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Was mal war

Meine Lieben,

zurzeit lese ich gerade (mal wieder) „Gespräche mit Goethe“ von J.P. Eckermann.

Eckermann hat zwischen 1823 und 1832 interessante Gespräche in Weimar mit dem Dichterfürsten geführt, sehr viele kluge Sätze kann man in diesen alten Schriften finden. Wenn ich sage, alte Schriften dann meine ich das sprichwörtlich so. Das Buch, welches vor mir liegt, ist von 1911, die Schrift ist so, dass sie meine Enkel nur mit Mühe, wenn überhaupt lesen könnten.

Gestern suchte ich nun einen Bleistift, habe ihn auch gefunden, war etwas stumpf, deswegen suchte ich dann einen Anspitzer, den habe ich nicht gleich, aber dann doch auch gefunden.
Warum Bleistift?
Ich habe die Angewohnheit, Sätze oder Aussagen/ Weisheiten, die mich berühren, in Büchern anzustreichen. Bei meinem Reclam Faust mache ich das mit einem gelben Textmarker.
Auch bei meinem Pessoa (dicke Taschenbuchausgabe), der immer am Frühstückstisch liegt, mache ich das so.
Jetzt, bei den Gesprächen mit Goethe kann ich das einfach nicht. 
Textmarker über so alter Schrift, passt doch nun gar nicht! Deswegen, Bleistift, das ist akzeptabel.

Angestrichen habe ich zum Beispiel:

Wenn einer 75 Jahre alt ist, kann es nicht fehlen, daß er mitunter an den Tod denkt. Mich läßt dieser Gedanke in völliger Ruhe, denn ich habe die feste Überzeugung, daß unser Geist ein Wesen ist ganz unzerstörbarer Natur, es ist ein fortwirkendes von Ewigkeit zu Ewigkeit, es ist der Sonne ähnlich, die bloß unseren irdischen Augen unterzugehen scheint, die aber nie untergeht, sondern unaufhörlich fortleuchtet.“

Goethe

Klingt doch mal ganz hoffnungsfroh. 

Manchmal denkt man das passt doch alles nicht mehr in unsere Zeit aber das stimmt nicht. Es gibt ja vieles das nicht passt aber wesentliches passt immer noch, die Evolution ist sehr langsam und Menschen und ihre Gedanken sind eigentlich nicht so wahnsinnig unterschiedlich von jetzt zu früher.
Man kann sich vieles besser erklären aber immer kommt man, ja, genau zu dem Punkt wo das nicht weitergeht.-

Kürzlich war ich mit meinem ältesten Enkel, er wird bald 14, im Auto unterwegs. 
Ich erzählte ihm alles mögliche von früher, dass wir eine Zeitlang auf einem Bauernhof in der Nähe von München gewohnt haben, er dort oft zu Besuch war, ein Lieblingspferd namens Holger hatte, usw..
Er schaute mich die ganze Zeit fragend, um nicht zu sagen entgeistert an. 
„Ich war noch nie in München und einen Holger kenne ich auch nicht“.
Erst da fiel mir auf, dass ich mich in Zeit und Person geirrt hatte.
Nicht er war der Bub von dem ich sprach sondern sein Vater und der ist heute Mitte 40!
Irgendwie hatte sich die ganze Zeit verschoben, Jahrzehnte in die Vergangenheit zurück gebeamt.
Verrückt!

Wieso passiert so etwas? Wahrscheinlich, weil er, fast erwachsen, neben mir im Auto saß. Wahrscheinlich weile diese wunderbaren Augenblicke immer bestehen und ich sie nochmals genießen wollte. 
Vielleicht ……..?

Zum Lesen heute, „Das fliegende Klassenzimmer“ von Erich Kästner, ist zwar angeblich ein Kinderbuch aber eigentlich doch auch nicht, lest es mal, dann wisst ihr was ich meine.

Und wie immer ein bisschen Musik für den Sonntag:

Ich wünsche euch einen angenehmen Tag, aus dem Corona Lazarett Hofheim (nicht ich).

Passt auf euch auf,
streitet nicht und haltet zusammen.

Lieben Gruß 

Euer Eckhard O/P

Ein Kommentar

  1. Franziska

    Guten Morgen Eckhard, wie immer sehr schön Deine Sonntagsgedanken.Erst kürzlich hatte ich das Gleiche empfunden als ich mit meinem Enkel im Kindersitz hinter mir im Auto unterwegs war. Da hatte ich mich auch um Jahrzehnte zurück versetzt gefühlt.
    Übrigens mein Lieblingsgedicht von Goethe
    „Des Menschen Seele gleicht dem Wasser“
    Kennst Du sicher
    Hier am See kommt gerade die Sonne über dem Wasser und dem Morgennebel durch.

    Einen schönen Sonntag und liebe Grüsse vom See
    Franziska

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