Zum Inhalt springen

Sommergedanken

Meine Lieben,

der See ist glatt wie ein Spiegel, die Hügel am schweizer Ufer haben sich zur Hälfte noch hinter dem Frühnebel versteckt.
Die Sonne wird ihn in kurzer Zeit auflösen. Trotzdem denke ich: alles so früh!

Als ich ein kleiner Junge war, war der August immer der klassische, heiße Sommermonat. Urlaub, Freibad und so weiter… . Ich kann mich auch noch an ein Bilderbuch erinnern, das ich als kleiner Bub gerne anschaute. Es beschreibt die Aufgaben auf einem Bauernhof während des Jahres (das Bilderbuch habe ich übrigens immer noch).
Im August ist Heuernte. Es wird mit Gabeln auf den Wagen geladen, der Knecht kutschiert den Wagens übers Stoppelfeld, kleine Buben und Mädchen sitzen hoch auf dem Heuwagen, sind wichtig und freuen sich. Ich rieche das frische Heu.
Heute ist das automatisiert und rationalisiert. Keine Knechte, keine Buben und Mädels, die auf von Pferden gezogenen Heuwagen sitzen.
Der Sommer wurde vielleicht auch gleich mit rationalisiert und findet jetzt Ende Juli und höchstens Anfang August statt.

In meinem Sommer waren wir im Freibad, natürlich mit Koffferradio. Wir waren immer ein ganze Clique, Jungs und Mädels, so zwischen 14 und 17 Jahre alt. Ss war eine gute Zeit. 
Naja, wenn man gut in der Schule war, dann hatte man etwas weniger Stress zuhause. Wegen der Haarlänge hatte fast jeder Ärger, zumindest die Jungs.

Ich durfte einmal sogar nicht mit in den Skiurlaub aufgrund der Haarlänge. Ganz so schlimm war das aber nicht, meine Freundin hat sich von der vier tägigen Konfirmantenfreizeit abgemeldet ohne das zuhause zu bekannt zu machen. So hatten wir die Zeit für uns, sturmfreie Bude! In Lindelbrunn, das liegt irgendwo im Pfälzerwald gibt es logischerweise kein Telefon und Handys gab es zu der Zeit noch nicht. Man war vier Tage weg, unerreichbar, wie verschollen. Am Ende dieser Zeit bin ich dann mit dem Moped in den Garten gefahren, um ihren Schuhen etwas „Waldpatina“ zu verpassen. Hat alles prima geklappt.

Mit der Schule war das nicht immer so einfach. Meine Nichte fragte mich neulich was meine Lieblingsfächer waren und welche Lehrer ich am besten leiden konnte. Also, ich konnte die Lehrer fast alle gut leiden, leider beruhte das nicht immer auf Gegenseitigkeit.
Lieblingsfächer, klar Sport und ……? Ich hab’ eben alles gemacht so gut es ging und hatte übrigens  nach jeder Klassenarbeit eigentlich immer ein gutes Gefühl.
Hier muß ich leider Loriot zitieren: „mit deinem Gefühl stimmt was nicht“. Aber in der Retrospektive war das alles nicht so schlimm, es hat mir nicht geschadet und vielleicht sogar Fähigkeiten in mir geweckt, die ich bei „normaler“ Schulkarriere vielleicht nie entdeckt hätte.

Aber zurück zum Sommer, respektive zum nahen Ende.
Wir warten auf den Altweibersommer. Das darf man auch heute noch sagen, denn es kommt eigentlich von weben und hat mit den Spinnen zu tun, die sich auf die Reise begeben und uns dann am Morgen mit diesen wunderbaren silbernen Fäden im Garten beglücken.
Ein wunderschönes Bild und eine Zeit auf die man sich freuen kann.

Ich wünsche euch einen freudvollen Sonntag ,mit Vorfreude auf kommende Zeiten, genießt den Mozart mit Felix Klieser und vielleicht schaut ihr mal wieder in den Faust. Lohnt sich immer!

Lieben Gruß aus Hofheim. Gebt auf euch acht.

Papa/Eckhard

2 Kommentare

  1. Frank Hammer

    Moin Eckhard,
    schöne Impressionen 🙂 Danke!
    Gruß Frank

  2. Florian

    Schönen guten Morgen,
    wunderbare Sonntagsgedanken, wie ( fast ) immer.
    Eine Zeitreise, die sich in leicht abgewandelter Form, Generation um Generation immer wieder wiederholt.
    Schulkarrieren die wenig bis keinen Einfluss auf ein erfolgreiches ( dies liegt immer in der Interpretation des Betrachters ) und zufriedenes Leben haben…naja außer vielleicht, dass ich grad dreimal überlegen muss wie man Karriere richtig schreibt.
    Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir, so hieß es immer.
    Man lernt vermutlich doch eher aus dem Leben an sich.
    Aber die eigene Schullaufbahn offenbaren wir unseren Kindern lieber erst später, so wie das ein oder andere Detail von Dir auch heute erst in Sonntagsgedangen zu Tage tritt.
    …die Waldpatina an den Schuhen der in Lindelbrunn verschollenen Freundin. Herrlich !
    Ach, könnt man heute mal noch eben so verschwinden, einen Treffpunkt zu einer bestimmten Uhrzeit ausmachen, um acht Zuhause sein, oder wenn es dunkel wird ( auch dies war immer Interpretationssache ).
    Alles ohne Anruf und WhatsApp.
    Aber so ist das, Zeiten ändern sich und sie ändern dich.
    Schönen Sonntag, Grüße vom Weckle holen mit Oskar…
    Man staune, ich bin weder auf dem Tennisplatz, noch arbeiten, noch lieg ich noch im Nescht.
    Liebe Grüße
    Florian

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Abonniere die Sonntagsgedanken

Die letzten Beiträge

Archiv