Meine Lieben,
früh am Morgen, ich liege noch im Bett, höre den Kuckuck rufen, laut. Wo ist meine Geldbeutel?! Warum? Meine Mutter hat mir erklärt, daß wenn der Kuckuck „kuckut“, man auf seinen Geldbeutel klopft und, daß damit über Zeit der schnöde Mammon immer mehr wird. Das wisse doch jedes Kind. Ich habe das seither immer gemacht und ich kann euch sagen es hat geklappt. Ich habe heute mehr wie vorher.
Überhaupt bin ich mit solchen Sprichwörtern und Lebensweisheiten aufgewachsen, z.B. was „Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“, „Morgenstund hat Gold im Mund“, „Der frühe Vogel frisst den Wurm“, „Vögel die morgens früh schon singen holt am Abend die Katze“.
Man sieht am“ Vogelbeispiel“, es gibt für jede Situation, die richtige Weisheit. Suche ich etwas und und bin schon der Verzweiflung nahe fällt mir ein, daß ich ja den heiligen Antonius anrufen muß, der hilft beim finden. Fahre ich ins Städtchen und sehe auf der rechten Seite der Straße eine Schafherde, kommt mir sofort in den Sinn: „Schäfchen zur rechten, kämpfen und fechten“. Ohje! Aber ich fahre ja nachher wieder zurück und dann…„sind sie ja zur linken, das Glück wird dir winken“. So löst sich der schlechte Fluch in diesem Falle auf.
Es gibt also einiges was ich aus meiner Kindheit an guten Ratschlägen mitgenommen habe, „Spinne am Morgen, Kummer und Sorgen“, „Spinne am Abend erquickend und labend“.
Schneidet jemand auf, dann gibt er an wie „Graf Kocks vom Gaswerk“ und rennt man noch schnell irgendwohin, dann “ läuft man wie ein Salzmann“.
Ein weiterer guter Ratschlag meiner Mutter war immer: „Man kann das Bett nicht an 7 Zipfeln halten ( im Dialekt sagt man anstatt halten, heben).
Will man etwas erreichen ohne vollen Einsatz dann heißt das „wasch‘ mir den Hals aber mach mich nicht naß“.
Auf meinen Einwand, „Ich kann das nicht“, kam postwendend der lange Satz: „Sage nie das kann ich nicht, vieles kannst du willst die Pflicht, alles kannst du will’s die Liebe, darum dich in Schwerem übe. Schweres fordert Lieb und Pflicht, sage nie das kann ich nicht“. Spätestens nach der Hälfte dieser Litanei hat man es entnervt nochmals versucht und konnte es dann auch.
Ich würde auch nie beim putzen meiner Schuhe einen Schuh auf den Tisch – und mag er noch so schäbig sein – abstellen. Das bringt Unglück! Nach einer ausgiebigen Feier durfte man, mit dem Einwand man habe Kopfweh und man glaube zu sterben, meiner Mutter nicht kommen. Ihr Einwand: „So schnell stirbt man nicht, da wird einem erst noch recht schlecht“.
Von frühster Kindheit an spielte auch der Herr Hoffmann . ich meine jetzt nicht meinen Opa, der hieß auch Hofmann – eine große Rolle.
Du bist ja ein richtiger Zappelphilipp. Erraten?…. richtig Der Struwwelpeter! „Und die Mutter blickte stumm auf dem ganzen Tisch herum“, nur weil da einer auf dem Stuhl geschaukelt hat.
„Konrad sprach die Frau Mama, ich geh’ aus und du bleibst da aber….“ Genau, man soll nicht am Daumen lutschen. Mein Vater als Zahnarzt hätte noch hinzugefügt, daß man sonst einen Vorbiß bekommt. Das Gegenteil müßte ein Unterbiß sein. (Schiebt mal den Unterkiefer vor, nach dem Motto „bei mir regnet es rein“, der Vorbiß sagt dann, „kann mir nicht passieren“)
Der Suppenkasper würde heute wegen Bulimie behandelt und der Hanns-guck-in-die Luft wäre heute der Hanns-guck-auf’s-Handy. Ich könnte noch ewig solche Beispiele bringen, aber empfehlen kann ich ich euch, daß ihr mal in Wikipedia die Geschichte des Struwwelpeters nachforscht, ich bin sicher auch ihr entdeckt Neues.
In diesen schwierigen Corona Zeiten, durch die man mit Contenance und selbstbewusst durch muß, würde meine Mutter wahrscheinlich empfehlen: „Kopf hoch auch wenn der Hals dreckig ist“ .Zusätzlich könntet ihr euch auch mal wieder an Beethovens 9. erfreuen mit dem wunderbaren Text von Herrn Schiller.
Lieben Gruß aus Hofheim ( im Moment auf der Fahrt nach Pforzheim, Muttertag!
Gebt auf euch acht!
Papa/Eckhard