Meine Lieben,
Da saß ich nun im Flieger nach Chicago, ließ mich in den Sitz fallen und war froh, daß die nächsten 9 Stunden mich niemand anrufen konnte.
Ich schaute alle möglichen, meist Action Filme, aß und trank und ein besonderes Vergnügen war für mich, die Musikliste der Lufthansa durchzustöbern, zu hören was ich noch nicht kannte und oft hab ich etwas aufgeschrieben und mir in Chicago dann die entsprechende CD gekauft.
Als ich das erste Mal in die „Windy City“ reiste wurde ich von einem LimoService abgeholt, der wer aber nicht da und und ich mußte herausfinden wie man in USA von einem öffentlichen Telefon anruft( Handys gab es noch nicht), es hat geklappt.
Bei meinen späteren Reisen habe ich dann immer ein Auto bei AVIS genommen, wartete auf den Avisbus, wurde zu dem Terminal gebracht , nahm ein Auto in Empfang und los ging’s Richtung North Chicago. Anfangs bin ich mehrmals zu früh abgebogen und war plötzlich auf einem Highway, der in die Stadt führte. Später ging das alles glatt auch mit dem bezahlen hatte ich dann irgendwann herausgefunden, daß es einfacher ist ein Auto zu nehmen , das eine automatische Bezahleinrichtung hatte anstatt laufend nach irgendwelchen Münzen, die man dann of nicht hatte, zu suchen.
Nach einigen Besuchen kannten sie mich, im Marriott Lincolnshire, war ja immerhin mindestens 5 mal im Jahr da. Ich wurde freundlich begrüßt und fühlte mich gut weil alles so bekannt war.
Meist habe ich zunächst ein Steak gegessen, bei Sandy noch ein Bier an der Bar getrunken und bin dann aufs Zimmer.
Im Hotelzimmer gab es, diese fürchterlichen alten Klimaanlagen, große braune Kästen am Fenster, recht laut, ich habe sie immer ausgeschaltet und das Fenster aufgemacht. Die Betten immer riesig mit einer großen blumengemusterten Decke, ich glaube die sind in allen Marriotts gleich, auf jeden Fall sah das , soweit ich mich erinnern kann, in Warschau und Helsinki und sonst wo auch so aus
Auf meinem Walkman hatte ich mir Musik aufgenommen, hörte dann, meist Pink Floyd, zum einschlafen, eigentlich die ganze kurze Nacht hindurch.
Bei US and Them, das ist auf Dark Side of the Moon, heißt es irgendwann „ and after all we’re only ordinary man“.
Auch wenn ich mal Angst hatte, weil beim Rückflug über Neufundland, das Flugzeug schrecklich wackelte, dachte ich immer, ich bin nicht so wichtig, daß ich jetzt abstürze und das später in der Zeitung steht.
We’re just ordinary man, ganz normale Menschen. Man darf sich nicht so wichtig nehmen, nur weniges ist wirklich wichtig aber das wißt ihr ja selbst.
Am nächsten Moorgen, nach Telefonaten mit Europa gegen 4 meiner USA Zeit bin ich dann nach Abbott Park gefahren, es war für mich ein immer wunderbarer Spaß meinen deutschen Firmenausweis zu zeigen und mich durchwinken zu lassen, ich habe in 20 Jahren nie einen Besucherausweis gehabt!
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Als ich bei Abbott anfing, war ich 2 Monaten nördlich von Abbott Park in einem Marriott Courtyard untergebracht, das lag auf dem Weg von meinem Chef( Tom) und er hat mich dann morgens ab und zu mitgenommen.
Erst viel später erfuhr ich, daß das eine nicht ganz so sichere Gegend war. Nicht so schlimm wie die South Side of Chicago, die kennt man ja von Leroy Brown aber ein bißchen schlimm schon.
An einem Abend, der Receptionist hatte mir aufgezeichnet wie ich zum nächsten Steakrestaurant komme, verließ ich das Hotel durch eine Seitentür, die direkt auf den Parkplatz führte. Die Wagen standen gegeneinander und in der Mitte war die Straße.
Ich saß im Auto, es regnete heftig, und studierte die handgefertigte Skizze, hatte Licht im Auto gemacht, den Motor gestartet.
In diesem Moment raste ein Polizeiauto mit Blaulicht und diesem Hui Hui, das man aus Filmen kennt, in den Parkplatz und stellte sich direkt hinter mich,“ Polizisten (Cops) sprangen aus dem Wagen mit Pistolen den Händen und forderten unter lautem Gebrüll zwei Personen, die mir direkt gegenüber standen, auf, das Auto zu verlassen, der eine mußte die Hände auf das Wagendach legen, der andere lag, glaube ich, auf der nassen Straße.
Ich saß stocksteif im Wagen, stellte den Motor ab, dachte „Eckhard, jetzt bist du in Chicago“.
Ich löschte das Licht, machte den Motor aus und machte gaaanz langsam die Tür auf, stieg aus, schloß sie und ging ruhig, zumindest äußerlich, zurück ins Hotel. Niemand beachtete mich.
An diesem Abend hab ich dann von Nüssen und Schokolade aus der Minibar gelebt.
Komische Sonntagsgedanken? Hoffentlich spannende, sie kamen mir in den Sinn als ich diese Woche auf den ruhigen See schaute, die Vögel in den Büschen zwitscherten, ein leichtes Lüftchen wehte und die Zeit an mir abtropfte.
Ich wünsche euch einen wunderbaren, angenehmen Tag, wo immer ihr auch gerade seid, laßt es euch gut gehen und paßt auf euch auf.
lieben Gruß
Papa/Eckhard