Meine Lieben,
vor drei Wochen hatte ich mich nach Japan in den Urlaub verabschiedet, gleichzeitig wollte ich das auch als eine kreative Pause nutzen.
Das mit der kreativen Pause war nichts! Zuviel Neues ist auf mich eingestürmt; es war kaum zu bewältigen, geschweige denn als kreative Auszeit nutzbar.
Die Begeisterung hat meinen Kopf lahmgelegt.
Ich habe auch schon alles möglich aufgeschrieben, aber irgendwie kam mir das dann vor wie ein Reisebericht und jetzt bin ich unsicher, ob das vielleicht nur für mich interessant ist.
Aber es muss natürlich auch raus aus dem Kopf-Gefängnis, um Platz für Neues zu schaffen!
Überbordende Begeisterung verstellt natürlich im Leben etwas, den Blick, ganz egal für was!
Also akzeptiert, dass ich jetzt durch eine rosarote Brille schaue. Wenn dann etwas Zeit vergangen ist, geht das in der Regel auf ein Normalmaß zurück.
Aber ok, jetzt lass ich euch doch mal an meiner Begeisterung teilhaben.
Wir sind zurück in die Vergangenheit, irgendwie unlogisch aber doch logisch. In Japan waren wir unserer Zeit sieben Stunden voraus und jetzt, ja jetzt sind wir wieder zurück und wie immer denken wir, dass da, wo wir gerade sind, es die richtige Zeit ist.
Vor vielen, vielen Jahren hatte ich ein Angebot meiner Firma, meine Rolle für EMEA aufzugeben und meinen Kollegen, der nach USA zurückkehrte, in Asia/Pacific zu ersetzen.
Warum ich das damals abgelehnt habe, spielt heute keine Rolle mehr, aber zurück aus dieser Zukunft weiß ich, dass wenn ich das schon alles gewusst hätte, wie Japan ist, dann, ja dann hätte ich….
aber wir wissen ja, dass einen Konjunktive nicht weiter bringen.
Pünktlichkeit gehört dort zum guten Ton, nicht nur im privaten Bereich. Der Wagen 12 vom Shinkansen hält genau da, wo es am Bahnsteig angezeichnet ist. Dass er die Zeitverschwendung der deutschen Bundesbahn nicht kennt, versteht sich von selbst.
Die Mutti hätte sich gefreut: „Eckhard man isst, trinkt und raucht nicht auf der Straße!“
Genau, das haben sich auch die Japaner gemerkt. Papierkörbe findet man nur recht selten, jeder nimmt seinen Müll mit.
Im Lokal redet man so, dass nicht alle mithören können; auch kleine Kinder wissen das schon und ein „Psst“ von der Mama genügt.
Jeder ist unglaublich hilfsbereit und freundlich, das Leben ist gleich viel leichter.
Ich habe gelesen, dass dieser Fokus auf die Gemeinschaft – anstatt auf den Einzelnen – irgendetwas mit dem Reisanbau zu tun hat, da braucht man nämlich viele helfende Hände und so etwas formt natürlich eine Gesellschaft.
Mir ist schon klar, dass es da auch einen bestimmten Gruppendruck gibt, aber irgendwie hat man das Gefühl, dass jeder weiß, wo er hingehört und alle wollen die Aufgabe, mit der sie betraut sind, ordentlich erledigen.
Obwohl wir unserem Führer, der uns zum Bahnsteig brachte, anboten, er könne jetzt doch gehen, wir stehen ja richtig, hat er darauf bestanden stehenzubleiben, bis wir im Wagen am Sitzplatz waren („This is my job.“) und das war bei allen, die uns betreuten, so.
Das Essen war wunderbar, wir haben uns schnell daran gewöhnt auch morgens Reis, rohen Fisch und Miso-Suppe zu essen und auch sonst haben wir jedes westliche Essen verschmäht. Ich weiß schon, welche meiner Schwiegertöchter in Japan verhungern würde.
Kalte Soba-Nudeln zum Lunch mit dem grünen Zeug und Soja-Soße, mach ich in Zukunft auch zuhause. Mit Stäbchen essen, easy, piece of cake!
Zur Zeit schneide ich mir morgens meine Tomaten, Gurken und Radieschen klein und esse sie mit Stäbchen, die ich mitgebracht habe, mal sehen wie lange ich das durchhalte.
Shinto und Buddhism’s, hat mich schon mit 15 fasziniert und alles, was vergraben war, kam zurück. Ich werde mich damit mal wieder beschäftigen.
Stundenlang könnte ich noch weitererzählen über meine erste Zeit in Asien.
Naja egal, es war auf jeden Fall eine wunderbare Zeit, ein Sicher-Sein, ein Wohlfühlen. Natürlich freue ich mich auch wieder, hier zu sein aber hauptsächlich weil ich etwas Neues zu erzählen habe
Ungewohnt ist es nach zwei Wochen Abstinenz wieder zu schreiben, dieses Schreiben entwickelt sich richtig zu einem Job. Ich habe ähnliche Gefühle wie in der Vergangenheit, wenn ich aus dem Urlaub zurück am Schreibtisch war, da muss man sich ja auch wieder eingewöhnen. Ich hoffe, es ist mir einigermaßen geglückt.
( Jetzt muss ich doch tatsächlich nachschauen, was ich immer zum Abschluss schreibe; ich sag’s ja!!)
Ich wünsche euch einen angenehmen Sonntag,
passt auf euch und die anderen auf, streitet nicht, haltet zusammen! https://youtu.be/ioxeqbQCvMo
Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard P/O
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