Meine Lieben,
ab und zu bekomme ich einen Kommentar auf meine Sonntagsgedanken, entweder direkt als Kommentar oder manchmal auch als eine separate Mail.
Ein alter Freund hat mir jetzt geschrieben, dass er mit Interesse meine Sonntagsgedanken liest und zu einem großen Prozentsatz den alten Eckhard entdeckt, deswegen auch in alten Bildern gräbt und mir jetzt jedes mal ein altes Bild schickt. Ich finde das eine ganz tolle Idee und habe mich sehr darüber gefreut. Es freut mich mal wieder zu sehen wie ich zwischen 20 und 25 ausgesehen habe.
Was den alten Eckhard betrifft, musste ich jedoch widersprechen. Es gibt nur den Einen! Einen neuen gibt es nicht!
Ich bin der festen Überzeugung, dass ich immer noch derselbe bin. Da ich ja nicht eine einmalige Spezies bin, denke ich das gilt doch wahrscheinlich für alle von uns. Aber das müsst ihr selbst herausfinden.
Auf jeden Fall bin ich zwar reicher an einigen Erfahrungen, habe einige Blessuren mitgenommen, nicht alles klappt immer noch so wie mit 25 Jahren, aber innen drin – das was man wahrscheinlich Seele nennt – das was ich nur mit mir teile, da ist immer noch dasselbe. Ich kann nicht sagen in welchem Alter ich genau stehengeblieben bin. Ich kann auch keine Zahl nennen. Irgendwie ist es so, wie es schon immer (wahr)war.
Ja, wenn ich heute wie 1968 am Pont Neuf sitzen würde, das mit der Flasche Wein ginge ja noch, aber aufstehen könnte ich nicht mehr so schnell. Auch nicht vor den Flics bei der Demo so leichtfüßig davonrennen. Ich würde auch nicht mehr bei einer Demo gegen die Notstandsgesetze in Pforzheim mit Eiern auf Polizistenautos werfen.
(Ich kann mich noch gut an das anschließende Verhör auf der Polizeiwache erinnern. Da hatte ich ordentlich Schiss!)
Beim Skifahren dauert es vielleicht noch zwei Jahre bis mich meine Enkel überholen und auch im Tennis und Fußball muss ich mich geschlagen geben.
Wenn ich das Bild anschaue, welches mir mein Freund geschickt hat, kann ich nicht sagen wann und wo das war und irgendwie kenn ich den Kerl auf dem Bild auch gar nicht. Habe ich so ausgesehen? Das muss ja ewig her sein. Ich werde ihn mal fragen von wann die Bilder sind.
Aber was wirklich wichtig ist, das ist dieser Spruch: Man ist so alt wie man sich fühlt. Früher habe ich immer gedacht: Ja, Ja, Ja, Sprüche von alten Leuten.
Heute muss ich sagen, es stimmt. Man fühlt sich immer gleich, ich zumindest, innerlich, seelenmäßig!
Ist das bei euch allen auch so? Ihr braucht jetzt nicht alle zu antworten, aber ihr könntet mal hinterfragen, wie alt ihr wirklich seid? Oder heißt das, wie jung?
Wahrscheinlich spielen Zahlen keine Rolle. Zumindest in diesem Zusammenhang.
Ich wünsche euch einen zeitlosen, gedankenvollen Sonntag. Für den Spaß und die Unbeschwertheit: https://youtu.be/vS5ttqc8iDw
Lieben Gruß vom See, gebt auf euch acht!
Papa/Eckhard
Oh, ich wusste gar nicht das Du ein Street Fighting Man warst. Da kann ich mich als später Geborener nur bedanken, sonst hätte meine Generation einiges erkämpfen müssen. Allerdings ist die Frage, ob man so wie früher war und derselbe oder wie jung man sich fühlt, manchmal komisch, wenn früher nicht nur Erbauliches passiert ist. Manchmal ist ja Änderung und Neues ganz gut. In jedem Fall gibt es für jede Fall den passenden Spruch. zB.: Wer mit 20 kein Sozialist ist, hat kein Herz. Wer mit 60 immer noch Sozialist ist, hat kein Verstand. Egal wie, der Spirit mit 20 ist auch mit 60 schön.
LG Stefan
Aber Ecki, gings es denn damals in Pforzheim nur darum, faule Eier auf Polizeiautos zu werfen? Aus Prinzip sozusagen, oder weil es cool war gegen die Bullen zu sein? Oder gab es auch Gründe, weshalb man das getan hat, Inhalte für die man sich eingesetzt hat? Die Frage stellt sich doch eher (wenn Du immer noch ‚derselbe‘ bist) ob Du dich auch heute noch für dieselbe Sache einsetzen und öffentlich Protest einlegen würdest für das, was Du für richtig hältst. So schnell rennen wie früher kannst Du nimmer, das ist so. Und dass Du über gewisse Dinge im Leben auch anders denkst als früher, bin ich mir ziemlich sicher. Und auch die Seele lässt sich nicht ‚konservieren‘. Manche von denen die das glauben -sog.Konservative – werden vor lauter Bewahrungssucht immer konservativer und verändern sich dadurch, bis sie stockkonservativ sind und reaktionär auf jede Veränderung reagieren. Fazit, für mich: dass wir immer dieselben bleiben, bezweifle ich. In diesem Sinne, danke für den Gedankenanstoss am frühen So-Morgen im trüb-nassen Toggenburg und dir einen geruhsamen runter an den See! JP