit. Die Mitarbeiterin meines neuen Arbeitgebers (ihren Namen habe ich vergessen) war im Lager beschäftigt. Ihr Chef, der Lagerleiter, ein Holländer, hieß Damhuis. An seinen Namen erinnere ich mich gut, weil wir wegen ihm einen Arbeitsgerichtsprozess verloren haben. Er hatte nämlich einen Mitarbeiter fristlos entlassen, weil der ihn als komischen Vogel bezeichnete. Arbeitsrechtlich ist „komischer Vogel“ kein Grund zur fristlosen Entlassung.
Nach sechs Monaten bin ich dann in die Stadt, nach Haidhausen gezogen, in die Rablstraße, über die habe ich ja schon mehrfach erzählt. Ihr könnt ja mal in alten Sonntagsgedanken nachforschen, wenn’s euch interessiert.
Dort in der Nähe, am Rosenheimer Platz, war ein großes Fabrikgelände oder Lager, ich glaube von Coca-Cola, das weiß ich jetzt nicht mehr genau, auf jeden Fall war es ein riesiges Areal. Wenn ich zum Griechen Essen ging – es war immer gut dort, man wurde in die Küche gerufen, konnte in die Töpfe schauen und auswählen, was man essen wollte –, lief ich zunächst an diesem ewig langen, hohen Zaun an diesem Gelände entlang.
Langsam komme ich jetzt zu dem, was ich eigentlich erzählen wollte.
Eines Tages, als ich mal wieder dort entlang zum Griechen ging, bemerkte ich geschäftiges Treiben! Bagger, Lkw, Staub, Lärm, alles wurde abgerissen. Das war’s dann für dieses Werk, kurze Zeit später wurde die Baustelle eingerichtet und dann war irgendwann da ein Hotel und eben der Gasteig.
Ich war das erste Mal im Gasteig in der Philharmonie und das kam so … Inzwischen wohnte ich vor den Toren der Stadt auf dem Lande und da ist Bad Wiessee nicht weit. Eine Spielbank gibt es auch in diesem schönen Ort am Tegernsee. Einen fixen DM-Betrag eingesteckt und auf das Glück versuchen. Das mit dem limitierten Betrag ist wichtig, wie leicht kommt man sonst in Versuchung!
Das Glück ist ja sehr wankelmütig, mal gewinnt man, mal verliert man, oft kann man dann nicht rechtzeitig aufhören, hat aber einen spannenden Abend gehabt und geht meist mit leeren Taschen nach Hause. Schön fand ich auch, daß man sich bei Casinobesuchen „anständig“ anziehen mußte, so mit Jacket und Krawatte. Ob das heute noch so ist? Keine Ahnung.
Eines Tages bin ich doch mal mit einem stattlichen Gewinn (für meine damaligen Verhältnisse) aus der Spielbank, frohgemut nach Hause gefahren. Was mache ich jetzt mit dem gewonnenen Glück, wie gesagt, festhalten kann man es ja nicht, zumindest nur so lange, bis die Inflation das gevespert hat, was tun? Und jetzt taucht der Gasteig auf.
Ich kaufte mir ein Abonnement für sechs Mozart-Konzerte mit den Philharmonikern, war zwar ziemlich weit oben im Saal, wo angeblich die Akustik nicht so gut sein soll, aber für mich hat das damals gereicht und zudem war es das, was mein Gewinn so hergab. Ich kann mich noch ganz genau erinnern, als ich damals bei einem Konzertbesuch das Andante KV 467 zum ersten Mal dort hörte, hatte ich das Gefühl, die Töne steigen zu mir herauf, tragen mich höher und höher, ich war atemlos, berauscht, glücklich, irgendwie unsterblich.
Das alles kommt zurück, wenn ich diesen Artikel vom Gasteig lese. Ich höre diese Musik, kann meinen damaligen Seelenzustand zurückholen, fühle ihn, versinke darin, immer und immer wieder,
eben unsterblich!
Ich wünsche euch einen ewigen Sonntag.
Seid nett zu einander, streitet nicht, haltet zusammen und paßt auf euch auf.
Lieben Gruß aus Hofheim
Euer Eckhard/Papa /Opa
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