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Galoppierende Pferde/Zeiten

Meine Lieben,

es regnet, regnet, regnet, regnet, den ganzen Tag schon. 
Es war Ende September, ein grauer Tag. Ich sitze am Esstisch, die Kerze brennt. Tee mit Rum, ich glaube ich habe schon drei Tassen getrunken.
Neben mir liegt aufgeschlagen, Tolstois „Kindheit und Jugend“, „der Verstand des Menschen führt ein vom Herzen unabhängiges Leben und nimmt manchmal Gedanken auf, die das Gefühl beleidigen und schmerzlich sind“.

So ein Wetter, eignet sich gut zum Schreiben und ich sage euch mit etwas Rum geht das noch besser, die Finger sausen nur so über die Tasten.
Ich bin wahrscheinlich einer der wenigen, der mit 10 Fingern schreibt.
Habe ich mal auf einer richtigen Schreibmaschine gelernt, auch meine Diplomarbeit habe ich auf solch einer richtigen, mechanischen Schreibmaschinen geschrieben, im Sommerhaus meines Bruders in Hertlingshausen.
Es gab dort einen indoor Swimmingpool und im Garten eine riesige Eisenbahn, ich glaube das heißt Spur 0!

Im Haus hing ein unglaublich dynamisches, riesiges Gemälde mit 8 galoppierende Pferden.
Wo das wohl heute hängt?

Das Haus ist längst verkauft und mein Bruder ist leider schon lange gestorben, schade.
Er wollte eine Seebestattung. 
Ich weiß nicht, soviel Wasser wäre mir unheimlich, ich will lieber die Radieschen von unten anschauen, aber noch nicht.

Mein Bruder war ein lieber Mann, hatte eine wahnsinnig schwere Jugend, hin und her gestoßen, war 8 Jahre älter als ich, setzte mich in der Milchbar auf einen hohen Hocker und tanze Rock’n Roll wie der Lump am Stecken, gab mir eine Mark fürs Zigaretten holen, hätte beinahe unseren Vater von seiner Hochzeit ausgeladen, weil es Streit wegen meiner Haarlänge gab, ich war 15 Jahre. 
War dann Gott sei Dank doch dort, wenn ich auch meiner Schwester nie ganz vergessen habe, dass sie mir auf Wunsch des Vaters die Haare etwas geschnitten hat. Ich empfand das damals sehr, sehr demütigend. 

Rainer und ich wollten eigentlich noch viel zusammen unternehmen, wenn ich mal in Rente gehe. 
Als das dann soweit war, war er schon nicht mehr da. 
Er ist tapfer, nach großem Kampf, mit 66 Jahren gestorben, da war ich 58.

Jetzt bin ich schon 5 Jahre älter als er damals und denke oft an ihn. 
Die Zeit ist uns einfach davongelaufen. Manchmal im Leben sitzt man nur da und wartet, dass die Zukunft beginnt und dann ist es oft einfach zu spät!
Sch….,

Dieses Wetter macht doch sentimental!
Im Hintergrund läuft Gerry Rafferty, eine Schallplatte, da muss man natürlich aufstehen, von Zeit zu Zeit, Platte umdrehen. 
Mach ich jetzt.

Ich wünsch euch einen entspannten, schmerzfreien Sonntag

Paßt auf euch und andere auf,

streitet nicht und haltet zusammen

Lieben Gruß aus Hofheim 

Euer Eckhard O/P

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