Meine Lieben,
1970 war ich 19 Jahre alt Jahre alt. Für mich ein Schicksalsjahr, aber das erkläre ich später.
Nach mehr oder weniger erfolgreicher Schulkarriere (um ehrlich zu sein eher weniger) begann ich am 1.9.1970 eine Lehre bei der Volksbank meiner Heimatstadt.
Wie das alles so kam? Der Opa hatte einen langjährigen Freund und Sangeskollegen in der Liedertafel, der war im Vorstand der Volksbank.
Der Opa und ich gingen zu ihm, natürlich hatte mein Opa das alles vorher schon besprochen, der Personalchef wurde ins Büro bestellt und ihm wurde mitgeteilt, dass ich ab 1.September einer der neuen Lehrlinge sei. Weiß nicht, ob es dort schon Auszubildende gab, aber egal ob Lehrling oder Azubi, man lernt eben etwas Praktisches, so quasi fürs Leben.
War eben etwas anders als heute, heute kann man es mit nicht abgeschlossenem Studium sehr weit bringen, man muss nur in der richtigen Partei sein, dann klappt das schon.
Gibt ja einige Beispiele, aber das ist jetzt nicht das Thema.
Also, ich lernte, als Lehrling bei der Voba.
Meine erste Stelle war gleich (heißt das in oder auf) in einer Zweigstelle.
Mein gutes Zahlengedächtnis (habe ich immer noch) hat mir dort sehr geholfen und mir viele Sympathien eingebracht. Ein kleines Beispiel: ich seh‘ den Kunden zur Türe hereinkommen, bis er am Schalter war hatte ich die Kontonummer schon auf den entsprechenden Beleg geschrieben.
War immer ein Mordserfolg, ist genauso praktisch, wie wenn man sich Namen merken kann, denn seinen Namen hört man immer gerne.
Warum erzähle ich das jetzt alles, ach so.
Das erste was ich auf der Zahlstelle machen durfte, war mein eigenes Girokonto einrichten, Nummer war 5 stellig, aus irgendwelchen Gründen wurde später noch eine 4 angehängt also ab da 6 stellig.
Inzwischen ist viel, viel Zeit vergangen und als ich vor einigen Jahren beim Aufräumen ein uraltes Sparbuch fand, mit eben dieser Nummer habe ich es zunächst nachtragen lassen, aber dann aus reiner Sentimentalität den Entschluss gefasst, wieder ein Girokonto bei der Voba Pforzheim zu eröffnen, mit on-line Banking geht das ja alles heute auch auf Distanz.
Gemacht getan und eben auch mit dieser Kontonummer, die ich selbst vor mehr als 50 Jahren eingerichtet habe.
Vor einigen Tagen bekomme ich nun die Mitteilung, dass die Volksbank mit andren Volksbanken fusioniert und jetzt nicht mehr Volksbank Pforzheim heißt sondern eben so einen Kunstnamen hat.
Erst habe ich gedacht das muss mich ja gar nicht jucken, aber dann, dann ist mir doch ein Schreck in die Glieder gefahren.
Mir wurde eine neue Kontonummer mitgeteilt!
Unglaublich!
Wie kann das sein?
Ich habe diese Nummer selbst eingerichtet, 1970, habe sie mit diesem Sparbuch konserviert, sodass mein neues Girokonto wie das alte war, und jetzt das!
Die können ja fusionieren mit wem sie wollen, sich komische Namen geben, die Bankleitzahl und Telefonnummer ändern, das ist mir alles egal und auch wenn meine Frau mir erklärt, das wäre eben der Wandel, der allenthalben stattfindet, aber meine Kontonummer zu ändern, das geht nun mal zu weit.
Nimmt denn diese Bank keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten ihrer Kunden zumal, wenn der Kunde sogar ein ehemaliger Lehrling ist!
Ich bin völlig geplättet!
Dazu kommt, dass ich nicht nur dort gelernt habe, sondern auch später, während der Semesterferien, weit entfernte Zahlstellen betreute.
Jaaa, einmal habe ich zu schwungvoll am Morgen die Bürotür aufgemacht, sie knallte gegen die Safe Tür, 5 Minuten später waren die Bullen, (so sagte man damals) da und schauten, ob alles in Ordnung sei.
Es war alles in Ordnung, also keinen Grund mir, vielleicht wegen dieses Vorkommnisses, meine Kontonummer zu nehmen!
Ich bin ernsthaft am Überlegen ob ich diese sentimentale Geschäftsbeziehung fortsetzen soll, muss das mal überschlafen!
Vielleicht besorgt ihr euch mal etwas von Wilhelm Genazino, „Das Glück in glücksfernen Zeiten“.
Dieses Buch lag schon eine ganze Zeit bei mir, irgendwo, habe es Gott sei Dank wiedergefunden und dann mit Begeisterung gelesen.
Keine Frage heute natürlich zu Ehren 2 x Jerry Lee Lewis https://youtu.be/1dC0DseCyYE, https://youtu.be/h90cfSZ65sg
Ich wünsche euch einen langweiligen Sonntag ohne große Änderungen!
Gebt wie immer auf euch und andere acht.
Streitet nicht und haltet zusammen
lieben Gruß vom See
Euer Eckhard O/P


Die Volksbank Stein-Eisingen, meine Heimatbank, hat nach einer Reihe von Fusionen in diesem Jahr als VR-Bank Enz plus zusammen mit den Volksbanken von Karlsruhe, Rastatt, Baden-Baden und Pforzheim fusioniert und heißt jetzt Volksbank pur. Im Grunde hat sich also meine ursprüngliche Raiffeisenkasse Stein mit deiner Volksbank Pforzheim zusammengeschlossen. Wir sind jetzt in ein und derselben Bank. Das ist etwa so, wie wenn man im selben Klassenzimmer sitzt und lernen soll.