Meine Lieben,
Sonntag, ich sitze auf der Terrasse, schau’ auf den See, beginne zu schreiben.
Es regnet ein wenig, stört mich nicht, bin gut bedacht.
War schon merkwürdig heute Morgen. Normalerweise schaue ich nach dem Aufstehen – manchmal auch schon im Bett – ob die Sonntagsgedanken im Netz sind, was für ein Bild sie begleitet, das sehe ich nämlich auch erst am Sonntagmorgen und überfliege sie kurz.
Heute war nichts da!
Nicht weil irgendetwas im Netz nicht stimmte, sondern ich hatte, ohne euch das anzukündigen, einfach keine geschrieben.
Ich weiß jetzt ja nicht, ob euch die Gedanken gefehlt haben, mir haben sie gefehlt – auf jeden Fall diese morgendliche Sonntagsroutine.
Irgendwie war einfach zu viel los letzte Woche, ich habe mit großer, nein sehr großer Freude den ersten Abzug meines Büchleins – eine Auswahl an Sonntagsgedanken – gesehen; das hat mich überwältigt.
Zwei meiner Enkel waren zu Besuch, Gartenarbeiten und Sonstiges; mein Kopf war voll mit all diesen Dingen. Zusätzlich war ich in Vorbereitung für meine Reise auf die Seychellen.
Da bin ich jetzt, seit gerade eben!
Aber während ich das schreibe, bin ich hier, wo ich gern bin, in meinem Dorf, Blick, auf den See und sonntäglich Ruhe.
Auf dem Land kann die Seele fliegen, frei aus dem Haus. Man schaut zu, wie der Wind die Gräser streichelt, die Vögel auf den Ästen wippen und die letzten Sonnenstrahlen des Tages im Teich die Wassertropfen zu Diamanten machen.
In Städten ist man trotz vieler Menschen mehr allein, die Häuser sind Trutzburgen, man kommt nicht hinein, die drinnen kommen nicht heraus.
Ich meine ihre Seelen.
Wahrscheinlich sucht man deswegen in einer Stadt immer Ablenkung; Theater, Kino Gym, Ausstellungen….
Man braucht vielleicht Beides, aber ich, ich brauche inzwischen mehr diese Stille, diese Zeit, die einfach nur so verstreicht und dadurch meist sinnvoll wird.
Sich selbst zu finden, wird einfacher, denn das ist es doch, was wir ganz tief in uns drinnen wollen, zu wissen und zu verstehen, wer wir sind.
Es ist jetzt inzwischen Mittwoch; wird ein heißer Tag, sagen sie. Schon am frühen Morgen flimmert die Luft, verbirgt, läßt keinen klaren Blick zu. Man kann nur erahnen, was sich in der Ferne abspielt; wie man auch nur mutmaßen kann, was die Zukunft bringt.
Es gibt eben nur diese eine endgültige Gewissheit.
Die Zeit rennt einfach davon, man dreht sich um und schon ist sie weg. Das ist meist so, wenn man Termine zugesagt, Versprechungen gemacht hat und es schwierig ist diese einzuhalten, den Termin nur schwer halten kann, oder wenn man mit einem lieben Menschen zusammen ist.
Aber manchmal, machmal bleibt die Zeit einfach stehen; also sie bleibt nicht wirklich stehen, es ist eher so, daß alles andere, was unser Leben vorantreibt, unwichtig wird.
Nur der Moment zählt. Oft ist es in der Stunde großen Schmerzes, eines großen Verlustes, eines unwiederbringlichen Verlustes oder eines großen Glücks.
Während ich diese Zeilen schreibe, höre ich Francoise Hardy, eben aus Sentimentalität, sozusagen zum Andenken. https://youtu.be/VlMwDBzwOKI?feature=shared
Bilder gehen durch meinen Kopf, Regentage, aber auch Sommertage, ein Mädchen in meinem Arm.
Man verliert nie etwas ganz, etwas bleibt immer, unauslöschlich.
Ach so, was ich noch erwähnen wollte, weil viele mich danach fragten: Die Tischuhr ist zurück!
Geht wie eine Eins, schlägt wie immer die halbe und volle Stunde.
Bin sehr glücklich!
Seit meinem 25. Geburtstag konnte ich mich auf sie verlassen; hoffentlich wird sie mich noch viele Jahre begleiten und mir anzeigen, wann die richtige Zeit ist.
Ich wünsche euch einen immerwährenden Sonntag.
Paßt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen.
Ich melde mich wieder im September.
Lieben Gruß von den Seychellen,
Euer Eckhard/ Papa /Opa
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