Meine Lieben,
die Überschrift hat nichts mit Englisch zu tun, beschreibt also kein Durcheinander, sondern ist ein heimatlicher Dialekt. Ein bißchen hat es natürlich auch mit einem Durcheinander zu tun, kommt darauf an, von welcher Perspektive aus man es betrachtet.
Einmal im Jahr, jedes Jahr auch heuer, um genau zu sagen, in der vergangenen Woche fand dieses Durcheinander statt.
Wo? Auf dem Pforzheimer Messplatz. Woanders nennt man das Kirmes oder Jahrmarkt, bei uns heißt das eben Mess.
Natürlich gibt es da auch eine Historie. So wie ich das verstehe, hat alles im Jahre 1067 angefangen, als die Stadt das Marktrecht erhielt. Dieser Krämermarkt mit angeschlossenem Jahrmarkt fand an verschiedenen Orten in der Stadt statt, bis er sich dann ab 1960 auf dem Messplatz an der Habermehlstraße etablierte, so auch vergangene Woche.
Alles gibt’s dort, Pfannen, Töpfe, Spielwaren, Ledergürtel, Gewürze, Tee, Kunsthandwerk usw. Für mich ist der Messer Mo (Messer Mann) wichtig, der schärft mir dann alles, was über die Zeit den rechten Schliff verloren hat.
Die Fahrgeschäfte sind mir heute logischerweise zu wild, den Enkeln auf dem Kinderkarussell zuzuschauen, „bleib brav sitzen, nein, nicht aufstehen!“ genügt mir.
Bei den fleischlichen Genüssen, bei einer Bratwurst bin ich schon dabei, Kartoffelpuffer, auch nicht schlecht. Das ganze Süßzeug, kandierte Äpfel, Zuckerwatte, Schokoladenbrunnen, Zuckerstangen oder irgendwelche essbaren Gummischlangen überlasse ich anderen, die ihre Zähne damit gerne einer Belastungsprobe aussetzen.
Ok, ok, gebrannte Mandeln, Magenbrot find ich ganz gut, das habe ich auch meiner Mutter immer mitgebracht, als die 84 Treppenstufen für sie ab dem 90. Lebensjahr doch etwas beschwerlich wurden. „Für d’Mess geh i jetz nemme do nunner.“
Früher, ja früher war das natürlich anders, selbstverständlich ging man in den Jahren mit der 10 mehrmals in der Woche auf die Mess, mit zunehmendem Alter genügte dann ein Besuch, aber einmal, einmal war das mindeste.
Die Oma gab einem „Geld für d’Mess“, der Opa auch, weil er nicht wußte, daß man schon etwas von der Oma bekommen hatte. Wahrscheinlich hat er es doch gewußt, aber sich opa-entsprechend (großzügig) verhalten!
Am Schießstand habe ich mir diese kleinen gelben Schraubenzieher geschossen, für die Freundin natürlich eine oder mehrere farbige Plastikblumen, die Anzahl der Schüsse verrate ich jetzt nicht.
Das Gewehr war hundertprozentig verstellt!
Ohne Freundin? Da war Box-Auto (heute heißt das AutoScooter) eine perfekte Methode, mit dem weiblichen Geschlecht indirekt in Berührung zu kommen. Nach mehreren Runden war der Kontakt hergestellt und man ging gemeinsam rüber zur „Wilden Maus“ (das war jetzt nicht die Freundin der frisch Angebeteten, sondern die Achterbahn). Um ehrlich zu sein, diese Berg- und Tal-Raserei war nicht so mein Ding, aber was tut man nicht alles für die Liebe, da muss man durch!
Die Geisterbahn war da schon praktischer, cool legte man den Arm auf die Rückenlehne des Wagens und im richtigen Moment, beim Auftauchen eines Totenkopfes, beschützermäßig um ihre Schulter. Hinter der nächsten Kurve, wenn der Sensenmann sich mit einem tiefen Lachen über den Wagen beugte, konnte sie sich dann erschreckt entsprechend anschmiegen. Nicht am Sensenmann!
Beim Flohzirkus hat es mich schon beim Zuschauen gejuckt, trotzdem habe ich mich immer gefragt, wie die das machen. Übrigens wusstet ihr, dass nur weibliche Flöhe im Flohzirkus arbeiten?
Wieviel Lose ich gekauft habe, keine Ahnung, gewonnen habe ich außer irgendwelchem Kruscht nichts. Ich glaube, die lassen verschiedene Angestellte permanent mit riesigen Stoffbären, Tigern oder sonstigen wilden Tieren in der Nähe umhergehen, um so den Eindruck zu erwecken, dass hier mehr oder weniger jedes oder mindestens jedes zweite Los gewinnt.
Riesenrad fand ich nicht so spannend, im Spiegelkabinett habe ich mir einmal unglaublich den Kopf angeschlagen und bei „Hau den Lukas“ wollte ich mich nicht blamieren und habe das besser gelassen.
Die Großkopferten stehen gemeinsam mit den Adabeis in der Regel an einem exklusiveren Stand, Namen habe ich vergessen, aber da gibt’s dann Sekt, Wein, Aperol und edle Brände, alle anderen müssen ins Bierzelt, zu Bier und Haxen und Hendl.
Einen Familientag, also vergünstigte Fahrten, gibt’s, denke ich, immer noch.
Was es nicht mehr gibt, ist einen Tag Pause vom Rummel.
Da die Messe immer um die gleiche Jahreszeit ist, war der 17. Juni Teil der Woche, und an diesem Tag, unserem ehemaligen Nationalfeiertag, „Tag der deutschen Einheit“, war eben Durchatmen und Warten auf den 18. angesagt. Übrigens, „Tag der deutschen Einheit“ ist eigentlich gar kein so schlechter Begriff, fehlt uns vielleicht zurzeit ein wenig, bei all dem Durcheinander!
Am letzten Tag findet dann ein riesiges Feuerwerk statt, mit Ahhs und Ohhs sind alle dabei.
Es soll auch welche geben, die auf den Wallberg (den Schuttberg aus den Trümmern der Bombardierung) pilgern, nicht um des Angriffs zu gedenken, sondern das Feuerwerk von luftiger Höhe aus, mit Blick auf die Stadt, zu genießen.
Ich wünsche euch einen erfreulichen Sonntag.
Passt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen.
Lieben Gruß aus Hofheim
Euer Eckhard/Papa/Opa
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