Meine Lieben,
ich liebe Bücher, Gedichte, schöne Bilder, Bäume, Schnee, Berge, das Meer, eine leichte Brise, die mich streichelt, aber nichts, nichts von all dem berührt mich so wie Musik.
Ich weiß nicht, wie euch das geht, aber Musik trägt mich, lässt mich schweben, träumen, einfach sein. Wie heißt es bei Nietzsche „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“. Vielleicht ein bißchen extrem, aber irgendwie richtig.
Ich singe gerne. Wir haben auch, als es noch keine Autoradios gab, immer zusammen gesungen. Kanons, alle haben mitgemacht, das verbindet ungemein.
Später, so ab 14/15 war das wichtigste in meinem Leben, wer gerade den neuesten Song herausgebracht hatte.
Geld hatte ich nie genug, daß ich mir alles kaufen konnte, was mir gefiel; obwohl, ich muß gestehen, Geld hatte ich eigentlich immer genügend.
Taschengeld von Oma und Opa und in den Ferien habe ich gearbeitet, zum Beispiel in der Papierfabrik in Weißenstein.
Auf dem Weg dorthin – auf der Honda – haben der Klaus und ich alle Beatles LPs, die es zu diesem Zeitpunkt gab, in der richtigen Reihenfolge durchgesungen!
Dummerweise habe ich aus kindlicher/jugendlicher Unbekümmertheit meinen Klavierunterricht mit etwa 10/11 Jahren aufgegeben und meine Eltern waren leider nicht streng genug, mich entsprechend zu zwingen weiterzumachen.
Schon zwei Jahre später habe ich das s..mäßig bereut.
Bands gründeten sich fast täglich und es wäre ein leichtes gewesen, irgendwo einzusteigen.
Aber verpasste Gelegenheit. (Erinnert euch an Kairos aus den letzten Sonntagsgedanken!)
Man stellt im Nachhinein fest, daß in einem gewissen Alter doch lieber die Eltern entscheiden sollten. Mit ihrer Erfahrung machen sie nicht immer alles richtig, aber manches eben doch.
Naja, versäumten Gelegenheiten sollte man nicht nachtrauern, man holt sich ja doch nichts zurück.
„Trying catch the wind“ spielen sie in meinem Lieblingssender. Das ist von Donovan.
Ich weiß nicht warum, aber wenn man älter wird, schaut man gerne zurück, erkennt, daß die Zeit viel besser war, als man sie damals empfand.
Wahrscheinlich war man zu beschäftigt; vielleicht auch ein wenig zu dumm, um tiefer einszusteigen, nachzudenken. Zeit spielte keine Rolle, höchstens das Verlangen, schon etwas älter zu sein, der Wunsch, daß die Zeit schneller läuft.
In meinem Alter ist das genau umgekehrt, alles läuft zu schnell und man schaut auch deswegen sentimental zurück, weil es da mehr zu sehen gibt als in der Zukunft, die kürzer ist und sich sowieso im Nebel versteckt.
Es wäre natürlich nicht schlecht, wenn man sein heutiges Alter nach eigenen Wünschen verlängern könnte.
Man würde sehen, was aus den Enkeln wird und unter Umständen noch helfend eingreifen können, wenn sie das wollen.
Bei seinen Kindern hat man immer eingegriffen, ob sie das nun wollten oder nicht, daraus hat man gelernt.
Bei den Enkeln ist man da vorsichtiger, die sind übrigens trotz allem meist etwas toleranter als ihre Altvorderen und lehnen Hilfe selten ab.
Das Beste am Alter ist jedoch, daß man plötzlich aufmerkt, was man nicht mehr weiterdenken und verstehen kann, muss oder will.
Es gibt die Freiheit, den Frieden mit seinen Gedanken, seinem Herzen und seiner Seele zu machen.
Nicht nur einen vorübergehenden Waffenstillstand nach langem Gedankenkriegen, sondern einen soliden Friedensvertrag einen endgültigen!
Dahin gelangt man nach all den durchlebten Jahren und Erfahrungen, die so alt sind wie man selbst.
Die Wellen schlagen an den Strand, sie bringen und nehmen die Sehnsüchte mit, aber jetzt weiß ich endlich, daß es gut ist wie es ist!
Ich wünsche euch einen glücklichen, zufriedenen Sonntag.
Paßt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen
Lieben Gruß aus Hofheim
Euer Eckhard/Papa/Opa
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