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Wie war das noch?

Meine Lieben,

wenn man schon am Montag an den Sonntag denkt, heißt das nicht, daß man sich nur auf das „freie Wochenende“ freut. Wir, von der abhängigen Arbeit, Befreiten haben ja immer frei.
Bei mir hat dieser Gedanke eher damit zu tun, daß ich in meinem Kopf wühle, in all diesen unsortierten Erinnerungen, welche Sonntagsgedanken sich als Sonntagsgedanken eignen würden. Spaßfaktor für mich beim schreiben, für euch beim lesen, nicht belehrend, jugendfrei (andere Erinnerung habe ich natürlich auch, aber da schweigt der Gentleman) und . Mein Hund liegt hinter mir auf meinem besten Teppich, naja was soll ich machen, er schläft tief und fest. So richtige Sonntagsgedanken kommen mir noch nicht in den Sinn.Wolken hängen über dem See, der liegt naß und grau in seinem Bett, die beiden Raben sitzen auf der Birke, schütteln sich ab und zu und denken wahrscheinlich, „was für ein sch… Wetter“.

Mein Opa, auf dem Photo auf meinem Schreibtisch, blickt fragend in die Ferne, den Zeigefinger der rechten Hand hat er an die Unterlippe gelegt. Er schaut, leicht kritisch so wie man fragt: was ist das jetzt,  wie war das noch, was machen die da?Das Bild muß im Garten aufgenommen worden sein, man sieht in der Ecke ein Teil des Polsters vom Gartenstuhl. Er trägt ein kurzärmeliges, bläuliches Hemd, mit einem kleinen Muster.
Ich denke auf diesem Bild ist er schon weit über achtzig. Nach dem Krieg, als er nach der französischen Gefangenschaft wieder daheim war, hat er bei einem Mercedes Autohaus in Pforzheim  als Prokurist gearbeitet. Prokurist ist ja kein Beruf, er war eben kaufmännischer Angestellter. Die Oma hat aber gesagt, der Opa ist Prokurist, deswegen dachte ich immer das ist der Job. Der Inhaber war ein Freund von ihm. Wir Kinder haben zu ihm Onkel Ernst und zu seiner  Frau Tante Maus gesagt. Keine Ahnung warum Maus ?

Übrigens hatte mein Opa nie einen Führeschein und die Oma logischerweise auch nicht.Was fällt mir noch zu ihm ein? Mittwochs ging er in die Singstunde. Er hat vieles für mich gebaut, eine Ritterburg aus massiven Holz, eine Eisenbahn auf einer großen Holzplatte(eigentlich hat das das Christkind gemacht) aber später habe ich herausgefunden, daß es doch der Opa war. 

Nicht nur am Mittwoch in der Singstunde er hat gern gesungen, auch am Sonntag beim Schuhe putzen. Den Endiviensalat hatte er am liebsten „hauchdünn geschnitten“ gegessen, Spätzle rutschen beim Essen ruckzuck in den Magen, mit Reiskörnern hatte er so seine Schwierigkeiten, die wollen einfach nicht durch seine, wie er sagte „Strumpfgurgel“. Übrigens hat er mir mal gesagt, daß sich im Alter der Geschmack verändert, ich habe damals gedacht, oh Gott, oh Gott schmecken mir dann keine Spätzle mehr. Sie schmecken immer noch, am besten direkt aus dem Wasser. Aber inzwischen mag ich auch Gemüse und vieles andere mehr.

Solange er ins Büro ging, war der Opa immer piekfein  angezogen. Anzug, mit Gillet, Krawatte und mit irrsinnig, fein geputzten, glänzenden Schuhen. Die Schnürsenkel (bei uns Schuhbändel) hat er mit dem kleinen Schuhlöffel in der Seite(außen), innen verwahrt.
Als die Oma starb hat mir mein Opa, den Teil des Taschengeldes, der von der Oma kam, weiterbezahlt. Ich habe bis zum 30 Lebensjahr von ihm monatlich etwas bekommen, bis ich ihm sagte, er kann das jetzt doch lassen.

Ich bin dankbar und froh, daß ich ein glückliches Leben habe, ich denke meine Großeltern haben dafür das Fundament gelegt.
Der Papa vom Opa war übrigens Schneider, so wie man sich das vorstellt, mit gekreuzten Beinen auf dem Tisch. Vielleicht  hat der Opa auch deswegen immer Maßanzüge getragen, ich war manchmal mit, wenn er den Stoff ausgesucht hat. Da er einen kleinen Buckel hatte war das natürlich auch geschickt etwas maßgeschneidertes zu tragen.
Die Mama vom Opa war eine geborene Gall, aus TIefenbronn. Ihr könnt ja mal im Internetz nach schauen wer dieser Franz Joseph Gall war. Er ist übrigens auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris begraben, wie auch Edith Piaf, Jean de la Fontaine, Jim Morrison, Marcel Proust, Frèdèric Chopin, Oscar Wilde, Maria Callas, um ein paar  Berühmtheiten zu nennen. 

Zum Lesen, Der leere Spiegel von Janwillem van de Wetering.
Für den Opa gleich 3 Lieder, ich konnte mich nicht entscheiden! Alle erinnern mich an ihn, meine Kindheit und ganz ehrlich, eine Träne mußte ich beim anhören auch verdrücken. 

https://youtu.be/IolQCHsYe2E

https://youtu.be/ozio6yiNYrA

https://youtu.be/MCIk0t6kHO4


Ich wünsche euch einen stimmungsvollen Sonntag 
Lieben Gruß vom See.
Gebt auf euch acht.
Papa/Eckhard

Ein Kommentar

  1. Dorota

    Tante Maus made me laugh! Great post Eckuniu 🙂

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