Meine Lieben,
wahrscheinlich liegt es an der Musik!
Was?
Manche Menschen stoßen ihre Erinnerung an durch Gerüche, Landschaften, Geräusche und ich weiß nicht was.
Bei mir ist es hauptsächlich die Musik.
Ich habe eine Schallplatte aufgelegt; eine, die ich schon urewig nicht mehr gehört habe, sitze im Alfred, lehne mich zurück.
Als zweites Lied auf der ersten Seite der Platte kommt jetzt genau dieses: https://youtu.be/YAQQwjfB1wM
Und schon beginnt der Film in meinem Kopf.
Ich bin in München, das erste Mal weg aus meiner Heimatstadt. Eigentlich ist es das zweite Mal; das erste Mal war ich bei meinem biologischen Vater. Ich sollte irgendwann das Geschäft übernehmen, aber nach vielen Jahren Nichtkontakt war das recht problematisch.
Nach einem Jahr habe ich den Bettel hingeworfen und bin freiwillig zum Bund meinen Wehrdienst ableisten. (Daran könnt ihr den Ernst der Lage ermessen.)
Also, das erste Mal war ein Fehler (kann man streichen); das zweite Mal war somit das echte erste Mal.
Jetzt bin ich in München.
Internationale, amerikanische Firma, nervös, unsicher, aber keiner merkt etwas, Gott sei Dank.
Wenn ich übers Wochenende in meine Heimatstadt komme, bin ich irgendwie plötzlich anders, weltmännisch, meine ich, war eher angeberisch.
Heut‘ weiß ich, dass das mit dem „weltmännisch“ viel später kommt und ehrlich gesagt, weiß ich bis heute nicht genau, was das ist und ob ich das war.
In manchen Jahren war ich bis zu 100 Tage im Jahr „on the road“. Irgendwo zwischen Norwegen, Südafrika, Moskau und Dubai; das hat einen natürlich schon beeinflusst.
Ich habe mich immer gewundert, wie meine Außenwelt mich sah.
Auf eine Frage von einem Freund, wie ich mich im Laufe der Jahre geändert hätte, hat meine Mutter geantwortet – da war sie schon weit über neunzig –
„Eigentlich, eigentlich“, sagte sie „hat er sich nicht verändert, er ist immer noch derselbe.“
Sie musste das ja wissen.
Eckhard in der Großstadt!
Ich weiß jetzt, wie man U-bahn fährt, esse das erste Mal Salzgurken auf dem Viktualienmarkt, Weißwürste und Brezn habe ich dort kennen gelernt und natürlich Radi und ein Weißbier dazu.
Die Neugier treibt mich in zwielichtige Kneipen und Kinos, und und und…..
Mit meinem Jugendfreund (wir kennen uns, seit wir 10 Jahre alt waren), der schon länger in München lebt, gehe ich jeden Donnerstag ins Domizil zu „Midlife Crisis“. Das war eine Band; die spielten nur dieses alte Zeug, wo man mitsingen und zeigen kann, dass man den ganzen Text kennt im Gegensatz zu den Jungen, die nur so taten als würden sie das alles kennen.
Es ist schon ein Privileg wenn man hautnah mit seiner Musik aufwächst, aber das ist wahrscheinlich für alle Generationen gleich.
Generationen heißen heute übrigens XYZ, und da ich bei den Sonntagsgedanken immer auch etwas lerne – ich muss es ja nachschauen kann ich euch jetzt sagen –
die X das sind die 1965er bis 1981er,
die Y die 81er bis 95er
und die Zler sind 1996 bis 2012 geboren.
Davor, also vor den Xern, kommen die Baby Boomer; in Deutschland von 1955 bis 1964. Wäre ich Amerikaner, wäre ich da noch dabei; da beginnen die Baby Boomer direkt nach dem Krieg 1945.
In Deutschland musste man logischerweise erst durchschnaufen, dann konnte man loslegen und ab 1955 sieht man dann das Ergebnis.
Also, ich bin zwar auch da, inzwischen auch erheblich älter, aber irgendwo angesiedelt in der vorherigen namenlosen deutschen ‚Nowhere-Generation‘. Naja, ich lebe damit und ganz gut. (Das war der Exkurs.)
Musik ist sehr emotional, wir wachsen damit auf. In den 50ern und 60ern war das unsere kleine „Revolution“, aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass es für die XYZler sehr viel anders ist.
Für jeden ist das immer ganz persönlich, einmalig, aber für alle Generationen wiederholt sich das in Variationen und natürlich ist es wichtig und irgendwie auch wieder nicht.
Und ab und zu im Leben verliebt man sich. Das mit dem Verlieben kommt ja öfters vor, hat nichts mit der Großstadt zu tun, sondern eher mit Glück und es lohnt sich immer.
Manchmal geht man gemeinsam ein Stück des Weges und egal wie es läuft, gibt es nie etwas zu bereuen und niemals war es eine falsche Entscheidung.
Irgendwann im Leben findet jeder seinen Platz.
Das Glück hat sich verfestigt, ändert sich vielleicht ein klein wenig, versteckt sich.
Wenn man dann ab und zu aufmerkt, stellt man fest, es ist immer noch da, sagt eben nichts und wartet geduldig, bis man sich erkennend an die Stirne tippt.
Da ist es ja!
Genießt den Sommer,
streitet nicht, passt auf euch und die anderen auf
und haltet zusammen.
Lieben Gruß aus Hofheim ( zurück auf dem Weg zum See)
Euer Eckhard
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