Meine Lieben,
Holbein Renaissance im Norden.
wir waren zur Eröffnung der Ausstellung „Renaissance im Norden“ ins Städel eingeladen.
Illustre Gäste, gute Reden von Direktoren, Kuratoren und Oberbügermeistern (der letztere war alleine, müsste deshalb Oberbürgermeister heißen aber im Fluss mit den anderen hat sich einfach die Mehrzahl angeboten.
Falls ihr Zeit habt, schaut euch die Ausstellung an; ist wirklich großartig. Kunst und Kultur definiert uns, bringt uns zusammen und das ist doch in der heutigen Welt bestimmt sehr notwendig.
Bei der Fahrt am nächsten Tag, ging mir das alles nochmals so durch den Kopf. Auto fahren ist auch irgendwie Meditation für mich.
Entweder ich höre Musik und die versetzt mich dann irgendwohin oder ich höre einfach mal die Stille und die bringt mich dann ganz nah zu mir.
Ich habe auf dem Weg noch einen alten Freund besucht – wir kennen uns seit wir 15 waren – er lebt zur Zeit im Pflegeheim und ich freu mich, wenn ich ihn sehe und ich meine, er ist auch froh, wenn er mich sieht.
Auch wenn die Situation keine angenehme ist, hat er sein Leben darauf eingestellt, sagt mir, dass seine Wohnung jetzt aufgelöst ist, von allen Dingen die mal wichtig waren nichts mehr ist, so wie es aussieht wäre nur er noch da.
Wir essen gemeinsam; er langsam mit Andacht, ich schaue ihm zu. Er ist so ein Freund, der nie viel spricht, aber wenn er etwas sagt, macht es meist Sinn.
Schon immer hat er mir bei vielen Problemen oder in Diskussionen die Augen geöffnet, meist nur mit einem Satz, der einfach und hilfreich war, nicht überflüssiges.
Sein Talent ist es „angeblich komplizierte Sachverhalte zu entkleiden“, nackt steht das Problem dann da, unnötiges Beiwerk liegt am Boden und man sieht plötzlich, dass vieles im Leben nicht kompliziert ist und es meist eine einfache Antwort und Lösung gibt.
So ein Talent habe ich nicht, aber dafür habe ich ihn und wie gesagt, ich besuche ihn gerne.
Auf der Fahrt zu ihm verlasse ich die Autobahn des Lebens, fahre langsamer durchs Kraichgau, die Bäume sind jetzt bunt, die Felder abgeerntet und die Sonne spiegelt sich in den Pfützen am Straßenrand, alles wird langsamer, ich genieße es.
Jetzt sitze ich hier am Schreibtisch, die Sonne blendet mich, ich kann nicht sehen, was ich schreibe, aber irgendwie angenehm, wenn man rechts und links nichts wahrnimmt, nur die Finger sieht, die über die Tastatur huschen.
Anscheinend war es recht kühl heute Nacht; ich werde wohl viele heruntergefallene Blätter zusammenfegen müssen, kommen dann in einen großen Sack und auf den Biomüll.
Kreislauf.
- Vielleicht ist das im Leben auch so; irgendwann wird alles zusammengekehrt, Wohnungen aufgelöst und alles, was mal wichtig war, verliert sich. Was bleibt, ist nur noch ein bisschen Energie und die schafft dann wieder Neues. –
Zurück vom Hundemorgenspaziergang.
Wir waren unten am See, blauer Himmel – ich glaube, das heißt Schäfchenwolken – Farben an den Bäumen, wie ein buntes Konzert, windstill, der See wie ein Spiegel.
Direkt am Wasser entlang gehen wir, der Campingplatz ist leer, wie auch alle Ferienhäuser, die Ab-und-zu-Bewohner sind alle (Gott sei Dank) weg.
Ich liebe diese Zeit im Herbst hier am See; ich habe dann das Gefühl, nein ich weiß es, das Glück hat eben jetzt hier, hier bei mir geparkt.
Am Frühstück, beim Biss in die Laugen-Seele, spüre ich, wie meine Seele bereit für die Welt und offen für diesen Tag ist. (Und jetzt spielen sie auch noch Beatles.
„If I fell“ im Radio, was will man mehr!
Ich bin dankbar.
Streitet nicht, haltet zusammen!
Das Leben ist zu kurz, um es zu vertun.
Genießt es!
Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard/Papa/Opa
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