Meine Lieben,
ich dachte, ich schreibe mal über die Nullen in meinem Leben. Also ich meine die richtigen, die hinten an einer „Nichtnullzahl“ hängen.
Beim ersten „Nuller“ war ich in der 4. Klasse. Mein Klassenlehrer hieß Herr Eberwein. Für uns war er schon alt, aber wahrscheinlich war er so zwischen 20 und 30. Er war groß und hatte dunkles lockiges Haar. Die Nordstadtschule – 16 Jahre vorher hieß sie noch Adolf-Hitler-Schule – war als ein Block gebaut. Im südlichen und westlichen Flügel hatten die Mädchen ihren Bereich, ihr Schulhof war in der Mitte des Blockes. Die Buben waren im östlichen und nördlichen Teil untergebracht. Es gab logischerweise keine Verbindung. Wir waren also eine reine Bubenklasse bzw. sogar eine reine Bubenschule.
Ich kann mich auch erinnern, dass der Netto, das war der Nachname eines Klassenkameraden – wir wurden alle mit Nachnahmen gerufen – öfters über die Bank gelegt wurde und einige Hiebe mit dem Stock bekam.
Prüfungsarbeiten waren in der 4. Klasse angesagt! Prüfungsarbeiten, die einem, falls sie gut waren, berechtigten auf eine weiterführende Schule zu gehen. Habe ich geschafft! (Über den weiteren Fortgang, ein anderes Mal)
Im Pausenhof haben wir vor dem Unterricht mit einem Tennisball Fußball gespielt. Mein Schulweg dauerte etwa 20 Minuten, das erste Stück des Weges hat mich immer unser Hund Strolch begleitet.
Einmal hat mir ein Mitschüler während eines Streits ins Gesicht gespuckt, das hat mich so getroffen, dass ich bis heute noch genau weiß wer das war und wo.
Ansonsten waren die ersten 10 Jahre wie für viele meiner Altersgenossen eine normale Kindheit mit noch, obwohl das uns nicht bewusst war, vielen Nachwirkungen des Krieges. Pforzheim war eine der am meisten zerstörten Städte Deutschlands. Überall noch Ruinen, Bretterbuden mit kleinen Geschäften. Einmal auf dem Schulweg waren auf der langen Holzwand einer Kohlenhandlung große Hakenkreuze aufgemalt. Am nächsten Tag waren die dann übermalt, sahen aus wie große schwarze Fenster.
Viel ist passiert in diesen ersten 10 Jahren, nicht alles fällt mir auf Anhieb ein aber so Stück für Stück werde ich das wohl wieder entdecken.
Wie selbstverständlich, nicht überraschend, aber irgendwie doch plötzlich und unerwartet kam gestern die 7. Null zu mir.
Es ist nur eine Zahl, ich weiß, aber irgendwie war mir dann doch ein bisschen anders.
Wir erreichen jeden Lebensabschnitt als Neuling sagt Rochefoucauld. Das wird wohl auch jetzt so sein, aber man wird das Gefühl nicht los, dass die Unendlichkeit stetig näher rückt.
Es geht mir gut, ich habe mich damit abgefunden, dass einiges nicht mehr so funktioniert wie vor 20 Jahren, dass man Tabletten, z.B. gegen Gicht oder für den Blutdruck, jetzt bis zum Ende (hier meine ich nicht das Ende der Schachtel) nehmen muss. Auch abgefunden habe ich mich mit der Tatsache, dass mich meine Umwelt jetzt für erwachsen hält. Was so eine Zahl alles aus macht!
Aber ich weiß natürlich, dass dem nicht so ist. Ich bin immer noch der Eckhard (der Karlheinz würde jetzt sagen der Eggi) aus der Hohenzollernstraße und ich glaube ich habe mich in wesentlichen Dingen nicht geändert.
Mit dem Bücken ist das jetzt übrigens auch ein bisschen schwieriger, aber man sollte sich auf jeden Fall die Frage stellen „was kann ich jetzt noch erledigen, wenn ich schon mal hier unten bin?“
Naja, so ist das eben, aber…,
Gott sei Dank hatte ich die Eingebung lieber den 69. als den 70. zu feiern.
Überhaupt wird das mit den Eingebungen mit zunehmendem Alter immer besser, vielleicht weil man nicht mehr muss.
Wie gesagt, es geht mir gut, ich bin mit mir im Reinen, bin ausgeglichen und glücklich, dass es ist wie es ist.
Ich freue mich über unsere 5 Kinder nebst Schwiegertöchtern und noch mehr über unsere sechs (bald 7) Enkel. (Hoffe sie erfreuen sich auch an mir)
Bin froh, dass meine Mutter noch lebt ab und mich ab und zu mit einem lockeren Spruch versorgt. Kürzlich beim Passamt: „wollen sie einen Personalausweis mit Fingerabdruck?“ – „Wie?, ich breche jetzt nicht mehr ein!“
Zweimal täglich telefoniere ich mit ihr.
Ich genieße meine Zeit, egal ob am See, in Hofheim oder sonst wo und erwarte gespannt aber gelassen die kommenden Jahre.
https://youtu.be/QlAzXWoQDlg
Ich wünsche euch einen (……………………..<—–setzt etwas ein) Sonntag.
Lieben Gruß vom See.
Gebt auf euch acht.
Papa/Eckhard
Lieber Eckard,
jedes Wochenende freue ich mich auf Deine Sonntagsgedanken. Sie regen mich immer zum Nachdenken über das eigene Leben an. Da gibt es viel zu entdecken, was längst vergessen schien. Bitte mach weiter so.
Liebe Grüße vom Rebberg 12 und nachträglich noch alles Gute zu Deiner 7. Null.
Frank
Herzliche Grüße aus Stone City & alles Gute zum Geburtstag!
Lieber Eckhard, wie jeden Sonntag hast du heute wieder unser Sonntagsfrühstück bereichert, ganz herzlichen Dank dafür.
Nachträglich noch alles Gute zu deinem Geburtstag und bleib noch recht lange fit.
LG aus Pforzheim
Gabi und Lothar
Lieber Eckhard, wieder einmal wunderschön geschrieben😄👍Ja und dann noch alles, alles Gute nachträglich zum Geburtstag.
Jeden Sonntag geniesse wir mit Begeisterung Deine Gedanken.
VG aus Berlin👍☃️❄️☃️