Meine Lieben,
heute Morgen, beim Schritt aus der Dusche, stand ich plötzlich in Toronto! Eigentlich stand ich auf einem Badvorleger, weiß, Prince Hotel Toronto steht da geschrieben, also eher eingeprägt.
Das ist schon so lange her, da kann ich jetzt ruhig zugeben, ich habe ihn unkorrekterweise mitgenommen!
Das war im Jahre 1987! Warum ich kurz in Toronto war?
Also, die Geschichte geht so:
Ich bewerbe mich, weg von München nach Heppenheim, an der Bergstraße. Upjohn heißt die Firma. Sie nehmen mich nicht, entscheiden sich für einen Bewerber, der kurzfristig zur Verfügung steht, auf mich müssten sie mehrere Monate warten.
Naja, vielleicht ist der andere auch besser, aber als höfliche Firma wählt man eben diese freundliche Ausrede.
Das ist ja kein Beinbruch, erstens kann ich das glauben und es geht mir gut und zweitens ist das ja auch zu verkraften, denn es immer einer (vielleicht) besser.
Wenn alle fachlichen Voraussetzungen stimmen bekommt man den Job, weil jemand einem leiden kann und man verliert einen Job, weil jemand einem nicht mehr leiden kann. So einfach ist das!
Normalerweise wird natürlich immer ein riesen Tam Tam gemacht und alle möglichen Gründe angeführt, speziell bei Kündigungen.
Alles fake (falsch) Beschiss!
Man kündigt ja auch nicht seine Mutter, Bruder, Schwester, Ehefrau oder Kindern, weil sie angeblich dies oder das nicht können oder organisatorisch überflüssig sind.
Warum ich jetzt trotzdem zum Gespräch in Toronto bin?
Leider ist die Nummer 1, also der, der den Job bekam, schon nach 3 Monaten, bei Schnee und Eis, tödlich verunglückt.
Man hatte mich dann gefragt, ob ich noch zur Verfügung stehe, und jetzt sieht man doch, dass eine nette Absage einen Einstieg, in diesem Falle ein „Ja“ doch eine gute Voraussetzung ist.
„Klar“ sage ich, no hard feelings, sagt man in USA
Und jetzt sitze ich in Toronto, im Prince Hotel und warte auf den Marketing Direktor.
Er ist Kanadier, deswegen Toronto, heißt bis heute Peter, (sprich: Piiter) ist auf Heimaturlaub in Kanada, ansonsten arbeitet er als sog. Expat (das sind die, die vorübergehend ausgebürgert sind, Ex Patria) bei der Firma in Heppenheim.
Wir aßen zu Abend, unterhielten uns nett, meist über persönliches, wie Familie etc., wenig über berufliches (habe ich übrigens dann später auch immer so gemacht).
Ich hielt nie etwas von diesem ganzen HR Voodoo! Ein Bewerbungsgespräch ist nichts anderes, als wenn man in der Bar, auf dem Spielplatz, im Restaurant oder auf einer Parkbank jemand kennenlernen will. Den fragt man ja auch nicht nach seinen größten Erfolgen usw.
Also, wie gesagt, war ganz nett und am nächsten Morgen flog ich wieder nach Hause.
Was für ein Aufwand!
Die Freide-iforfjutscher, würden die Ökobilanz kritisieren, und da kann ich in diesem Falle sogar zustimmen.
Ich freue mich jedenfalls noch heute an diesem Badvorleger. Prince Hotel Toronto, das Hotel, den Park, das Restaurant, das Steak, den Peter und den Flieger war alles was ich gesehen habe, aber ich war in Toronto, weiß ja keiner, dass es nur für 24 Stunden war.
Was soll’s, ich war aufgeregt, fühlte mich wichtig (warum auch immer) und bekam diesen Job, und das war dann doch auch irgendwie super!
Lest mal von Flavia Company, „Die Inseln der letzten Wahrheit“, gibt es bestimmt übersetzt in alle möglichen Sprachen, das Original ist katalanisch. Irgendwie verrücktes, kleines Buch, mit verrücktem Schluss.
Musik: https://youtu.be/xu8u9ZbCJgQ
Ich wünsch’ euch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die kommende Woche. Das Glück liegt auf der Straße oder sonst irgendwo, man muss es nur sehen und wenn möglich festhalten!
Gebt auf euch acht!
Lieben Gruß aus Hofheim
Papa/Eckhard