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Nächtliche Gedanken

Meine Lieben,

ihr kennt das bestimmt, des nachts, wenn man eine Zeitlang wach liegt, sich von einer Seite auf die andere wälzt, aufsteht, ein Glas Milch trinkt, wieder zurück unter die Decke kriecht, immer noch nicht wieder einschlafen kann, dummerweise ein Spiel auf dem Handy beginnt, ganz schlecht, dann funktioniert es noch weniger. Die verrücktesten Gedanken kreisen dann meist im Kopf und die Probleme, die manchmal keine wirklichen sind, werden immer größer. Man könnte das Sprichwort „nachts sind alle Katzen grau“ ummünzen und sagen „nachts sind alle Probleme riesig“.

Aber manches wird auch angestoßen durch diese nächtlichen Gedanken, die sich dann am Tage weiterentwickeln. Wenn ich so auf mein Leben schaue und auf die Zukunft, die ja unweigerlich kommt, weil Zukunft kommt immer, wird Gegenwart, dann Vergangenheit, und nur da steht sie still, wie der Herr Schiller uns in den Sprüchen des Konfuzius lehrt. (Wäre mein Lese-Tip.)

Bei diesem Durcheinander in der Welt, ich weiß nicht, ob das immer schon so war, kann einem schon angst und bange werden und manchmal denke ich wie meine Mutter, die sagte: „Gott sei Dank bin ich schon so alt, daß ich das alles nicht mehr erleben muß.“ Und um ganz ehrlich zu sein, dieses „aber wir müssen doch auch an unsere Enkelkinder denken“, da bin ich nicht so, ich denke, die müssen sich da selbst darum kümmern, oder?

Unsere sogenannten westlichen Werte gehen langsam den Bach runter, man kommt sich vor wie auf dem Schulhof, eine Gruppe terrorisiert die anderen, die Schulordnung sagt, daß keine rechtliche Handhabe vorgesehen ist, höchstens eine Ermahnung. Wenn man Pech hat und nicht reagiert, wird die Gruppe immer größer, denn keiner will sich ja rumschubsen lassen.

Wenn ich das auf die Europäische Union umlege, da sind ein oder zwei Staaten, die mit den anderen „hermännles“ machen, die aber sagen, da können wir leider nichts machen, unsere Gesetzgebung gibt das nicht her, unsere Verträge sind eben so. Im Schulhof würde man den Bully vielleicht doch rechtzeitig rausdrängen und wenn er dann durch seine Eltern klagt, würde man von einer Instanz in die nächste gehen, bis er dann irgendwann nicht mehr schulpflichtig ist. So kann man Probleme auch erledigen, anscheinend hilft es inzwischen nicht mehr immer nur, der/die „Gute“ zu sein, wenn die anderen da nicht mitmachen.

Als ich früher in den USA war und mich jemand fragte, wo ich herkomme, habe ich immer gesagt: „I’m from Europe“ – und war stolz darauf!

Wie ihr wißt, gehöre ich zu dieser Nachkriegsgeneration, der irgendwie der Nationalstolz abhanden kam und erst mit dem sogenannten Sommermärchen als zartes Pflänzchen wieder auferstanden ist. Ich will jetzt nicht dem Nationalismus das Wort reden, aber als Europäer sollten wir zusammenstehen, endlich mal ein richtiges europäisches Parlament wählen, das auch etwas zu sagen hat. Aus Europa einen föderalistischen Staat machen, alle dürfen ihre Eigenheiten behalten und einiges gilt eben für alle. Was wäre da so schlimm?

Und die, die da nicht dabei sein wollen, denen muß man dann auch die Freiheit lassen, ihr eigens Ding zu machen, oder? Ja, um mein Schulhofbeispiel zu nehmen: Wenn’s denen nicht paßt, könnten sie sich ja durch alle Instanzen klagen und wir alle wissen, wie lange das dauert.

Mal andere Sonntagsgedanken, aber ihr müßt mir doch Recht geben, wenn man sieht, welches Leid überall und allenthalben geschieht, da fällt es mir schwer, mein Frühstück zu genießen und gleichzeitig Nachrichten und Rechtfertigungen über Vertreibungen und Bombardierungen zu hören, weil das ja kein Computerspiel ist, da sind richtige Menschen involviert, auf beiden Seiten!

Ich wünsche euch einen guten Sonntag,
auf dem Weg nach PF zum Grab meiner Mutter und Besüchle bei meinem Bruder,
paßt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen.

Euer Eckhard/Papa/Opa

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