Zum Inhalt springen

Eine Kerze

Meine Lieben,

es ist Sonntag, 1. Advent, ich bin allein am See, die Schweizer Wälder auf der anderen Seeseite verstecken sich ein wenig in den Wolken, zumindest oben am Kopf.
Ich habe gefrühstückt, eine Tasse Tee steht noch neben mir, respektive neben dem Laptop.

Kürzlich hatten wir Stromausfall, zunächst eine halbe Stunde und dann später gegen halb 11 des Nachts nochmal, da weiß ich jetzt nicht wie lange, ich bin ins Bett, habe die Nachttischlampe angemacht um aufzuwachen wenn der Strom wieder da ist, um dann die Heizung wieder anwerfen.
Geht ja tatsächlich nichts, nichts, gar nichts!
War bestimmt schon für uns mal so zum üben, falls die Sonne nicht scheint, der Wind nicht bläst, die  Kohle- Gas- und Atomkraftwerke alle abgestellt sind, dass wir wissen was auf uns zukommt und wie wir uns vorbereiten müssen, das wird lustig!!

Beim Blick übers Dorf, hier von meinem Berg,  war es wirklich, kuhnacht! Gut die Sterne konnte man sehr gut beobachten, denn keine künstliche Sonne hat gestört.

Eine Kerze habe ich angezündet, hab zum Glück immer ein Feuerzeug oder Streichhölzer, normalerweise um meine Räucherstäbchen anzuzünden, jetzt war das wirklich sehr praktisch.
Hab‘ doch immer schon gewusst, dass das mit den Räucherstäbchen eine sinnvolle Sache ist. Die wunderbaren Gerüche, erinnern mich immer an Reisen in den Orient oder an die Besuche als Kind mit meiner Tante Elsa am Sonntag in der Franziskuskirche.

Ich weiß, der Großteil meiner Familie mag diese Düfte nicht, aber die waren ja auch meist nicht im Orient und wahrscheinlich auch nicht in der Franziskuskirche.

Heute am 1. Advent brennt sowieso die Kerze am Adventskranz aber generell habe ich nach diesem Stromausfall beschlossen immer eine Kerze auf dem Tisch zu haben und sie während des Frühstücks leuchten  zu lassen.
Im Hintergrund läuft ein Oboenkonzert, rechts an der Wand tickt die Sägezahnuhr, ich schreibe, trinke ab und zu einen Schluck Tee, ich liebe wenn die warme Flüssigkeit mich füllt und schaue immer wieder in die Flamme der Kerze.

Sieht aus wie gemalt, fast regungslos, dabei wissen wir, nur ein Prozess. 

Wie das Leben! 

Man meint, man steht mit festen Beinen auf dem Boden und hat die Kontrolle, aber auch nur ein Prozess, meist glaubt man das nicht, vertraut auf den Moment und hofft, dass der ewig ist.

Illusion!

Manchmal puste ich leicht von der Ferne in Richtung der Flamme, schön wie sie steht, wankt und sich leicht im Windhauch bewegt.

Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich immer gerne allein bin, manchmal ja, aber eines ist sicher, zumindest für mich, nur allein kann man den Gedanken und der Phantasie freien Lauf lassen. Ich sehe dann, wie der Stuhl auf der Terrasse leicht geschwungen ist, wie ein offenes Maul, erkenne die Figuren in den Nebelschwaden, die über den See gleiten, schaue in die Flamme und sehe Euch, Sie und Ihn.

Wenn ich die Kerze jetzt regelmäßig beim Frühstück anzünde, für alle die irgendwie nicht da sind, gestorben, verreist, irgendwo im Nichthier leben, und die ich vermisse, dann kommen sie alle irgendwann vorbei, ganz sicher.

Mein Gott, würde ich gerne bestimmte Menschen und Zeiten zurückholen!

Herrschaftsgewitter, schon halb 11, ich muss runter an den See, zum Boule (Petanque) am Sonntag, die anderen warten bestimmt schon!

Rentnerstress!!!!

Ich wünsche euch einen ruhigen Sonntag.

Gebt auf euch und andere acht,

streitet nicht und haltet zusammen

lieben Gruß vom See

Euer Eckhard O/P

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Abonniere die Sonntagsgedanken

Die letzten Beiträge

Archiv