Meine Lieben,
Der Flieger aus Südafrika landete morgens um 8.00 Uhr in Frankfurt. Ich ging in die Firma, weil ich einiges zu unterschreiben hatte. Als alles erledigt war, suchte ich meinen Geldbeutel. Ich war völlig sicher, daß ich ihn auf den Schreibtisch gelegt hatte. Ich habe alles abgesucht, bei Kollegen nachgefragt, bei denen ich kurz im Zimmer war, nichts! Verschwunden!
Ich habe dann die Kreditkarten gesperrt und was man sonst noch alles tun muß und verließ das Haus mit einem unheimlichen Freiheitsgefühl. Kein Geld, kein Personalausweis, keinen Führerschein. Ich war eigentlich nicht existent, ein freier Mann, zumindest kurzfristig. Das schlimmste jedoch für mich war, daß mein Führerschein weg war. Es war ein alter Führerschein, man sagte „Lappen“ dazu. So fühlte er sich an, grau, aus komischen Material anscheinend mit hohem Textilanteil. (hab‘ ich nachgelesen) Diesen Führerschein hatte ich zunächst nur für Klasse 5( Moped), dann später wurde er erweitert auf die Klasse 3 und bei der Bundeswehr auf die Klasse 2 für LKWs. Auf dem Bild im Führerschein war ich 15 Jahre alt. Es war wunderbar wenn ich den Führerschein irgendwo vorlegen mußte, „Was, das sind sie?“
Das war mein größte Verlust an Dingen. Naja, ich hab mal nachgeschaut, bis 2033 hätte ich ihn doch umtauschen müssen, da bin ich dann 82, und hoffe, daß mich meine Enkel chauffieren. ( Ich kauf auch das Auto)
Nicht vergleichbar ist es natürlich wenn man einen Menschen verliert, ganz egal wie eng das Verhältnis war. Es war während des Studiums. Wir, eine ganze Clique, fuhren nach Schladming zum Skifahren. Ich fuhr mit Alex, er hatte einen MG, Cabrio, 2sitzer. Der Skiträger war schräg am Heck angebracht, kurz vor München ist uns das ganze Ding auf die Autobahn geknallt. Rechts ran, alles einsammeln, aufladen, weiter ging’s. Alex war ein sehr guter Skifahrer, „der König von Schladming“. Während des Studiums hat er sämtliche Klausuren geschoben, d.h. er hat die, aus dem Grundstudium, die er einmal verhauen hatte, bis zum letzten Semester aufgehoben. Er hat auch im 2. Anlauf „Rechnungswesen“ nicht bestanden, das Studium war umsonst! Alex ist mit 28 Jahren an Darmkrebs gestorben.
Für mich und einer meiner besten Freunde, wir saßen in der Schule zusammen in einer Bank, war die Zeit in der Schule ein täglicher Kampf. ( außer in den Pausen) Wir hatten Hochs und Tiefs, das mit dem Hochs war relativ und nicht mit den Mitschülern zu vergleichen, die immer jammerten wie schlecht die Klassenarbeit gelaufen wäre und dann doch mit einer 2 bedient wurden.
So eine 2 wäre ein Superhoch, eine Hitzerekord gewesen.
Musik hat uns interessiert, Mädels. Er war ein exzellenter Musiker, mit einer tollen Stimme. Fast immer gute Laune, wir haben viel zusammen gelacht.Nach unserer zweifelhaften Schulkarriere hatten wir beide unser Leben irgendwie dann doch ganz gut im Griff. Viele Jahre hatten wir wenig Kontakt und trotzdem war es ein fürchterlicher Verlust für mich als er mit 56 Jahren, ganz unerwartet starb.
Andere Freunde habe ich einfach aus den Augen verloren, die Zeit war vorbei.
Aber es gibt auch einiges was ich gefunden und wiedergefunden habe. Neue Freunde, die wie alte Freunde sind, nie hätte ich geglaubt, daß das möglich ist. Bei denen, die ich nach vielen Jahren wiedergefunden habe, hat die kontaktlose Zeit keine Rolle gespielt. Es war wie wenn wir uns gestern verabschiedet hätten, „also bis morgen“.
Ich bin sehr glücklich solche Freunde zu haben
Nie verloren habe ich den Glauben an mich, an die Liebe und, daß alles irgendwie gut wird.
Mit zwei Zitaten von Oscar Wild wünsche ich euch einen wunderbaren Sonntag.
„Be yourself; everyone else is already taken“
und
„Everything is going to be fine in the end. If it’s not fine it’s not the end.“
lieben Gruß vom See. Gebt auf euch acht!
Papa/Eckhard