Meine Lieben,
es regnet, regnet, regnet, seit Tagen. Als ich am Mittwoch nach Radolfzell fuhr, dachte ich nach dem Ortsausgang auf der langen Straße, wenn das jetzt bald überflutet ist, dann wird die Straße wieder gesperrt. Läge dann noch hoher Schnee auf dem Schiener Berg, richtiger hoher Schnee (gesperrt) und die Schweizer den Zoll schließen würden (wegen irgendetwas, im Zweifelsfall wegen Corona) dann, ja dann wären wir auf der Höri im naturgegebenen (wär das jetzt vegan? Wahrscheinlich nicht, Tiere sind ja auch eingeschlossen und wir sind ja auch keine Veganer sondern aus Fleisch und Blut) Lockdown.
Schnapsidee! Ja, die Straße wird bei Überflutung immer gesperrt, der Zoll wird manchmal auch geschlossen, war im letzten Frühjahr so, aber über den Schiener Berg kommt man ja auf jeden Fall, der ist ja nicht der Nanga Parbat, dass es unten regnet und oben wie verrückt schneit.
Nein, nein, nur wirre Gedanken!
Aber manchmal stellt man sich ja diese „Was-wäre-wenn-Frage? Was wäre wenn ich damals nicht dort gewesen wäre, nicht diesen oder jene getroffen hätte, an einer bestimmten Stelle mich anders entschieden hätte.
Manchmal verpasst man auch den richtigen Moment und alles entwickelt sich so, als hätte es diesen Moment nie gegeben.
Wer weiß was alles passiert wäre oder sich entwickelt hätte, wenn man etwas nicht verpasst hätte oder eine andere Entscheidung gefällt hätte?
Grundsätzlich ist das jedoch egal. Es ist wie es ist, es macht keinen Sinn etwas hinterher zu weinen, man kann es nicht mehr ändern und wie schon in den Sprüchen des Konfuzius Herr Schiller uns sagt „ewig still steht die Vergangenheit“. Natürlich ist man manchmal frustriert, verletzt, wütend aber ich sage mir da immer „ich ärgere mich“ das heißt doch, dass ich das mir selbst antue, also kann ich es auch besser bleiben lassen.
Was für Gedanken man in diesen Lockdown Zeiten hat! Man stellt sich schon weitere Lockdowns vor, hier der Höri Lockdown und dann fragt man sich ob das dann nicht vielleicht auch besser wäre, wie wären unter uns, würden uns auf das Wesentliche besinnen, wer baut die Kartoffeln an, wer putzt die Schuhe und wer regelt den Verkehr( auf der Straße).
Wir wären eine kleine verschworene Gemeinschaft, jeder kennt jeden und jede und alle helfen einander.
In dem Zusammenhang fällt mir ein, wie ich meinen Kindern immer die Welt erklärt habe. Als mich Philipp einmal fragte, ob der Bürgermeister unseres Dorfes unser König sei, habe ich ihm folgende Geschichte erzählt:
Vor langer, langer Zeit (als das Wünschen noch geholfen hat) lebten alle auf einer kleinen Insel. Wir waren sogenannte Selbstversorger und dazu noch mit uns selbst und den anderen zufrieden. Als wir sehr gute Ernten hatten, begannen wir mit mehreren Nachbarinseln Handel zu treiben, erfolgreich! Die hatten Äpfel und wir Birnen. Und noch vieles andere, was wir tauschen konnten. Die tägliche Arbeit wurde deswegen mehr und einiges, das wir früher selbst in die Hand genommen hatten, konnten wir nicht mehr selbst erledigen. Deshalb bestimmten wir jetzt jemand, der den Kindern lesen und schreiben beibringt, jemand der den Verkehr unserer Pferdefuhrwerke regelt, uns Brennholz besorgt und vieles, vieles mehr. Wir wählten auch jemand, der das alles für uns organisiert, so dass wir beruhigt unserer Arbeit nachgehen konnten. Wir legten natürlich auch fest, dass die, die das alles für uns übernahmen auch an unserem Erfolg beteiligt waren. Und so lebten alle glücklich und zufrieden und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute (enden alle guten Märchen)
Tja mein kleiner Sohn, leider haben viele das über die Jahre vergessen und denken heute, dass sie uns auserwählt haben und wir dankbar sein müssen, dass sie für uns da sind. Sie beteiligen uns natürlich dafür auch an ihrem Erfolg und ihrer Arbeit.
Nein, Philipp, der Bürgermeister ist nicht unser König!
Ich wünsche euch heute einen entspannten Sonntag und wenn ihr etwas lesen wollt, warum nicht mal wieder „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ von Milan Kundera.
Wenn ich Flower Power Radio höre, dann kommt immer mal wieder etwas, das ich lange nicht gehört habe, zum Beispiel das: https://youtu.be/xqOMuR5Z530 und noch etwas von Mamas und Papas https://youtu.be/3R_eu1qeR5w . Viel Spaß beim Anhören!
Lieben Gruß vom See.
Gebt auf euch acht.
Papa/Eckhard