Meine Lieben,
es ist unglaublich, wie Musik mich trägt.
Mich in Zeiten, die waren, zurückversetzt, mich glücklich und unglücklich macht. Irgendwie beides und nichts hält meine Seele auf, zu hören:
Love is in the Air (läuft gerade).
Wenn das doch nur so immer stimmen würde, wenn sich alle erinnern warum sie da sind. In solchen Augenblicken kommt mir Quasimodo in den Sinn (nicht der Glöckner).
„Jeder steht allein auf dem Herzen der Erde.
Getroffen von einem Sonnenstrahl:
Und plötzlich ist Abend.“
Jetzt und Hier sich an Allem erfreuen, weniger Pläne machen, zurücklehnen, den Tag verstreichen lassen, wissen, daß er einmalig ist, so nie, nie wiederkommt.
Ich sitze am Schreibtisch, schaue auf den See, meine Hände auf dem Laptop. Ich strenge mich nicht an!
Leicht huschen die Finger über die Tasten. Ja, ich kann mit zehn Fingern schreiben; habe ich mal gelernt, in der einjährigen Handelsschule (ein kleiner, aber nutzvoller Umweg in meiner Schulkarriere).
Ich spüre nichts als den kühlen Laptop, die Musik in meinen Ohren und die Sonne, die mich blendet, wenn ich aufschaue.
Die Kirchturmuhr zeigt dreiviertel drei; jetzt können, die, die die Uhrzeit anders zählen, überlegen, was das jetzt bedeutet
Es tut unheimlich gut, nur so zu sitzen, zu schreiben und wissen, daß die Zeit nicht aufzuhalten ist. Alles geht seinen Gang, manchmal auch wirr durcheinander.
Aber im Moment weg von allen Plänen, ich bin nur im Hier, in meinem ganz eigenen, nur meinem Leben.
Es kommt mir vor wie Meditation, wenn die Gedanken in die Tasten fließen, einfach, ohne ein erkennbares Ziel.
Übrigens war diese Woche ein Tag der Poesie. Da bin ich mal für euch durchs Netzt gestreift, viel Modernes habe ich da gefunden, früher gefiel mir das besser, heute steh‘ ich eher auf Klassisches, Einfaches, Begreifliches wie:
Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenwirbel, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch große Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag!
Ludwig Uhland (1787-1847)
- Nein, habe ich nicht vergessen!
Über IKIGAI wolle ich ja schon letztes Wochenende etwas erzählen, die Zeit war aber zu kurz, vielmehr ich hätte euch zu lange bei den Buchstaben gehalten anstatt eigene Freuden zu genießen.
Seit ich letztes Jahr in Japan war, bin ich von vielem Japanischen begeistert.
Eigentlich schon viel länger, ich hatte ja schon mal erwähnt, daß ich mir mit 15/16 Jahren einen kleinen Polyglott Sprachführer Japanisch gekauft habe. Nach dem Urlaub dann eine Einführung in Shintoismus und jetzt kürzlich eben ein Buch über IKIGAI
Wahrscheinlich wisst ihr jetzt nicht, was das ist und ich werde das euch jetzt auch nicht vorbeten.
Besser ihr schaut selbst nach, das bringt euch mehr, ansonsten verpasst ihr etwas – glaube ich – Wichtiges.
Naja, ein bißchen kläre ich euch auf, IKIGAI beschreibt die Freuden und den Sinn des Lebens.
IKI heißt Leben und GAI Sinn.
Klein beginnen,
Loslassen lernen,
Harmonie und Nachhaltigkeit,
Freude an kleinen Dingen,
Im Hier und Jetzt.
Das sind die fünf Säulen des IKIGAI,
Da gibt es natürlich noch viel, viel mehr zu erklären, zum Beispiel „KODOWARI“, das kam mir sogar irgendwie bekannt vor.
Warum?
Mein Vater hat immer zu uns gesagt, alles was ihr macht, solltet ihr so machen, daß kein anderer es besser machen kann. Das ist ein riesiger, fast nicht zu haltender Anspruch, hat aber mit KODOWARI zu tun, d.h. den persönlichen Standard unerschütterlich einzuhalten.
Übrigens sind alle fünf Säulen des IKIGAI in der Teezeremonie zu finden.
Man ist dort im Hier und Jetzt!
Das Leben ist erfüllt von Dingen, die nur einmal geschehen.
Die Einmaligkeit der Begegnungen und Freuden des Lebens ist Grundlage des IKIGAI.
Wenn man ein bißchen nachdenkt, kommt man schnell darauf, daß ALLES im Leben nur einmal ist.
Ihr findet das auch bei Heraklit 540-480 v.Chr. (panta rhei, alles fließt) Niemand kann zweimal in denselben Fluß steigen, alles fließt, nichts bleibt!
Sein durch werden!
Ich wünsche euch einen einmaligen Sonntag,
paßt wie immer auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen,
genießt den Frühling mit
Lieben Gruß vom See
Vom Eckhard/Papa/Opa
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