Zum Inhalt springen

01. DEZEMBER 2019

Meine Lieben,

heute ist der 1. Advent!  Es beginnt jetzt eine ruhige, stille Zeit. 

Ich weiß nicht wie das bei euch ist, aber so richtig ruhig und still kommt mir das nicht vor.
Wenn ich mich aber in die Zeit der Vorfreude und Wunschzettel  versetze, dann kommt so ein wenig  Ruhe zurück.
Im Erker im Wohnzimmer hing immer ein riesiger Adventskranz, mit roten Bändern, die die Drahtseile verdeckten an der Decke festgemacht, dicke rote Kerzen auf kräftigem Tannengrün man konnte das schon riechen wenn man ins Zimmer kam. Die Kerzen wurden aber nie angezündet, man hätte ja auch jedes Mal eine Leiter gebraucht. Auch sonst gab es fast in jedem Zimmer einen Adventskranz, in der Küche, im Herrenzimmer und Esszimmer. 
Am späteren  Nachmittag, wenn es draußen schon langsam dunkel wurde  zündete meinen Mutter den Kranz an, na eigentlich die Kerzen aber irgendwie sagt man immer den Kranz anzünden, vielleicht sage auch nur ich das, so wie ich auch Eisschrank anstatt Kühlschrank sage. 


Also sie zündete die Kerzen an, nein, jeweils natürlich nur soviel wie es erlaubt war, am ersten Advent eine, am 2. Advent zwei usw……
Es gab dann meist Tee mit Rum, Hutzelbrot, oder Christstollen, später in der Adventszeti dann auch ein paar selbstgemachte Brötchen. Bei uns heißt das Brötchen und nicht Kekse, Hildabrötchen, die haben so einen Kleks von roter Marmelade in der Mitte, Spitzbuben, die sind 2stöckig mit einem roten Kleks von Dornröschenhonig(Hagebutten oder Hägenmarkmarmelade), Haselnußhäufchen waren schon immer meine Lieblingsbrötchen,  Buttergebackenes( nahm man eben so mit), die Zimtsterne waren natürlich auch ein Hit. 

Nach dem Backen wurden diese Brötchen immer auf der Veranda in großen Metalldosen, bzw  Metallkisten (mit Weihnachtsmotiven) aufgehoben und Selbstbedienung war auf der Veranda untersagt! 

An diesen Adventsnachmittagen wurde dann eine bestimmte Anzahl, ich glaube meine Mutter zählte das ab, in einer goldenen, verzierten  Weihnachtsschale päsentiert, naj man durfte sie dann auch essen. 
„Das muß doch noch bis Weihnachten reichen“ war ein Argument dem man sich nicht verschließen konnte und so waren wir  eben mit dem zufrieden was es an diesen Nachmittagen gab.  
Trotz strenger Rationalisierung  waren an Weihnachten die meisten doch schon verschwunden, irgendwie hatten sie sich auf der Veranda in Luft aufgelöst.

Meine Mutter spielte dann schon mal ein paar Weihnachtstücke auf dem Klavier, übte  für die Hausmusik am Weihnachtsabend.
Mir kam das alles irgendwie ruhig und gelassen vor, vielleicht war das aber für meine Eltern genau so hektisch wie für uns heute. Aber für die Kleinen ist es immer noch große Vorfreude und gespannte Erwartung.

Die Idee hinter dem ersten Adventskranz stammt übriges von Johann Wichern, einem Theologen. Für die Straßenkinder entwarf er einen Adventskranz mit 4 großen und 2o kleinen Kerzen. Während der Betreuungzeit im Rauhen Haus in Hamburg konnten so alle gemeinsam die Tage bis Heiligabend abzählen.

Wir haben heute in Hofheim auch die erste Kerze am Adventskranz angezündet, freuen uns auf die kommenden Zeiten mit der Familie und versuchen diese Adventszeit so ruhig wie es irgendwie geht anzugehen.

Ich wünsche euch alle einen schönen ersten Advent und, wie gesagt, eine hoffentlich nicht zu hektische Adventszeit mit  Musestunden und einem Gedicht von Rilke.

lieben Gruß aus Hofheim 

Papa/Eckhard

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird,
und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit,
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit!

Rainer Maria Rilke

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Abonniere die Sonntagsgedanken

Die letzten Beiträge

Archiv