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Skifoarn in der Zeit

Meine Lieben,

es ist passiert, da wacht man eines Morgens auf und ist plötzlich 73 Jahre alt, Mannomann!!

Jetzt wird dieser Spruch bemüht: „Man ist so alt, wie man sich fühlt.“

Meiner Meinung nach ist das so:
Zwischen 0 und 10 Jahren fühlt man sich gar nicht,
zwischen 10 und 20 Jahren fühlt man sich älter und reifer als die Zahlen sagen,
danach wird es undifferenzierter und schiebt sich immer mehr in die Richtung „man fühlt sich jünger“.

Irgendwann spielt das dann gar keine Rolle mehr und man fühlt sich eben so wie man sich eben so fühlt, Tagesform abhängig.

Ab einem bestimmten Zeitpunkt fühlen sich dann alle jünger, weil außer dem physischen Gerüst wird man nämlich nicht älter.

Da man in meinem Alter nicht mehr der Mode unterworfen ist (habe mich fast nie zum Untertan gemacht), kann man den Lauf der Zeit auch zum Beispiel am Skianorak feststellen.
Die Innentasche ist zu klein fürs Handy!
Damals waren die so groß wie die Innenfläche einer Hand; vielleicht deswegen Handy, wer weiß.
Heute haben die ja eher die Größe einer Tafel Schokolade

Wenn ich dann letzte Woche in Flumserberg am Schlepplift gemeinsam mit einem dynamischen Skilehrer den Schwammkopf hinauffahre und er mich fragt seit wann ich denn hierher komme und ich ihm antworten muß „seit 67 Jahren“, dann blitzt das kurz auf, das mit der Zeit!

Mit einem 6jährigen Schweden am selben Lift, den Bügel in den Kniekehlen fühle ich mich dann nur noch als (in dem Falle stellvertretend) glücklicher Opa und sage dem Kleinen wie er sich am geschicktesten festhalten kann und lobe ihn, wie gut er das macht.

Später alleine im Sessellift hoch zum Chrüz, der Wind pfeift mir ein bißchen um die Nase, es ist sonnig, meine ganze Kindheit und Jugend in den Bergen kommt zurück.
Übrigens bei so einem Wetter wie heute bin ich früher natürlich in Jeans gefahren, im dicken Pulli, natürlich ohne Mütze. Handschuhe hatte ich aber immer an.
Heute ist jeder eingepackt und niemand fährt mehr ohne Helm, auch ich habe mir das notgedrungen angewöhnt, weil ja alle so fahren. Ich habe eher Angst, daß einer mit Helm in mich hineinfährt.
Aber ich muß schon sagen, daß mir mit Helm etwas fehlt. Das Geräusch des Fahrens ist gedämpft, irgendwie komme ich mir vor wie ein Astronaut, abgeschlossen von der Realität.
Natürlich fahren heute viele sehr schnell, vor allem die schlechteren Skifahrer lieben den Geschwindigkeitsrausch, deswegen ist das Ding auf dem Kopf vielleicht doch wichtig.
Das kommt wahrscheinlich auch daher, daß man mit den heutigen Brettern das Ski fahren in relativ kurzer Zeit erlernt.
Ich bin mir nicht sicher, ob jeder stoppen oder einem menschlichen Hindernis in Form eines kleinen Kindes, das gerade unkonventionelle Bogen fährt, spontan ausweichen könnte.

Aber bei all meinem „Gejammer, was früher besser war“ war es für mich wieder eine große Freude, dieses Ski fahren.

https://youtu.be/4v1pZ_MAQ-c?feature=shared

So allein auf dem Sessellift, wenn das eintönige Geräusch und das leichte Wackeln die Gehirnwindungen anregt, kommen mir alle möglichen Gedanken; auch zum Beispiel, ob die vielen jungen Leute auf der Piste eigentlich der Meinung sind, daß Gondelbahnen, Lifte, Schneeraupen und die Hütten alle mit grünem Wasserstoff betrieben werden.

Naja, mir war das in diesem Moment egal. Ich genoß die Zeit, meine Gedanken an das, was war, atmete die frische Bergluft und fühlte mich
wie Eckhard im Glück.

Übrigens, eine ehemaligen Mitarbeiterin hat mir wirklich etwas Schönes zum Geburtstag gewünscht: „May all what you have done good in live, come back to you!“ hat sie mir geschrieben.
Das hört sich doch gut an.

Ich wünsche euch einen überwältigenden Sonntag.
Paßt auf euch auf, streitet nicht
und haltet zusammen

Lieben Gruß aus Hofheim

Euer Eckhard/Papa/Opa

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