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Habibi

Meine Lieben,

in einer langen Schlange standen wir in Rijyad bei der Einreise vor dem Immigration Officer. Die Philippiner neben uns mußten noch viel länger warten, ich hatte keine Ahnung wie lange sie schon hier standen. Sie mußten alle ihre Pässe abgeben und warteten nun bis sie sie zurückbekamen, mehr oder weniger zugeworfen.  

Unser General Manager, der seit 2 Jahren in Riyadh lebte, holte uns ab. Der Weg zum Parkplatz führte durch eine lange Unterführung, naja so lang war sie jetzt nicht, kam mir aber lang vor. Der komplette Boden war mit großen, 5-10 cm langen Heuschrecken bedeckt. Über diesen lebendigen Teppich ging es circa 50 m durch diesen recht düsteren Gang. Man kam sich vor wie bei Indiana Jones.

Im „Compound“, alle Ausländer leben in einer separaten abgeriegelten Siedlung, bekamen wir erst einmal ein selbstgebrautes Bier. Anscheinend macht man das dort so, denn Alkohol gibt es ja nicht zu kaufen. 
Als wir später zum Abendessen gingen, bemerkte ich, daß die Eingänge zum Lokal nach Männern und Familien getrennt waren.Am Straßenrand sah ich immer wieder Gruppen von jungen Männern an irgendwelchen Holzstückchen kauen. Was ist das? Süßholz, wurde mir erklärt. Vielleicht kommt daher der Ausdruck „Süßholz raspeln“. 
Wir kamen übrigens an diesem Tag von Kairo. Wir waren am Freitag Nachmittag von Frankfurt nach Kairo geflogen, hatten dann dort Samstag und Sonntags Meetings, das geht ja ganz gut, in muslimischen Ländern ist der Freitag eben unser Sonntag. Kurz vor der Ankunft in Riyadh verschwanden etliche junge, westlich gekleidete Frauen in der Toilette und kamen dann vollständig  in schwarz, nur mit Augenschlitz, Niqab heißt das, wieder zum Vorschein.
Ich glaube, das wurde auch dort in der Zwischenzeit etwas gelockert.Es war auf jeden Fall ein sehr interessanter Geschäftstrip, auch mit einer Führung durch die Altstadt. Ibrahim zeigte mir den Platz, wo auch heute noch entsprechend nach saudischem Recht bestraft wird, er erzählte mir auch einige recht drastische Beispiele.Nach 3 Tagen ging es weiter nach Dubai, das war schon eine anderen Welt! Von dort 2 Tage später nach Istanbul und wiederum nach 2 Tagen dann zurück nach Frankfurt. 

Ich war danach noch oft im mittleren Osten, ich fand das dort immer sehr aufregend. So andersartig, das Essen fremd und gut, die Menschen unglaublich nett. Beziehungen und Berührungen sind unglaublich wichtig.

Übrigens bin ich ab dem Zeitpunkt, egal wie lange die Reise war, immer nur noch mit Handgepäck gereist. Auf dem Flug von Frankfurt nach Kairo ging nämlich mein Gepäck verloren. Und da wir bei diesem Trip, überall nur ca. 2 Tage waren, folgte mein Koffer mir in regelmäßigem Abstand, d.h. er reiste mir hinterher.Meine Reisen waren zwar anstrengend, aber es hat mir immer viel gebracht. Man bekommt einen anderen Blick für vieles, speziell wenn das Geschäftsreisen sind. Man hat Kontakt zum „normalen“ Leben, zur Arbeit, Sorgen, die den einzelnen plagen, aber man kann auch gemeinsam Freude empfinden. Bei Urlaubsreisen ist das doch eher eine künstliche Welt.Man stellt fest, daß egal ob in Finnland, Südafrika, Oman oder USA, zwischen Nord/Süd/Ost und West die Menschen immer dasselbe umtreibt. Liebe, Freude, Hoffnung und Trauer, daß alle nur in Ruhe leben wollen, einfach leben und ich verstehe nie warum der eine oft den anderen nicht in Ruhe läßt. Freundlichkeit, Toleranz und Hilfsbereitschaft ist doch recht einfach.https://youtu.be/OtU9xCbVY6I

Vor vielen Jahren habe ich mal das Buch von Peter Härtling „Hubert oder die Rückkehr nach Casablanca“ gelesen. Ich weiß nur noch, daß es mich damals faszinierte. Ich fang’s mal wieder an zu lesen, mal sehen wie ich das jetzt empfinde.

Ich wünsche euch einen schönen Sonntag vom grauen See.
Lieben Gruß Papa/Eckhard

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