Meine Lieben,
letzen Montag, ein wunderbarer Tag; es ist kurz nach sechs Uhr, ausgeschlafen. Brunello legt sich mal schon vors Bett, Streicheleinheiten abholen.
Ich bin heute früh dran.
Oh, keine Butter im Haus. Also anstatt am See geh‘ ich heute mal im Nachbarort spazieren, dann kann ich danach im kleinen Supermarkt einkaufen.
Die Kinder stehen an der Bushaltestelle, warten, um in den übernächsten Ort zu fahren, dort ist eine bekannte evangelische Privatschule.
Der Pfarrer, der mich konfirmierte ist irgendwann hierher gezogen und hat ebenda seine weltliche Karriere beendet. Wie das danach weiterging, weiß jetzt natürlich noch niemand.
Früher war der Schule ein Internat angeschlossen; heute werden die leerstehenden Gebäude für Flüchtlinge, ich glaube meist aus Syrien, genutzt.
Als ich an der Schule vorbeifahre, ist schon ordentlich etwas los.
Noch ein Stück weiter, ich bin auf dem kleinen Parkplatz am Feldrand. Kurz vorher habe ich noch zwei Buben über die Straße gelassen. So wie es aussah, musste der größere Bruder auf den kleinen aufpassen, damit er gut über die Straße kommt.
Auf dem geteerten Feldweg, der nach oben führt, kommen mir immer wieder schnell radelnde Kinder mit Schulrucksäcken entgegen. Ich frage mich, ob ich früher auch so schnell den Berg runtergerast bin; ich glaube, ja.
Irgendwann übernimmt dann die Angst oder Vorsicht. Nach einem Sturz oder auch nur einem einfachen Umknicken bei einer Wanderung dauert das in meinem Alter immer etwas länger, bis alles wieder in Ordnung kommt.
Manchmal wird das auch überhaupt nicht mehr so wie früher, aber es wird ja sowieso nichts mehr wie früher.
Früher war mal!
Während ich nach oben schnaufe, der Hund zieht, wachsen die Bäume rechts und links am Feldrand in den blauen Himmel, herrlich!
Ich dreh‘ mich um, schaue auf den See, das Dorf, mein Gott, wie ländlich!
Ein Milan zieht sein Kreise, Felder rechts und links; es ist wunderschön.
Ja, manchmal ist es unpraktisch auf dem Land zu leben, besonders hier am Ende von Deutschland, nahe der Grenze; da gibt es nicht so viel, aber leben kann man hier.
In der Stadt denken die Kinder bestimmt, dass das Brot beim Bäcker wächst, das Obst und Gemüse beim Gemüsehändler, vielleicht manchmal noch auf dem Markt.
In der Stadt gibt es eben andere Prioritäten, Banken-Hochhäuser, Shopping Malls, den öffentlichen Nahverkehr, den Biometzger und den Fischladen ums Eck.
Aber alles kommt eigentlich von so Orten wie hier.
Hier wächst das Brot auf dem Feld. Weniger Bäcker, eher Hofläden, Eier von wirklich frei laufenden, wahrscheinlich glücklichen Hühnern, (wobei ich mich frage, woran man merkt, dass ein Huhn glücklich ist und welche Bedeutung Glück für ein Huhn hat), kaum öffentlicher Nahverkehr, langsames Internet, am Wochenende von Städtern zugeparkte Feldwege……
Aber wahrscheinlich haben viele Menschen doch eine ungestillte Sehnsucht nach so einem ‚Landleben‘, sonst lässt sich ja die übermäßige Prozent-Zahl der grünen Wähler in den Städten nicht erklären.
Übrigens müssten die Auf-die-Straße-Klimaretter-Kleber hier eine ganze Weile sitzen, bis sich ein Stau lohnt.
Außer natürlich direkt an der Grenze; da würden sie aber Ärger mit den Schweizern bekommen, die ihre Einkäufe im deutschen Supermarkt nicht über die Grenze schaffen könnten. Die Butter wird weich, das Gemüse welkt und das Fleisch wird schlecht, nur die Schweizer Zöllner, die die Einfuhr von Fleisch kontrollieren, wären zufrieden und würden den gemütlichen Tag genießen.
Mein lieber Mann (das ist so ein allgemeiner stehender Ausdruck; „meine liebe Frau“ habe ich bis jetzt noch nicht gehört) bin ich jetzt wieder mal abgeschweift
vom Hundespaziergang über das evangelische Gymnasium mit den Syrern im ehemaligen Internat bis zur letzten Generation. Übrigens glaube ich nicht, dass das stimmt mit der letzen Generation, da kommen bestimmt noch ein paar Generationen nach. Für eine Generation berechnet von 30 Jahren.
Grundsätzlich muss man aber die Klimakleber bewundern. Wenn sie wirklich glauben, dass sie die letzte Generation sind, dann wäre ich, wenn ich einer von ihnen wäre, ehrlich gesagt, nicht so uneigennützig. Ich würde diese, meine letzten Jahre genießen, außerdem hätte ich immer Angst, dass die Polizei den Verkehr umleitet und mich tagelang festgeklebt sitzen ließ und ich auf diese Weise noch mehr restliche Lebenszeit herschenke.
Mein lieber Herr Gesangsverein, was für eine Welt!
Heute ist Pfingsten, da bekommt man ja, wenn man will, Hilfe von oben und vielleicht kommt uns die rettende Idee, wie wir all diese Klima- und andere Probleme in den Griff bekommen.
Viel zum Nachdenken! Und nicht vergessen an die Eingebung von Oben glauben, dann wird das schon, da bin ich mir sicher!
Ich wünsche euch schöne Pfingsten,
passt wie immer auf euch und die anderen auf,
streitet nicht, haltet zusammen!
Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard P/O +
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