Meine Lieben,
Montag, aber da ich nur mit einer Hand, der linken schreiben kann, fang ich schon mal an.
In so einem Krankenhaus hat man ja unglaublich Zeit, naja als Privatier (Renter in vornehm) ist man das ja immerhin gewöhnt, aber anders ist es trotzdem.
Vor dem Eingriff macht man sich Gedanken und des nachts werden die düsterer und düsterer; man verspricht sich und dem, der das in der Hand hat, alles mögliche und hat natürlich auch vor, auf jeden Fall diese verschiedenen Gelübde einzuhalten.
Sonst macht das ja keinen Sinn!
Naja, man kann auch ins Kiefernwäldchen zu den Hexen gehen; da funktioniert das, mit der Fürbitte für manche Menschen auch.
Im Grunde genommen ist es egal. Hauptsache man hat jemanden, auf den man bauen kann, nur um das geht’s.
Nachdem man im Kopf schon zum xten Mal durchgegangen ist, ob man jeden im Testament richtig bedacht hat, Passwörter und Kontonummern an den Richtigen weitergegeben wurden und und und, ist die Nacht fast um.
Der Morgen ist da, naja Morgen, es ist irgendetwas zwischen fünf und sechs. Der Junge mit dem Frühstückstablett zieht wieder Leine „Ach, Sie bekommen heute ja nichts.“
Nicht weil die Krankenkasse das nicht bezahlt, sondern aus medizinischen Gründen.
Aber man weiß das ja nie.
Es würde mich mal interessieren, was so ein Vorstand einer Krankenkasse verdient – äh bekommt – und das gerne mit dem Verdienst eines Oberarztes und eines Pflegers vergleichen!
Vielleicht wäre das schon richtig das alles staatlich zu machen, wie einer meiner Söhne mir erklärte. Aber wenn man dann auf das staatliche System NHS in Großbritannien schaut, dann wird einem schon ganz anders.
Zudem hat ja der Staat auch nicht unendlich Geld; die Steuern müssen eben sprudeln und das ist schwierig, wenn Unternehmen woanders produzieren oder den Hauptsitz verlegen, weil es hier anscheinend zu teuer und zu bürokratisch ist.
Schlimm, eine Lösung habe ich jetzt nicht, aber sicher ist, daß die Kräfte hier in der Klinik unterbezahlt sind. Da hat jeder Politiker, manchmal ohne abgeschlossene Ausbildung, ein Vielfaches.
Vielleichten sollten die….. – ach lassen wir das.
Der junge, spanische Anästhesist erklärt mir die Prozedur – also in Deutsch – dann unterhalten wir uns über Madrid, wie schön es dort ist und was man alles Gutes auf dem Mercado de San Miguel essen und trinken kann.
„Aber jetzt geht’s los, denken Sie an etwas Schönes!“ Ich frage noch „Und dann wache ich in einer halben Stunde wieder auf ?“ „So ist der Plan“, meint er.
Hat auch alles geklappt, dicker Verband am rechten Arm, aber anscheinend soweit alles auf einem guten Weg, wie der Operateur mir am nächsten Morgen bei der Visite erklärte.
Auf jeden Fall ist es noch praktisch, daß meine Frau, mit etwas kleinerer Verletzung den linken Arm verbunden hat und ich den rechten, so ist gemeinsames Händewaschen angesagt – klappt.
Aber wie gesagt, auch wenn die Düsternis verschwindet, hat man auch tagsüber viel Zeit, um nachzudenken, was man besser machen solle oder überhaupt in Angriff nehmen sollte, was man auslassen kann und was wichtig für einen ganz persönlich ist.
Ich denke, ich verschenke ab jetzt so kreative Langeweile an meine Liebsten. Einfach mal nichts tun, keinen Sport, keine Wellness etc.; naja vielleicht das schon, aber hauptsächlich alleine, das ist das wichtigste!
Auf´m Regal in meinem Herrenzimmer (Ich liebe diesen Ausdruck, klingt doch besser als Büro.) habe ich einige – manche behaupten zu viele – Devotionalien von meinen Reisen.
Naja, in einer Kiste hinter dem Sofa habe ich noch mehr.
Vielleicht sollte ich mal ein paar auswechseln?
Auf jeden Fall gibt es auch einen Kopf von einem jungen Krokodil; habe ich mal in Afrika geschenkt bekommen. Dieser Kopf wird und wurde schon immer von allen Enkeln bestaunt.
Mit der neuen großen Narbe dürfte jetzt keiner meiner Enkeln mehr an der Geschichte zweifeln, daß dieser Kopf das Resultat eines siegreichen Kampfes des Opas mit dem Krokodil im Nil war.
Jetzt ist Mittwoch und sie schicken mich wieder in die Welt zu den anderen Menschen, zwar noch eingeschränkt, aber Gott sei Dank nicht beschränkt,
dann mal bis Sonntag.
Genießt den uneingeschränkt, paßt auf euch auf.
Streitet nicht, haltet zusammen und nehmt euch in Acht vor bösen Hunden!
Lieben Gruß aus Hofheim
Euer Eckhard/Papa/Opa
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