Zum Inhalt springen

Änderungen?

Meine Lieben,
wenn ich morgens so kurz vor dem Aufwachen träume, ist das immer unglaublich realistisch, wenn ich aufwache, muß ich mich kurz fragen: War das echt oder ein Traum?

Ich liege dann noch ein Weilchen mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, mein Geist mäandert durch die Windungen und plötzlich bleibt er irgendwo hängen, ich laß’ mich darauf ein, überleg’, wie war das noch, hat sich wirklich etwas geändert in diesen über 70 Jahren?
Die Menschen und ihre Probleme anscheinend nicht, es geht noch immer um Liebe, Hoffnung, Trauer, Schmerz, Freude, Streit, Versöhnung, Freundschaft…

In einem Interview hat meine Mutter mal gesagt, daß ich mich im Wesentlichen nicht geändert hätte, seit ich ein Bub war und da ich natürlich weiß, daß ich nicht außergewöhnlich bin, trifft das denke ich doch wahrscheinlich auf alle zu.

Aber um uns herum ist doch vieles anders geworden und nicht nur die Technik, die uns das Leben leichter macht und uns manchmal auch in Geiselhaft nimmt.

In der ersten Klasse, ich weiß noch heute wie der Lehrer aussah und wie er hieß, waren wir nur Buben.
Mädchen waren in einem anderen Teil des Gebäudes, hatten auch ihren eigenen Schulhof. Das Gebäude war wie ein großes Viereck, unser Eingang war vom Pausenhof, der Teil für die Mädchen von der Sachsenstraße auf der anderen Seite dieses Vierecks. Ich glaube innen gab es keine Verbindung, das kann ich aber nicht genau sagen, denn das hat mich mit sieben Jahren noch nicht interessiert.

Auch auf dem Gymnasium waren wir in der Sexta (so heißt heute, glaube ich, die 5.) noch eine reine Jungsklasse, aber im Laufe dieses ersten Jahres kam ein Mädchen dazu; Charlotte hieß sie, heißt sie wahrscheinlich immer noch.

Wie muß die sich gefühlt haben, 30 zehn-/elfjährige Jungs und sie; ich denke schrecklich.
Ich frag’ sie mal beim nächsten Klassentreffen.
Diese Trennung von Jungs und Mädels hat wahrscheinlich bei mir auch dazu geführt, daß ich Mädchen, später Frauen immer als ein etwas mystisches, unbekanntes, nie zu verstehendes Wesen angesehen hab’.
Übrigens habe ich wirklich immer Schwierigkeiten wenn mir meine Enkel erzählen, in welcher Klasse im Gymnasium sie jetzt sind; ich kenne eben die ersten vier und dann ging’s los mit Sexta bis zur Oberprima, für manche (auch für mich) nicht ganz so weit.

Aber ich habe ja schon mal erwähnt, daß meine häufigen Schulwechsel doch eine mir angeborene Flexibilität zeigt.
Gott sei Dank kann man das alles dann später nachholen, wenn man ein klein wenig vernünftiger geworden ist und so ist ja doch noch etwas aus mir geworden.

An dieses „Werden“ habe ich damals, als ich nach der Bahnunterführung am ‚Venceremos‘ vorbei in die Schule ging, nicht gedacht
Das mit dem Café ist mir eingefallen, weil in den Nachrichten über Ecuador am Schluß einer Rede jemand „Venceremos“ gerufen hat.
Das ‚Venceremos‘ war ein Café oder so etwas ähnliches, wie der Name schon sagt, politisch klar einzuordnen, und man konnte nicht nur etwas trinken sondern auch alles Mögliche und Unmöglich kaufen.

Daß man plötzlich heute wieder Dokumentationen und Erklärungen über Kriegsgerät, wie Panzer, Eurofighter usw. im Tivi sieht, hätten wir uns im ‚Venceremos‘ beim besten Willen nicht träumen lassen.

Das ist jetzt eine dieser Änderungen, auf die man gerne verzichten könnte. Aber auch da bleibt die Menschheit gerne bei ihren Mustern, einfach nur dumm!

Kürzlich habe ich mal etwas Neues ausprobiert – soll man ja ab und an. Seit Jahren sehe ich diese bunten Tannenbäume in einigen Autos am Spiegel hängen.
Ich dachte, das versuche ich jetzt auch mal.
Ich ließ beim nächsten Einkauf so einen Duft-Tannenbaum mitgehen (also hab‘ ihn schon bezahlt).
‚New Car‘ hieß der, hätte auch Neuwagen oder Neues Auto heißen können, hieß aber ‚New Car‘; das ist jetzt eben so eine Mode. An der katholischen Kirche in Hofheim hängt ja auch ein Banner, „God bless you“; vielleicht, daß der liebe Gott auch versteht, was er tun soll, falls er kein Deutsch spricht.
Aber das wäre jetzt ein anderes Thema.

Zurück zum Tannenbaum ‚New Car‘; den habe ich nach einer Stunde wieder entsorgt. Mein Auto hat einen eigenen, individuellen Geruch, riecht nach Brunello. Wenn der Hund mal naß ist, ist der Geruch noch intensiver als der Tannenbaum, aber ich meine auf jeden Fall besser als ‚New Car‘.

Ich wünsche euch einen annehmlichen Sonntag
paßt auf euch auf, streitet nicht und haltet zusammen.

Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard/Papa/Opa

Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.

Abonniere die Sonntagsgedanken

Die letzten Beiträge

Archiv