Meine Lieben,
diese Woche waren wir bei Freunden zum Essen eingeladen. In der Spargelzeit gibt es natürlich Spargel aber dieses Mal nicht mit Schinken, Schnitzel oder sonst üblichem, sondern mit einem Kalbsbraten.
Wunderbar! Mir läuft jetzt noch das Wasser im Munde zusammen! Gleichzeitig erwachen natürlich Erinnerungen und drängen aus den Tiefen ins Freie.
Braten, es gab oft Braten als ich noch ein kleiner Bub war. Besonders bei meinen Großeltern. Wenn man am Sonntag die Straße entlang ging und speziell dann im Hausgang in der Bayernstraße 17 bis zum 3. Stock roch es intensiv nach Braten. Nicht, dass meine Oma mit diesen Bratengerüchen die ganze Straße versorgt hätte, aber am Sonntag gab es zumindest da wo ich lebte, Braten. Schweinebraten, Kalbsbraten, Rinderbraten oder auch Rouladen, das hat ja auch diesen wunderbaren Geruch und gibt so eine herrliche Soße.
Als Beilage gab es natürlich Spätzle oder zumindest Nudeln, bei der Oma natürlich selbstgemachte Nudeln.
Übrigens, als wir in der Schweiz wohnten, haben wir uns auch mal an selbst gemachten Nudeln probiert, nicht dass es da keine Nüdeli gäbe, aber wir wollten das einfach mal probieren. Hat auch gut funktioniert, den ausgerollten Teig haben wir dann über einen, Wäscheständer im Wohnzimmer zum Trocknen aufgehängt.
Und dann ab ins Museum nach Winterthur. Als wir zurückkamen war der Teig verschwunden, unser Hund hatte 1 Kilo frischen Teig von dem Wäscheständer irgendwie herunterbekommen und gefressen.
Übrigens hat auch der Hund meiner Jugend, bei der Oma, sie hatte die Angewohnheit den Topf auf den Boden der Küchenveranda zu stellen, den ganzen Braten verschlungen, mit der Soße.
Gegessen haben wir bei der Oma am Sonntag im Esszimmer, das wurde sonst unter der Woche eigentlich nicht benutzt. Unter der Woche aß man mehr oder weniger an einem höheren Couchtisch im Wohnzimmer. Eigentlich bin ich mir jetzt gar nicht mehr so sicher ob das so war. Auf jeden Fall wurde sonntags im Wohnzimmer an diesem Couchtisch gefrühstückt. Ich legte Schallplatten auf, das heißt, ich stapelte Singles in den Zehnplattenwechsler. Sonntags ist’s…, oder …es löscht das Meer die Sonne aus. Lieder, die auch mein Opa wahrscheinlich in der Singstunde sang.
Ich durfte auch toasten. Das war so ein silbriges Ding, welches man an den Seiten aufklappte, das Weißbrot reinsteckte, und das Brot dann wenden musste, wenn es auf einer Seite braun genug war. Achtgeben war angesagt, dass nichts anbrannte und es passten logischerweise auch immer nur zwei Brote, eines recht und eines links, in den Toaster.
Jetzt habe ich mich doch irgendwie vergaloppiert. Vom Spargelessen über den Braten, Nudeln, Hundeerlebnisse, Sonntagsfrühstück mit Musik und bis zum Toastbrot.
Naja, man soll die Erinnerung eben fließen lassen, das macht das Leben angenehm und erzeugt ein wohliges Gefühl in der Seele. Es ist ja riesiger Vorteil, dass man meist nur die guten Dinge in Erinnerung behält, die anderen sind oft, Gott sei Dank, in einer Höhle eingeschlossen, die mit einer schweren Tür versehen ist. Und so lang niemand „Sesam öffne dich“ sagt bleibt das zu.
In dem Zusammenhang fällt mir jetzt ein, dass ich schon immer Märchen liebte, sie mir vorgelesen wurden und später als ich lesen konnte, ich…….
Aber das geht jetzt wirklich zu weit!
Jetzt hör ich auf, spar mir die Geschichte für ein andres Mal, sonst komme ich mir ja vor wie Scheherazade….
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag, mit einem wunderbaren Bratenduft in der Nase, (dazu passt übrigens Wagners die Ouvertüre zu Tannhäuser, entfaltet sich ebenso langsam bis zur Vollendung). Die Vegetarier unter euch dürfen sich am gegrillten Gemüse und ihrem guten Gewissen erfreuen.
Zurück auf dem Weg zum See,
lieben Gruß
Papa/Eckhard