Meine Lieben,
Ich sammle Uhren, also Armbanduhren, mechanische, entweder Handaufzug oder Automatik.
Warum?
Keine Ahnung. Ich bin jetzt nicht so, dass ich mich an der Mechanik berausche.
Es gefällt mir einfach, mehr oder weniger grundlos, die Form. Heute sind Herrenuhren ja solche „Klopper“. Meine sind alle etwas kleiner, schwarzes Zifferblatt, weißes Zifferblatt. Manche mit, andere ohne Datumsanzeige, um ehrlich zu sein wahrscheinlich alle ein bisschen ähnlich.
Mir gefällt die Gleichmäßigkeit des Sekundenzeigers, wie er läuft und nicht springt wie bei einer Uhr mit Quarzantrieb.
Fast alle meine Uhren habe ich ersteigert. Das ist natürlich auch noch ein zusätzlicher Spaß, hier geht es ums Gewinnen und wenn man gewinnt, stellt sich ein wunderbares Gefühl ein.
Wie beim Tennis oder Fußballmatch oder einem cleveren Vertragsabschluss oder einem gelungenen Transfer.
Gewinnen ist immer motivierend.
Die erste Uhr habe ich während der Arbeitszeit ersteigert, respektive Nadine hat mir geholfen, Gott sei Dank!
Heute kenne ich mich besser aus und mach das alleine, schön war aber, dass wir damals zu zweit gefiebert haben ob wir „gewinnen“!
Haben wir!
Was fasziniert mich noch an diesen Uhren, an diesen Zeitmessern?
Vielleicht die Zeit. Die Zeit, die nur existiert, weil man sie misst, ansonsten gibt es sie ja nicht, oder?
Es gibt einen Anfang und ein Ende und dazwischen läuft das Leben ab, mal schneller, mal langsamer aber durchschnittlich immer gleich.
Letzte Woche wurde Paul Simon 80 Jahre alt. Unglaublich, er ist nur 10 Jahre älter als ich, was sind denn schon 10 Jahre, ein Wimpernschlag!
Als ich mit dem Karlheinz beim Radio Sonnet in der Kabine saß und The Sound of Silence anhörte, war der Paul logischerweise auch 10 Jahre älter, kam mir aber viel, viel, viel älter vor.
Das heißt 10 Jahre waren damals wie…, ich weiß nicht wie.
Eben viel, viel älter!
Aber vielleicht ist das immer so, mit 15 sind 10 Jahre viel und heute, wie gesagt, ein Wimpernschlag, nicht so weit auseinander.
Das war jetzt etwa vor unglaublich 55 Jahren. Wenn man sich das irgendwie bewusst macht aber auf der einen Seite wieder wie gestern, naja nicht ganz, aber fast.
Ich versuche es mal mit Seneca, dass ich die Zeit, die mir gegeben ist, sammle und behüte.
Dum differtur vita transcurrit, ist einer meiner Lieblingszitate, natürlich auch getreulich dem Grundsatz meines Lateinlehrers folgend, „Mir ist egal ob ihr gut in Latein seid, es genügt wenn ihr in der Straßenbahn eure humanistische Bildung heraushängen lassen könnt“.
Im Laufe des Lebens habe ich gemerkt, man strengt sich an, will alles oder vieles verstehen und dann stellt man fest, dass viele Menschen mit dieser Oberflächlichkeit weiter kommen. Vielleicht hatte der Fersching doch recht.
Zurück zur Zeit. Wahrscheinlich gibt es wirklich nur einen Anfang und ein Ende und fängt dann unter Umständen wieder an, sozusagen full circle. Immer weiter im Kreis und wir wissen es nicht.
Vielleicht sitzen wir wirklich auf der Hand eines großen Riesen, denken das wäre die Welt, er schaut uns zu und wir messen die Zeit und fühlen uns wichtig.
Lest mal Epistulae Morales ad Lucilium von Seneca – gibt es in allen Sprachen nicht nur in Latein und sogar bei Amazon, (kauft es aber lieber im Buchladen, die brauchen mehr Unterstützung).
Die Musik ist logischerweise heute von Paul https://youtu.be/wj5813Z9GA4
und hier noch einer meiner Lieblingssongs von ihm, mit der wunderbaren Textstelle
„loosing love, is like a window in your heart“
Ich wünsche euch einen entspannten, zeitlosen Sonntag.
Gebt auf euch acht!
lieben Gruß vom See
Eckhard O/P