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Glut

Meine Lieben,

Donnerstag, auf der Terrasse, laue Lüfte, Sonne, ein milchiger Himmel, wird vielleicht ein heißer Tag.
Ich höre meinen Lieblingsradiosender („Das Radio der von Neil Young getöteten“), lese Lion Feuchtwanger, Erzählungen. Es ist erst 11 Uhr. Zuvor habe ich ein neues Vogelfutterhaus aufgestellt,
Das alte haben die Raben ramponiert, das ganze Stroh vom Dach gestohlen, wahrscheinlich im Nest verbaut.
Mit einem Beil habe ich das Futterhaus in mehr oder weniger handliche Teile zerschlagen.

Das neue Haus, obwohl mit Futter gefüllt, haben die Vögel noch nicht in Besitz genommen.
Naja, wie auch wir Menschen muß man sich erst an Neues gewöhnen.
Wird schon werden! „De Hunger treibt Bratwürscht nei“, hat meine Mutter immer gesagt.

Im Außenkamin verfeuere ich jetzt das alte Häuschen. Ich hätte natürlich bis heute Abend warten können, um so in der Dunkelheit die Flammen zu beobachten.
Wäre logisch gewesen, anstatt am frühen Donnerstagmorgen ein Feuerle zu machen.

Hat mich aber einfach gereizt. Es brennt gut muß ich sagen und es ist auch tagsüber schön, den Feuerzungen zuzuschauen.
Ihr müßt zugeben, solche Flammen, die alles verzehren und nur ein Nichts zurücklassen, sind doch faszinierend.

Ab und zu lege ich ein Stück nach, damit die Flammen etwas zu essen haben. Wie im richtigen Leben, wir brennen, mit Neuem werden wir wieder lebendiger, lodern auf, sind einige Zeit oben auf, zeigen wer wir sind, was wir können, lassen uns bewundern.
Es ist die wirkliche Hitze in der Glut, die alles am Laufen hält, die in der Lage ist, durch einen kleinen Windstoß die Flammen wieder zum Lodern zu bringen.
Dies ganz unten tief drin, ist es, das uns am Leben hält.
Es geht jetzt darum, diese Glut zusammenzuhalten, nicht in der Feuerschale zu verteilen; konzentriert auf einen Fleck hält das länger an, man darf sich eben nicht verzetteln.
Geduldig und stetig sein, sich auf die eigene Glut konzentrieren, sie möglichst lange am Leben erhalten,
Irgendwann erlöscht sie dann, so ist das eben, aber bis dahin wollen wir glühen, uns auf das Wesentliche konzentrieren. Für jeden ist das ein bißchen etwas anderes, aber wie wie lange man die Glut erhält, das liegt an jedem einzelnen.

Es ist besser, ab und zu die Glutasche anzuhäufeln, dann hält sie länger.

Vielleicht war es doch nicht schlecht, daß ich heute Vormittag dieses Feuerchen gemacht habe, auch wenn es in der Dunkelheit romantischer gewesen wäre. Dann hätte ich vielleicht dieselben Gedanken gehabt, aber nicht aufgeschrieben; ich kann nämlich nur am Vormittag schreiben.

Tut mir doch den Gefallen und lest mal wieder die Glocke von Friedrich Schiller. In der Schule haben wir das nämlich nicht verstanden, aber jetzt ist die richtige Zeit, die Glocke zu verstehen.
Wie meinte Jean-Jacques Rousseau: Die Jugend ist die Zeit, Weisheit zu lernen, das Alter die Zeit, sie auszunützen.

Also dann, vielleicht mit etwas Musik, https://youtu.be/Xi9ku49IicY?feature=shared

Ich wünsche euch einen verständnisreichen Sonntag.
Paßt auf euch auf, streitet nicht, haltet zusammen.

Lieben Gruß aus Hofheim

Euer Eckhard/Papa/Opa

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