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Ein Tag zum Zocken

Meine Lieben, 

Ich blinzle in die Sonne. Der Rabe sitzt auf der Birke, kümmert sich wahrscheinlich nicht um Weihnachten, oder vielleicht doch, so genau weiß man das nicht, wie man vieles nie so genau weiß. Oft genügt das ja auch, denn die Umstände ändern sich so schnell, dass man das, was man gerade noch zu wissen glaubte plötzlich nicht mehr wichtig ist, unter Umständen sogar nicht mehr stimmt.

Das vergangene Jahr hat vieles geändert, die ganz persönliche, die eigene Sicherheit und die der Familie stand plötzlich im Vordergrund. Wer fuhr schon gerne mit dem Bus, der Bahn oder flog durch die Gegend? Im eigenen Auto fühlte man sich am sichersten. Sicherheit, das ist was wir irgendwie alle suchen. Nicht nur vor Sturm und Regen oder sonstigen Unwettern, auch Sicherheit im Denken und Fühlen, geborgen sein!

Der See ist ganz ruhig, die Häuser von der Schweizer Seite spiegeln sich im Wasser, ein kleiner Nachen liegt ruhig in der Mitte des Untersees, Rauch steigt auf, aus den Schornsteinen im Dorf.

Der Fischer hat mir heute morgen sein Leid geklagt: „700 m Netz und nur einen halben Eimer Fische! Morgen fahr ich nicht raus, das lohnt sich fast nicht“. 

Er schlitzt geübt die Felchen auf und macht mir vier Filets fertig, für Weihnachten. „Der See ist zu sauber, die Fische haben fast keine Nahrung“.

Heute, am 24. Dezember um drei Viertel (viertel vor) nun ein Surfer auf dem See, es hat Wind.

Jetzt am Nachmittag, mehr Wind, mehr Surfer.

Wir bekamen an Weihnachten viele, längere als üblich, Nachrichten von Freunden und Bekannten. Man hat sich in diesem Jahr ja selten getroffen, meist gar nicht. Wir sind eben doch soziale Tiere mit der Sehnsucht nach Gemeinschaft. Wir lieben den verschmitzten Blick, die leichte Berührung an der Schulter, eben die Begegnung in echt, nicht digital, hautnah sozusagen.

Trotz alledem habe ich diese Weihnachtstage genossen, viel Ruhe, Zeit um zu sich zu kommen, heimzukommen. 

„Vergnügungen“ von Berthold Brecht passt da sehr gut. Einfachheit die wir uns bewahren sollten.

Bertolt Brecht, „Vergnügungen“ [1954]

Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen
Das wiedergefundene alte Buch
Begeisterte Gesichter
Schnee, der Wechsel der Jahreszeiten
Die Zeitung
Der Hund
Die Dialektik
Duschen, Schwimmen
Alte Musik
Bequeme Schuhe
Begreifen
Neue Musik
Schreiben, Pflanzen
Reisen
Singen
Freundlich sein.

Am 25. dem ersten Feiertag gab es dann noch eine neue Empfehlung von meiner Enkelin Alva (6 Jahre): „1. Weihnachtsfeiertag, der Tag zum Zocken!“ 

Na, dann?!

Für den 2. Feiertag habe ich noch keinen guten Rat eingeholt. Vielleicht einfach die Zeit an sich abtropfen lassen, die Geschenke nochmals anschauen. Ich geh mal davon aus, das Christkind hat euch gut versorgt. 

Und noch ein freier Tag, aber immerhin ein „normaler“ Sonntag. Durchatmen, sich recken und strecken.

Ich wünsche euch einen wunderbaren, entspannten, ruhigen Tag, genießt ihn! Das war’s für dieses Jahr, bis zum nächsten in 7 Tagen.

Für die kommenden Rauhnächte passt vielleicht folgendes: https://youtu.be/nOWjX4BpC24

Lieben Gruß vom See und gebt weiterhin auf euch acht.

Papa/Eckhard

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