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Was uns bewegt

Meine Lieben,

es ist Sonntag, (ich meine jetzt den vor einer Woche), ich lese gerade nochmals meine eben veröffentlichten Sonntagsgedanken.
Ich freue mich an dem schönen Foto; das sehe ich übrigens auch immer erst am Sonntag und habe keinen Einfluss, was für eine Bild, eine Impression über den Gedanken steht.
Die Fotos hat alle Philipp geschossen und er stellt sie auch ‘rein, ich finde sie immer recht schön und oft passen sie auch zum nachfolgenden Text.

Der Himmel ist blau, es bläst ein scheußlicher, kalter Ostwind.
Heute Morgen beim Hundespaziergang sind mir beinahe die Finger abgefroren. Jetzt sitze ich am Schreibtisch, ich sehe Surfer auf dem See, naja bläst ja auch ordenlich. Ich hol mir mal das Fernglas aus dem Wohnzimmer.

Herrschaftsgewitter!

Immer bleib ich mit dem Ärmel an dem kleinen Post-it rechts von mir hängen. Was habe ich da mir wieder aufgeschrieben und zum „Nichtvergessen“ auf den Schreibtisch neben den Laptop geklebt.

„Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen, wie entbehrlich man in der Welt ist.“ (Goethe).

Der iPod spielt Elvis „ Falling in Love with you“ https://youtu.be/vGJTaP6anOU

Da weiß man doch gleich wieder, was wirklich wichtig im Leben ist.

Später an diesem letzten Sonntag sind wir zum Essen in den Hirschen gegangen, erst gegen halb vier, vorher war alles ausgebucht.

Während ich auf meine Frau wartete, besuchte ich noch in die kleine Kirche in Horn. Der Wind blies so kalt, da dachte ich, ich wärme mich mal ein bisschen auf. War zwar nicht kuschelig warm, ist es ja in Kirchen nie, aber besser als draußen und übrigens wärmt man in so einer Kirche ja hauptsächlich die Seele.
Die Stille einatmen, die Gedanken im Raum fliegen lassen, das tut einem manchmal, ob jetzt gläubig oder nicht, ganz gut. In katholischen Kirchen zünde ich übrigens immer eine Kerze an und wünsche mir etwas – also nicht für mich, für andere.

Diese Woche wäre mein Opa 122 Jahre alt geworden, also ist er jetzt schon 32 Jahre tot; kommt mir gar nicht so lange vor.
Kann jetzt nicht sagen, an was das liegt, vielleicht weil man nie aufgehört hat, an ihn zu denken. Stimmt anscheinend doch, dass solange jemand an jemanden denkt,
dass derjenige nicht wirklich tot ist.
Ich kann mich an keinen Streit oder eine Rüge von ihm erinnern.

Eine Eisenbahn hat er für für mich gebaut, bzw. hat den Auftrag beim Christkind gegeben, ebenso für eine Ritterburg aus massivem Holz,
Auf der letzten Seite einer Fernsehzeitschrift waren Geschichten von Mecki, einem Igel; daraus hat er ganze, gebundene Bücher für mich zusammengestellt.

Er kam jeden Tag vom Büro zum Mittagessen nach Hause. Als ich noch kleiner war, habe ich mit der Oma am Fenster gewartet und die Straße runtergeschaut. Sobald er ums Eck` kam, haben wir die Suppe ausgeschöpft, den Salat untereinander gemacht usw.
Der Mittagsschlaf auf der roten Couch war obligatorisch; er hat immer ein bisschen geschnarcht.
Und jeden Mittwoch in die Singstunde, dann habe ich bei Oma übernachtet, ich glaube, ich habe dann auf der roten Couch geschlafen.

War ein gute Zeit, so gerade um die Ecke von zu Hause entfernt, ein Rückzugsort für allen Unbill des Lebens; blieb immer so, auch als ich älter wurde!
Ich hoffe, dass ich so ein Opa bin, wie er es für mich war.

In der Kirche in Horn saßen auch zwei ältere Damen, links vorne, direkt vor der Marienstatue und dem Kerzenhalter, deswegen habe ich keine Kerze angezündet.
Ich wollte die beiden nicht stören, obwohl sie jetzt nicht ruhig und andächtig waren. Sie nutzen diese Abgeschiedenheit von der auswärtigen Welt, um über Ehemänner, Enkel, Söhne, Schwiegertöchter und Nachbarn zu tratschen (reden); eben über das, was so ein Dorf, eine Familie und die Welt letztendlich bewegt und was viel wichtiger ist als das, was in der großen, weiten Welt passiert. Manchmal vergessen wir eben, dass das Kleine schlussendlich das Große bewegt.

Tipp zum Lesen „Das Glück in glücksfernen Zeiten“ Wilhelm Genazino.

Ich wünsche euch einen ruhigen, zufriedenen Sonntag.
Passt wie immer auf euch und andere auf,
streitet nicht und haltet zusammen

Lieben Gruß vom See
Euer Eckhard P/O

Ein Kommentar

  1. Timo

    sehr schön und authentisch. Ich kann mich richtig reinfühlen. Hoffe jetzt schon auch Mal so ein OPA zu sein.

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