Meine Lieben,
Es ist Sonntag, kurz vor acht, noch dunkel. Der Hund hat mich schon um Sechs geweckt. Wollte raus! Hab‘ ich gemacht! Was mach’ ich jetzt so früh?
Mal Wasser für Tee aufstellen! Soll ich jetzt die Orangenmarmelade kochen? Die runden Orangenbälle liegen schon seit gestern in der Küche bereit. Sieht übrigens ganz gut aus. Runde Orangenbälle auf schwarzem Granit. Ne, noch zu früh, keine Lust.
Ich setze mich an den Schreibtisch. Was für ein Chaos! Muss ich mal aufräumen! Alles möglich wegsortieren. Ich werfe einiges weg! (um ehrlich zu sein eher nicht) Ich sortiere das weg und weiß dann am Ende nicht mehr so richtig, wo das jetzt alles ist. Trotzdem ich kann in so einem Chaos nicht arbeiten.
Muss ich ja auch nicht, ich meine arbeiten.
So, ich fang mal an zu schreiben, habe’ gerade die Sonntagsgedanken von heute mir angeschaut. Schönes Foto hat Philipp wieder ausgewählt. Ich muss ihn mal fragen wie viele Fotos er eigentlich hat und wie er immer das passende findet.
Jetzt schlägt sie acht, meine Standuhr! Der Hund hat sich auf seine Decke gelegt und döst vor sich hin. Das hat man gerne, mich aus dem Bett schmeißen und dann gemütlich nochmals eine Runde schlafen.
Es wird langsam heller, bei den Nachbarn ist auch schon Licht, klar die haben ein 2 Monate altes Baby, da ist nichts mit lange ausschlafen.
Hinter mir, in der Ecke, rumpelt der Uhrenbeweger (fällt mir jetzt gerade nicht ein wie das Ding korrekt heißt). Es bewegt auf jeden Fall vier Automatikuhren, damit sie nicht stehenbleiben. Irgendwie tun mir die Uhren leid, nie eine Pause, entweder bei mir am Handgelenk oder im Automaten. Vielleicht finden die das aber auch gut. Wenn sie nämlich lange nicht bewegt werden, dann stauben sie ein.
Geht uns ja ähnlich. Trifft übrigens für beides zu, Geist und Körper, meine ich.
Auf dem Schreibtisch liegt eine Visitenkarte, „mobile Katzenbetreuung und mehr“ steht da drauf. Was ist wohl eine mobile Katzenbetreuung? Ich stell mir mal eine alte Katze vor. Der Rambo von meinem ältesten Sohn ist schon ein richtiger Methusalem. Aber fit, recht klein und unglaublich aggressiv. Er war mal auch ein halbes Jahr verschwunden und die ganze Familie hatte sich schon gefreut, dass sie sich jetzt bald einen Hund anschaffen können, aber dann kam er wieder und ist er immer noch da.
Wenn er noch älter wird, kann man wahrscheinliche diese mobile Katzenbetreuung in Anspruch nehmen, da wird er dann wahrscheinlich im Rollstuhl zum Mäuse jagen gefahren.
Jetzt wird es heller, im Dorf leuchten noch einige Weihnachtssterne, der Hund hinter mir, schnarcht und schläft sehr entspannt.
Na, dann mach ich jetzt mal Frühstück für mich.
Tee (heute Earl Grey, den nehme ich ohne Milch, im Gegensatz zu Ostfriesen) Toast, falschen Kaviar (ist ja Sonntag), ein wachsweiches Ei (ist ja Sonntag) und etwas Käse (nicht nur an Sonntagen).
Genießt den Tag! Überlegt mal, wie ihr mobile Katzenbetreuung machen würdet -übrigens steht als Überschrift auf dieser Karte „Tierisch gut betreut“. Wird der Rambo also doch rumgefahren.
Jetzt aber Schluss mit blöden Gedanken, heute fällt mir wieder auch gar nichts Geistreiches ein, nur Quatsch, nichts Sinnvolles.
Na, das mit dem Sinn bringt mich jetzt doch noch auf etwas. Sisyphos und der Ärger mit diesem Stein: kaum oben, wieder nach unten und wieder nach oben. Folgt man Camus, ist Sisyphos nicht unglücklich, weil er einer sinnlosen Tätigkeit einen Sinn abgewinnen kann. Das Gleiche fordert Camus vom Menschen, allem einen Sinn abgewinnen. Ich denke die Suche nach Sinn ist das Wesentliche, damit kommt auch über die Zeit der Sinn.
Zum Lesen etwas von Lion Feuchtwanger.Erfolg, Der jüdische Krieg, Die hässliche Herzogin Margarete Maultasch. Vor vielen, vielen Jahren habe ich mal alles von Lion Feuchtwanger verschlungen, vielleicht schau ich auch mal wieder rein, mal sehn wie ich das heute finde. Immer gut in allen Variationen finde ich https://youtu.be/6WDSY8Kaf6o
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Ich wünsche euch einen sinnvollen Sonntag, gebt nie auf zu suchen!
und gebt weiterhin auf euch acht!
lieben Gruß aus Hofheim
Papa/Eckhard