Meine Lieben,
die Zeit rennt davon! oder rennen wir vor der Zeit davon? oder rennen wir der Zeit hinterher?
Ich kann das nicht genau sagen, wahrscheinlich kommt das auf den Standpunkt an, also ich meine, wo man selbst steht.
Ich pendle zwischen Hofheim und dem Bodensee. Da meine ich manchmal die Zeit bleibt irgendwo auf dieser Strecke liegen. Das Verrückte ist nur, daß man sie – sollte man wieder vorbeikommen – nicht einfach aufheben kann. In der Zwischenzeit hat sie sich einfach verflüchtigt. Abgehauen! Nicht mehr auffindbar! Einfach weg!
Wenn man dann einen lieben Menschen verliert, so wie das kürzlich in unserer Familie der Fall war, dann erst merkt man, was man unter Umständen verpaßt hat. Denn das ist etwas endgültiges und nichts holt diesen Menschen wieder zurück. Glaubt man jetzt an ein weiteres Leben oder besser an ein anderes dann ist man natürlich gut dran, ich habe nämlich gehört, daß es im Himmel (für die Braven, die Schlechten müssen bedienen) eine Gartenwirtschaft geben soll. Diese Gartenwirtschaften, in Bayern heißt das Biergarten finde ich wirklich super. In meiner Münchner Zeit sind wir dort mit dem Radl hingefahren, man konnte an bestimmten Plätzen sein eigenes Vesper mitbringen und hat nur die Halbe am Ausschank geholt.
Überhaupt war diese Münchner Zeit, doch eine recht schöne und prägende Zeit, ich war das erste Mal so richtig von zuhause weg und das hat mir gut getan. Endlich war ich auf mich alleine gestellt, war nicht immer leicht aber ganz gut. Am Beginn meiner Münchner Zeit, das war übrigens 1981, habe ich in der Rablstraße in Haidhausen in einem riesigen Wohnblock gewohnt. 1 Zimmer inklusive Kochnische, Bad und Gang waren das 20m2, für übrigens DM 800,— . Ich bin da mehrmals umgezogen vom 4. in den 7. vom 7. in den 1. und vom 1. dann in den 9. Stock. Im 9. Stock war ich dann länger, habe das Zimmer aber dann lange nicht benutzt, deie meiste Zeit war ich da in Sauerlach. Das mit dem Umziehen war auch garnicht so schwierig, ich hatte nämlich nur einen alten Sessel, einen kleinen Tisch und eine Matratze am Boden.
Im Haus war übrigens immer einiges los, weil dort auch Damen vom horizontalen Gewerbe angemietet hatten und es konnte schon passieren, daß nachts die Polizei durch die Gänge „bleiben Sie stehen!“ brüllte.
Die meinten nicht mich, denn ich lag ja auf meiner Matratze am Boden. Ich verhielt mich dann aber trotzdem mucksmäuschenstill, weil es war ja auch die Zeit der Bader Meinhoff Gruppe und man konnte, speziell in diesen anonymen Wohnblocks, nie sicher sein ob die GSG 9 nicht die Türe eintrat. Also besser ruhig auf der Matratze bleiben.
In der Nähe gab es ein griechische Resataurant. Ich fand es immer toll, daß es keine Speisekarte gab, man wurde aufgerufen, durfte in der Küche in die Töpfe schauen und sich sein Essen aussuchen. Gehört jetzt nicht hierher, aber fiel mir geben gerade so ein.
Was mir noch so einfällt, daß damals die Erkenntnis kam, daß wenn man Gedanken, Gedichte oder ähnlichses aufschreibt, das immer ganz persönlich ist und für den den Schreiber eine ganz andere Bedeutung haben kann als für den der es liest. Ich denke das ist so für große, bekannte, bedeutende Autoren aber auch für kleine, unbekannte und unbedeutende Schreiber wie mich.
Beispiel:
„Da stehen sie meine Träume, auf der Straße und werden naß“
Hatte ich mal geschrieben als ich in der Rablstraße den Wohnblock verlies und 2 Motorräder im Regen vor dem Haus stehen sah.
Jetzt kann sich jeder vorstellen wie das so mit den Träumen ist……Ich denke Hauptsache ist man hat welche!
Ich wünsche euch auf jeden Fall einen traumhaften Sonntag, genießt ihn, schaut den Wolken nach, überlegt was für Bilder das sind und haltet das Glück fest.
Lieben Gruß vom See gebt auf euch acht!
Papa/Eckhard