Zum Inhalt springen

Wo bin ich denn?

Meine Lieben,

ein internationales Meeting in Rom war zu Ende. Es bot sich an, auf dem Rückweg nach Frankfurt einen kurzen Zwischenstop in Verona einzulegen, ich hatte etwas Privates in Bardolino zu erledigen. (Zur Beruhigung, das waren keine zusätzlichen Kosten für die Firma und wenn, hätte ich das natürlich übernommen).

Zum Check-in, dann zum Gate.
Ein Gate, zwei Eingänge, die Schlange beim Boarding wird länger und länger, es geht nur langsam voran. Die beiden jungen Flugbegleiterinnen kontrollieren uns, unterhalten sich dabei und rufen sich auf Italienisch immer wieder einige Bemerkungen zu.

Ok, Kontrolle erledigt, Treppe runter zum Bus.
Mein Gott, wann fährt der endlich los! Es ist unglaublich heiß, die Krawatte habe ich schon längst gelockert (das trug ich damals, heute kommt das ja langsam wieder in Mode, Krawatte zu tragen). Gut, endlich am Flieger, hoch die Treppe und wie immer gleich rechts Platz No.1 am Gang.
Erschöpft setze ich mich und atme erstmal kräftig durch.

Wir fliegen knapp eine Stunde, landen etwas unsanft. Das Flugzeug hält mehr oder weniger direkt vor dem Gebäude, Verona ist ein kleiner Flughafen und man geht zu Fuß direkt zur Ankunftshalle.
Nadine hatte, wie ausgemacht, ein Auto für mich gebucht, also durchs Gebäude durch, gleich nach dem Ausgang, auf der linken Seite ist die Autovermietung, ich war hier schon des Öfteren.
Ich traue meinen Augen nicht, weg! Nur ein riesiger Betonberg, ein abgerissenes Gebäude. Habe ich mich geirrt und die Autovermietung ist rechts? Nein, nur Parkplätze.

Wahrscheinlich haben sie das Gebäude abgerissen und die Autovermietung in die Halle verlegt.
Suchend irre ich durch das Gebäude, keine Autovermietung, zumindest nicht die, bei der wir gebucht haben.

In meiner Verzweiflung rufe ich im Office an. Nadine meldet sich. „Hallo Nadine, hier Eckhard, Nadine, wo bin ich denn?“
Sie: „Eckhard, das weiß ich nicht, denn ich bin ja hier im Büro.“
„Ok, Moment, Nadine, ich frage mal.“
Ich halte den nächsten Passanten an. „Sorry, dove sono? Where am I?“, frage ich den verdutzten Herrn, er schaut mich zweifelnd an, aber antwortet: „A Brescia.“

Grazie!

„Nadine, ich bin in Brescia, nicht in Verona.“
Sie: „Wieso, Sie waren doch nach Verona gebucht und dann weiter nach Frankfurt.“
Zur Hölle, keine Ahnung, wo Verona plötzlich hingekommen ist und warum ich jetzt hier bin, ich bin in Brescia und muß nach Bardolino.

„Nadine, ich nehme eben jetzt ein Taxi nach Bardolino und fliege dann morgen früh wie geplant nach Frankfurt.“
Sie: „Ok, soll ich für morgen ein Taxi zum Flughafen Verona bestellen? Übrigens ist mir immer noch nicht klar, wie Sie nach Brescia gekommen sind.“

Mir auch nicht, ich wurde kontrolliert, mein Sitzplatz war wie immer No.1 am Gang, der war auch frei, aber der Ankunftsflughafen war der falsche!

Naja, es gibt Schlimmeres.
Ein bissl wie im Leben, manchmal steht man einfach da und weiß nicht mehr genau, wie man dahin gekommen ist. Man ist irgendwo falsch abgebogen oder hat sich für den „Holzweg“ entschieden, deshalb die Orientierung verloren und muß sich wieder neu ausrichten.

Wenn man tief in sich gräbt, ehrlich zu sich selbst ist, kritisch reflektiert, findet man den richtigen Weg, weiß wieder, wo man steht und warum, und sieht genau die Richtung, auf der man jetzt weitergehen muß. Und dann ist es völlig egal, wo man gelandet ist, in Verona oder Brescia.

Ich wünsche euch einen Sonntag mit Durchblick.
Paßt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen.

Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard/Papa/Opa

Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.

Abonniere die Sonntagsgedanken

Die letzten Beiträge

Archiv