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Zuversicht

Meine Lieben,

die Zikaden machen einen Höllenlärm, warm, schwül, aber ein leichter Wind, der nahe Wasserfall, über den wir mit einem Flying Fox oder einer Zip Line zur Rezeption gesaust sind, verursacht gleichmäßiges Tosen. Die Menschen sind nett und zuvorkommend, hier in Kambodscha, in Dörfern auf dem Land und hier im Dschungel mehr als in den Städten.

Die Bilder im Foltergefängnis und die Situation auf den Killing Fields in Phnom Penh waren erschütternd, nur schwer kann man seinen Kopf davon befreien, unglaublich was sich Menschen aus ideologischen Gründen antun.

Langsamer ist es, das Leben hier draußen, ich kann jetzt nicht sagen, was besser ist, doch eigentlich schon hier!

Die Chancen für junge Menschen sind limitiert, keine Möglichkeit, ins Ausland zu gehen und sich weiterzuentwickeln. Ihr Englisch ist für diese Verhältnisse unglaublich gut, sie schulen sich selbst, indem sie immer wieder mit uns das Gespräch suchen, mit uns reden, englische Serien schauen, englische Bücher lesen.

Unser persönlicher Führer ist 28 Jahre alt, hat an der lokalen Universität studiert, internationalen Handel, keinen Job gefunden, aber ist jetzt sehr glücklich, in diesem Adventure Camp als Ranger zu arbeiten, und ich denke, daß er sich noch sehr weit entwickeln wird.

Ich bewundere diese jungen Menschen und mit welchem Ehrgeiz sie vorwärts streben. Wahrscheinlich ist das so, wenn man wenig hat und mehr möchte, dann ist einem bewußt, daß es das alles nicht umsonst gibt und der Aufwand wird gern angenommen. Seine Mutter ist Mathematiklehrerin. „Und der Vater?“, frage ich. „Der ist nur Tuk-Tuk-Fahrer.“ „Was heißt hier nur“, meine ich, „ein Tuk-Tuk-Fahrer arbeitet 12 bis 14 Stunden täglich, bei Wind und Wetter, also bitte kein ,nur’!“

Eine kurze Runde mit dem Hund nach dem Einkaufen. Ich fahre auf den Parkplatz, wo im Sommer viel Betrieb herrscht, bin ich jetzt ganz alleine.
Im Radio beginnt ein Walzer, „An der schönen blauen Donau“.
Ich bleibe im Auto sitzen, lausche, schaue dem Buchfink zu, der vor mir im Gebüsch verweilt.

Was für Eindrücke in den letzten Wochen!

Und der Buchfink ist mit seiner Welt beschäftigt!

Genießt die Freiheit zu sagen, was man denkt, zu reisen, wohin man will, das Dach über dem Kopf und genügend zu essen.

Nehmt euch manchmal Wilhelm Busch zu Hand:
„Ach, spricht er, die größte Freud’ ist doch die …“

Ich wünsche euch einen gelassenen 3. Advent mit einem meiner Lieblingslieder:

Paßt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen.

Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard/Papa/Opa

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Wenn ihr sie euch ins Regal stellen oder vielleicht verschenken mögt, könnt ihr sie hier als Softcover oder per ISBN bei der Buchhandlung eures Vertrauens bestellen.

ISBN-13: 9783695178643

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