Meine Lieben,
im Januar startet das Jahr in der Regel langsam und nimmt dann Fahrt auf, zumindest für die arbeitende Bevölkerung.
Für Rentiere wie mich ist das ein klein wenig anders.
Der Garten schläft, die Schildkröten übrigens auch noch, der Himmel ist meist grau, es windet ein wenig und irgendwie tröpfelt das Leben eintönig vor sich hin.
Ich suche den Sinn und finde ihn nicht. Wenn ich natürlich daran denke, dass die Erde in acht Milliarden Jahren mit der Sonne verschmilzt, dann stellt sich die Frage nach dem Sinn gar nicht.
Aber so soll man ja nicht denken, sagt man und das ist ja auch noch eine ganze Weile hin. Das Jahr liegt vor mir wie ein weißes Tuch; wobei das mit dem weiß ja in diesem Jahr nicht ganz stimmt.
Schnee ist Mangelware auch hier; ich bin seit gestern im Skiurlaub.
Wo? Na dort, wo ich schon im zarten Alter von vier Jahren war, wo ich Ski fahren lernte. Ich habe heute noch den Stil meiner Schwester, der ich normalerweise hinterherfuhr.
Relativ aufrecht und die Arme seitlich etwas abgespreizt. So fährt heute ja keiner mehr, aber man soll eben alles so machen, wie man es kann und ich finde, es sieht ganz gut aus. Und darauf kommt es ja an, auf den guten Eindruck und den mach‘ ich auf diese Weise, meine ich.
Alle meine Kinder haben hier gelernt, wie man sich auf den Brettern bewegt, inzwischen ebenso fast alle Enkel.
Skifahren ist zwar eine „teure Suppe“ aber es macht eben Spaß und wenn man dann feststellt, dass meine neongelbe Skimütze schon wieder mal Mode geworden ist, dann ist das doch beruhigend, zu merken, dass vieles bleibt oder zumindest wiederkommt und immer wieder modern wird.
Ist das mit allem so? Ja, ich glaube schon. Ich war viel mit Organisationsentwicklung beschäftigt, und so viele Möglichkeiten gibt es da auch nicht. In der Regel kommt nach ein paar Jahren immer wieder Ähnliches zurück und alle freuen sich, dass nun endlich etwas passiert und Neues kommt!
In meiner Münchner Zeit bin ich beim Firmen-Riesen-Slalomrennen schon am vierten Tor ausgeschieden, war einfach zu ambitiös!
Auch in meinen anderen Unternehmen haben wir Skiwochenenden veranstaltet, mit dem Bus von Heppenheim irgendwo ins österreichische und bei meinem letzten Arbeitgeber hat mich das Team der „Region“ in den Bergen verabschiedet; tagsüber auf der Piste und abends dann mit einer Schneeraupe hoch auf die Hütte zum Abendessen.
Mein Regionalmanager bat mich, ob ich nicht mal von den Herausforderungen meiner Berufsjahre erzählen könnte, so nach dem Motto: „Schaut mal, man schafft alles.“
Habe ich natürlich gemacht, gerne gemacht und zu deren Erstaunen erklärt, dass die größte Herausforderung ich selbst war.
Eigene Fehler glattbügeln, falsche Entscheidungen korrigieren, zu schnelle Handlungen zurückzunehmen usw. Ist wie beim vierten Slalomtor ( s.o.). Blinder Eifer schadet nur.
Aber das lernt man ja dann über die Jahre und macht es besser. Nicht immer, aber meistens.
Jetzt genieße ich ein paar Tage meinen neuen Ski, also nicht nur anschauen auch fahren, aber logischerweise nur bei schönem Wetter.
Da fällt mir noch ein: Ich war etwa 15 Jahre alt, bin am Ende des ersten Skitages, von ganz oben, vom Maschgenkamm über Obersäß und Kreuz bis zur Talstation gerast, ohne einmal zu halten; das braucht man mit 15 auch nicht.
Unten waren, schon auf der Ebene, drei vereiste Bodenwellen. Es hat mich so fürchterlich hingehauen, dass mein Vater, der auf uns wartete, dachte, alle Zähne wären drin! ( Aber das denken Zahnärzte natürlich immer.) Wie Personaldirektoren an Kündigungen, Lehrer an Klassenarbeiten, Juristen wahrscheinlich an Kriminelle und Klimaschützer an Eisbären denken.
An was denken dann eigentlich Polizisten, Feuerwehrleute, Schuhmacherinnen, Bäcker, Metzger?…
Ist ja jetzt egal.
Zurück im Chalet schwoll mein Fuß so an, dass ich von 14 Tagen Skiurlaub eine Woche für die Familie kochen durfte, ich passte in keinen Skistiefel.
Aus Schaden wird man klug, meistens, nicht immer, aber ich bin vorsichtig während der, hoffentlich sonnigen, nächsten Tage.
Gebt auf euch und andere acht,
streitet nicht und haltet zusammen!
Lieben Gruß aus den Flumser Bergen
Euer Eckhard P/O
Hallo Eckhard,
immer wieder schön zu lesen, Deine Sonntagsgdanken und die Musik ist auch eine Freude an diesem trüben Sonntag.
Der Sinn des Lebens, wenn es denn einen gibt, muss doch etwas mit dem Lernen aus den gemachten Erfahrungen eines Lebens zu tun haben, bzw. mit den Erkenntnissen über sich selbst und dabei scheinst Du doch auf dem allerbesten Weg zu sein ( nicht immer, aber meistens)
Ich wünsche Dir schöne Tage, viel Sonne, guten Schnee und Ski heil
Herzlichst
Franziska